Leerstand US-Banken sind laut Studie stärker von der Immobilienkrise betroffen

Die Untersuchung der Investmentbank Morgan Stanley zeigt die erhöhte Anfälligkeit von US-Instituten. Auch die Leerstandsquoten sind in den USA höher als in Europa.

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Quelle: Bloomberg

Die Immobilienkrise trifft US-Geldhäuser laut einer Studie der US-Investmentbank Morgan Stanley härter als ihre europäischen Rivalen. Große europäische Institute hätten ihr Kreditengagement im Gewerbeimmobilien-Sektor verringert und seien nur halb so stark wie US-Geldhäuser in dem Sektor engagiert, teilte Morgan Stanley am Dienstag in einer Studie mit. Dies mache US-Kreditgeber anfälliger, da der Preissturz bei den Preisen für Büroimmobilien anhalte.

Diese Märkte erleben derzeit diesseits und jenseits des Atlantiks den größten Abschwung seit der Finanzkrise 2008/09. Gestiegene Kreditkosten und eine Zunahme der Leerstandsquoten, auch bedingt durch mehr Homeoffice seit der Corona-Pandemie, dämpfen die Nachfrage nach Büroflächen.

Aus Sicht der Morgan-Stanley-Analysten sind regionale US-Banken und kleinere deutsche Banken am stärksten von der Krise auf dem Markt für Gewerbeimmobilien (CRE) betroffen. Denn diese hätten ihr Kreditengagement im Unterschied zu großen europäischen Instituten ausgebaut. „Im Großen und Ganzen glauben wir nicht, dass CRE-bezogene Probleme zu einem systemischen Ereignis führen werden, sondern eher zu beherrschbaren Auswirkungen auf die Gewinne, was auf eine kleine Gruppe von Banken beschränkt ist“, schrieben die Analysten.

In einem „Stressszenario“, in dem ein Preissturz bei Immobilien zu Verlusten bei den Banken führe und sich die Kreditqualität der Darlehensnehmer verschlechtere, hätten europäische Banken über drei Jahre hinweg nur Ergebniseinbußen von drei Prozent. Dies sei beherrschbar, denn 70 Prozent der großen europäischen Banken hätten ihr diesbezügliches Engagement seit 2022 auf etwa fünf Prozent ihrer Kreditbücher reduziert. Und bei fast allen Kreditgebern liege das US-Engagement bei weniger als einem Prozent. In den USA habe die Leerstandsquote bei Büros inzwischen 21 Prozent erreicht – in Europa seien es dagegen etwa acht Prozent.

Das CRE-Engagement kleinerer deutscher Banken liege bei mehr als 20 Prozent. Bei Spezialbanken wie der Deutschen Pfandbriefbank und Aareal machten solche Kredite sogar den größten Teil der jeweiligen Kreditbücher aus. Das größte CRE-Engagement in den USA unter den europäischen Großbanken habe die Deutsche Bank. Allerdings seien das nur 1,5 Prozent ihrer Kredite. Zudem habe das Institut bereits Vorsorge getroffen, um potenzielle Verluste abzudecken. Das Engagement der US-Großbanken liege bei etwa elf Prozent. Bei mittelgroßen Kreditgebern liege es bei etwa 30 Prozent.

Refinanzierungsrisiken und Leerstandsquoten seien weltweit die „Schlüsselprobleme“, so die Analysten. Aber es gebe „bemerkenswerte Unterschiede“ zwischen US- und europäischen Banken. Nach Schätzungen der Analysten werden in diesem Jahr etwa 660 Milliarden Dollar an CRE-Schulden in den USA fällig. In Europa seien es dagegen nur 150 bis 200 Milliarden Dollar. Während die Leerstandsquoten in San Francisco bei 32 Prozent und in Los Angeles bei 27 Prozent lägen, komme London auf lediglich neun und Zürich auf etwa fünf Prozent.

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