Autobauer Buick LaCrosse: Opel zieht dicken Auftrag von GM an Land

Mitten im Überlebenskampf hat der Autohersteller Opel innerhalb des General-Motors-Konzerns einen Großauftrag erhalten. Nach den Werksferien im Sommer soll im Stammwerk Rüsselsheim die US-Ausgabe des Mittelklassewagen „Insignia“ vom Band laufen, wie Betriebsratschef Klaus Franz heute sagte.

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Ein Buick LaCrosse (oben) und Quelle: dpa

Das berichtet die Deutschen Presse-Agentur dpa. Geplant seien 70.000 Exemplare des „Buick LaCrosse“ innerhalb von zwei Jahren. Ein Konzernsprecher bestätigte das Vorhaben grundsätzlich, äußerte sich aber nicht zu Stückzahlen. Zudem nannte er für den Produktionsanlauf den Zeitraum 2010 bis 2011.

Die Opel-Mutter GM setzt weiter auf rasche Finanzhilfen der Bundesregierung für die deutsche Tochter. Es bestehe ein dringender Kapitalbedarf für das Europa-Geschäft rund um Opel, sagte GM-Chef Fritz Henderson heute in Detroit. „Wir brauchen die Unterstützung.“

GM werde die Investorensuche für Opel eng mit der Bundesregierung abstimmen, sagte Henderson. Der Partner müsse für sie annehmbar sein. Ziel sei ein Abschluss der Verhandlungen noch in diesem Monat. GM habe seine Bereitschaft signalisiert, einen Minderheitsanteil zu behalten.

Die Rüsselsheimer Fabrik ist derzeit mit einem Zweischichtbetrieb auf rund 180.000 Fahrzeuge im Jahr ausgelegt. Dort arbeiten rund 5600 Menschen. Für den Insignia liegen nach Werksangaben in Europa bereits mehr als 100.000 Bestellungen vor. Opel übernehme die Produktion des Buick, weil das in den USA vorgesehene Werk Fairfax noch nicht auf das neue Modell umgestellt sei.

Keine Produktionsverlagerung in Billiglohnländer

Von einer Produktionsverlagerung auf GM-Standorte in Billiglohnländern könne da keine Rede sein, sagte Franz. Zuvor hatten US-Medien berichtet, GM wolle Teile seiner für den US-Heimatmarkt bestimmten Produktion aus Kanada, Europa und Australien in billigere Länder in Asien und Lateinamerika verlagern. Es gehe um ein Volumen von rund 130.000 Fahrzeugen, berichtete die „Detroit News“ unter Berufung auf interne GM-Dokumente.

GM vertreibt in den USA derzeit etwa unter der Marke Saturn das in Europa gefertigte Opel-Modell Astra. Die Stückzahlen sind allerdings gering. GM-Chef Henderson betonte, der Zeitdruck mache eine Insolvenz für GM wahrscheinlicher. Dann müssten womöglich auch Konzerntöchter außerhalb der USA Insolvenz anmelden. Derzeit gehe GM davon aus, dass dies „Land für Land“ zu entscheiden sei. „Es gibt aber immer noch eine Chance außerhalb eines Insolvenzverfahrens“, betonte Henderson.

Präsidenten-Ultimatum bis Ende Mai

US-Präsident Barack Obama hatte dem größten amerikanischen Autobauer ein Ultimatum bis Ende Mai gesetzt, um die Überlebensfähigkeit des Konzerns nachzuweisen. Sonst droht eine Insolvenz wie bei Chrysler. GM hat bisher 15,4 Milliarden Dollar Staatshilfen bekommen und braucht nach eigenen Angaben noch im Mai weiteres Geld. Gewerkschafter Franz zeigte sich offen zu Vorschlägen von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), die europäischen Teile des GM-Konzerns bei einem Treuhänder zu parken. „Mir wäre zwar der direkte Einstieg des Staates lieber, aber bei einem zu großen Widerstand ist auch das ein guter Vorschlag.“

Franz rechnet weiterhin damit, dass GM in die Insolvenz nach US-Recht gehen wird. Bis dahin sollte zumindest eine grundsätzliche Übereinkunft mit einem neuen Investor unter Dach und Fach sein. „Wer ernsthaft Interesse an Opel hat, muss das in den nächsten zwei, drei Wochen beweisen.“

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