Jahrelanger Rechtsstreit Deutsche Bank kurz vor Vergleich mit Kirch-Erben

Jetzt geht es offenbar ganz schnell: Die Deutsche Bank soll sich mit den Erben des verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch auf einen Vergleich geeinigt haben. Die Entscheidung könnte noch heute fallen.

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Der verstorbene Medienunternehmer Leo Kirch (l.) und Rolf Breuer (r.) vor Gericht im März 2011: Der jahrelange Rechtsstreit könnte ein Ende finden. Quelle: dapd

Frankfurt Die Deutsche Bank steht nach Informationen aus Finanzkreisen vor einem mehr als 800 Millionen Euro schweren Vergleich mit den Erben des ehemaligen Medienmoguls Leo Kirch. „Der Vergleich ist weitgehend ausverhandelt“, sagte eine mit den Plänen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Es gehe um 800 Millionen Euro zuzüglich Zinsen. „Der Betrag wird unter einer Milliarde Euro liegen.“

Das Präsidium des Aufsichtsrats und der zuständige Integritätsausschuss des Kontrollgremiums sollten am Mittwoch über eine solche Lösung des seit mehr als elf Jahren schwelenden Streits beraten. „Es läuft auf eine Einigung hinaus“, sagte der Insider. Aufsichtsratschef Paul Achleitner wolle das Thema vom Tisch haben.

Die Deutsche Bank wollte sich wie ein Kirch-Sprecher nicht zu den Informationen äußern. Die Bank und die Kirch-Erben hatten bereits mehrere Anläufe unternommen, einen Schlussstrich unter den Konflikt zu ziehen, aber sie waren oft im letzten Moment gescheitert. Die Kirch-Familie macht die Bank und den damaligen Vorstandschef Rolf Breuer für die Pleite des Medienimperiums verantwortlich und fordert Schadenersatz in Milliardenhöhe. Auslöser war ein Interview Breuers, in dem er Zweifel an der Kreditwürdigkeit Kirchs genährt hatte.

Die Deutsche Bank steht in der Sache unter besonderem Druck, weil sie gerichtlich bereits zu Schadenersatz verurteilt worden ist. Im Zusammenhang damit wirft die Staatsanwaltschaft Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen, dessen Vorgänger Josef Ackermann und weiteren ehemaligen Vorständen des Geldhauses vor, vor Gericht die Unwahrheit gesagt zu haben. Sie ermittelt deshalb wegen Prozessbetrugs.

Die Höhe des Schadenersatzanspruchs von Kirch ist aber noch strittig. Schon bei einem Versuch vor zwei Jahren war von 800 Millionen Euro die Rede gewesen. Der Vorstand hatte damals den ausgehandelten Vergleichsvorschlag abgelehnt. Grund war Insidern zufolge vor allem die Angst, das dieser den Klagen von Aktionären nicht standgehalten hätte.

Fitschen und Co-Chef Anshu Jain hatten erst vor kurzem angekündigt, sie wollten die drängendsten Rechtsstreitigkeiten der Bank möglichst in diesem Jahr beilegen. Finanzkreisen zufolge hat die Bank für den Kirch-Streit Geld zurückgelegt.

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