Das deutsche Bankensystem leidet unter der Vielfalt. Der Wettbewerb ist ruinös.
Große Teile der Branche sind letztlich in staatlicher Hand, ihr Fokus liegt nicht auf einer Kapitalrendite. Das macht es Konkurrenten, die Geld verdienen müssen, schwierig. Andererseits versorgt unser dezentrales Bankensystem kleine, regionale Unternehmen besser als das in Großbritannien, wo sich das Geschäft auf wenige Großbanken konzentriert.
Um die Jahrtausendwende waren Sie der deutsche Prototyp des Investmentbankers, jetzt loben Sie das Traditionsgeschäft und verteidigen die Sparkassen. Sind Sie konvertiert?
Investmentbanking ist auch ein Teil des traditionellen Geschäfts. Gleichwohl ist meine Generation mit einigen Lehrsätzen groß geworden, von denen viele weiter gültig sind. Einige aber waren Illusion. Einer war der Glaube an die segensreiche Wirkung der unbegrenzten Verbriefung von Krediten. Genauso irrig war die Annahme, dass sich Risiken mit Modellen unbegrenzt messen und beherrschen lassen. Die spannendste Frage ist, ob wir auch den Glauben an die fortschreitende Globalisierung der Finanzmärkte korrigieren müssen.
Warum?
Als Banker haben wir an international vernetzte, hoch liquide Finanzmärkte geglaubt, die erforderliche Mittel effizient bereitstellen. Das System ist 2008 kollabiert. Die Globalisierung der Finanzströme entwickelt sich seitdem sogar zurück.
Ist das ein Fehler?
Politisch ist das nachvollziehbar. Eine wirklich globale Produktgruppe waren etwa US-Hypothekenpapiere. Die haben vor der Krise 2008 auch viele Investoren gekauft, die von dem Markt keine Ahnung hatten. In der Euro-Krise haben die Staaten zudem gelernt, dass sie sich besser nicht von Geldgebern aus dem Ausland abhängig machen. Da gibt es eine Renaissance der Nähe. Die Steuerzahler sind nicht global, die Regulierer sind nicht global. Sie achten mehr auf ihre Autonomie und lassen die unbegrenzten Ströme nicht mehr zu.
Was heißt das für globale Großbanken?
Das stellt Teile ihres Konzepts infrage. Sie können nicht mehr überall auf der Welt das gleiche Produkt verkaufen, sondern müssen es in jedem Land an immer mehr Gesetze und Vorschriften anpassen. Das ist schwer zu managen, vor allem wenn am Ende Geld übrig bleiben soll. Es wird auch künftig globale Banken geben, sie werden sich aber stärker spezialisieren.
Braucht Deutschland eine globale Bank?
Wir haben eine der am stärksten globalisierten Wirtschaften der Welt. Ich wäre überrascht, wenn wir irgendwann keine globale Bank mehr hätten.
Im Augenblick ziehen aber die amerikanischen Banken den Europäern davon.
Das ist in erster Linie ein Spiegel des gesamtwirtschaftlichen Erfolgs ihres Heimatlandes. Ein so schwaches Wachstum wie in Europa ist nicht gut für das Finanzsystem.