italienische Großbank UniCredit: EZB-Kredite und Gewinne in Ungarn

Trotz der schwierigen Lage im Land ist die UniCredit überzeugt, in Ungarn Gewinne verbuchen zu können. Derweil plant sie, EZB-Kredite bis zu 15 Milliarden Euro abzurufen und an die heimische Wirtschaft weiterzureichen.

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Die italienische Großbank UniCredit rechnet unverändert mit Gewinnen in Ungarn. Außerdem plant sie, in den Geldtopf der EZB zu greifen. Quelle: Reuters

Wien Die UniCredit -Osteuropatochter Bank Austria erwartet in Ungarn trotz der Gesetzesänderung bei Fremdwährungskrediten für das laufende Jahr Gewinne. „Wir sind derzeit dabei, das Ganze zu analysieren“, sagte Bank-Austria-Chef Willibald Cernko am Donnerstag. „Was immer da vor uns ist - wir werden ein positives Jahresergebnis in Ungarn haben.“ Die UniCredit sei weniger als andere Banken von dem Verwerfungen betroffen, weil das auf Firmenkunden spezialisierte Institut weniger Fremdwährungskredite an Privatkunden vergeben habe. „Wir werden sicher kein Kapital nachschießen müssen.“

Hintergrund ist eine Gesetzesänderung, die die in Ungarn tätigen Banken zwingt, Zins- und Gebührenerhöhungen für die vor der Krise populären Fremdwährungskredite nachträglich rückgängig zu machen. Die Konkurrentin Raiffeisen Bank International hatte erklärt, sie rechne mit Belastungen zwischen 120 und 160 Millionen Euro. Die Erste Group erwartet wegen der Probleme in Ungarn und zusätzlicher Abschreibungen in Rumänien einen Jahresverlust von bis zu 1,6 Milliarden Euro.

In Bulgarien habe die UniCredit-Tochter Bulbank als Marktführer von den Turbulenzen zweier kleinerer Banken profitiert, sagte Cernko. Weil viele Bulgarien ihr Geld von den beiden Konkurrenten abzogen, habe das Institut Einlagenzuflüsse im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Die Gespräche über einen Verkauf der ukrainischen Tochter liefen weiterhin. „Aber wie Sie sich vorstellen können, ist das in dem politischen Umfeld alles andere als einfach“, sagte Cernko. UniCredit hatte im März bekanntgegeben, für die Ukraine-Tochter ein unverbindliches Angebot erhalten zu haben.

Unicredit will außerdem in den Topf der Europäischen Zentralbank (EZB) greifen und 14 bis 15 Milliarden Euro an Krediten abrufen. Die endgültige Höhe stehe aber noch nicht fest, sagte Vorstandschef Federico Ghizzoni der Zeitung „La Stampa“ (Donnerstagausgabe). Etwa die Hälfte des Geldes solle an die Wirtschaft im Heimatland weitergereicht werden - inklusive der günstigen Zinsen.

Gerade um die Kreditvergabe der Banken in den südlichen Euro-Ländern in Gang zu bekommen, hat die EZB ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen. Dazu gehören Geldspritzen von maximal einer Billion Euro in den nächsten zwei Jahren. Die Finanzinstitute bekommen das günstige Geld aber nur, wenn sie es Unternehmen nachweislich für Investitionen etwa für neue Maschinen zur Verfügung stellen. So soll die Wirtschaft angekurbelt werden. Denn aus Angst vor immer mehr faulen Krediten hatten viele Geldhäuser in den Euro-Schuldenländern zuletzt beim Neugeschäft gebremst. In Italien bekamen Firmen das sehr deutlich zu spüren.

Italiens Notenbank-Chef Ignazio Visco geht davon aus, dass die heimischen Banken insgesamt mehr als 200 Milliarden Euro von der EZB abrufen. Das dürfte die Wirtschaft anschieben, sagte er am Donnerstag auf einer Bankenkonferenz. Um den Finanzsektor bei den faulen Krediten zu entlasten, schloss er staatliche Unterstützung nicht aus. Denn der bisherige Abverkauf der kritischen Portfolios etwa an spezialisierte Fonds gehe nur sehr langsam voran.

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