EZB-Direktorin Keine „Gleichmacherei“ bei EZB-Bankenaufsicht

Schon lange befürchten Bankverbände, nationale Besonderheiten könnten bei der zentralen Bankenaufsicht der EZB nicht genug Berücksichtigung finden. EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger ging nun genau auf diese Sorge ein.

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Neben großen Geldinstituten wie der Deutschen Bank gibt es in Deutschland eine sehr fragmentarische Bankenlandschaft mit vielen Volks- und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen. Die EZB will derartige nationale Besonderheiten bei ihrer zentralen Bankenaufsicht berücksichtigen. Quelle: dpa

Frankfurt Die künftig unter dem Dach der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte Bankenaufsicht will bei den von ihr kontrollierten Instituten teilweise auf nationale Besonderheiten Rücksicht nehmen. Ziel sei es nicht, eine Art europäische Einheitsbank zu schaffen, sagte die EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger am Mittwoch in Frankfurt.

„Ich gebe aber zu, in einer Harmonisierung und Zentralisierung liegt auch immer die Gefahr einer Gleichmacherei“, räumte die langjährige Bankenaufseherin und frühere Bundesbank-Vizepräsidentin ein. Mit dem Festhalten an der Beteiligung der nationalen Aufsichtsbehörden am Aufsichtsprozess bleibe die EZB jedoch sehr nah an den regionalen Markt- und Bankenstrukturen.

Es sei gewährleistet, dass nicht alle Banken über einen Kamm geschoren würden. „Die Mitarbeiter der EZB werden sich mit jeder direkt beaufsichtigten Bank, ihrem Geschäftsmodell und ihrem Risikoprofil intensiv auseinandersetzen“, sagte Lautenschläger.

Durch die Auswahl der Prüfer werde jedoch auch sichergestellt, dass alle Banken fair und gleich und nicht ausschließlich durch die nationale Brille beurteilt würden. „In der Aufsicht birgt nicht nur eine zu große Ferne, sondern auch eine zu große Nähe Gefahren. Andere Sichtweisen und neue Aufsichtsansätze und Methoden können den Blick schärfen und die Gefahr, aus einer langjährigen Vertrautheit Gepflogenheiten einer Bank ungerechtfertigt zu akzeptieren, mindern.“

Die EZB übernimmt ab November die Oberaufsicht über die Banken in der Euro-Zone. Sie unterzieht die größten Institute derzeit gemeinsam mit den nationalen Aufsichtsbehörden einem umfassenden Fitnesscheck. Dessen Ergebnisse sollen im Oktober vorliegen.

Ziel des umfangreichen Tests ist es, Kapitallücken und andere Probleme zu erkennen, damit die Notenbank die Banken besenrein übernehmen kann und das Vertrauen der Investoren in die Gesundheit des europäischen Bankensektors zurückkehrt.

Bankenverbände unter anderem in Deutschland hatten in der Vergangenheit davor gewarnt, dass eine europäische Aufsicht nationale Besonderheiten nicht adäquat berücksichtigen könnte. So ist etwa der deutsche Bankenmarkt sehr fragmentiert.

Neben der den großen Instituten Deutsche Bank und Commerzbank gibt es eine Vielzahl an kleinen Volks- und Raiffeisenbanken und Sparkassen.

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