Ratingagentur Moody's Deutsche Banken sollen profitabler werden

Die Ratingagentur Moody's hat deutschen Banken „ein erstaunlich niedriges Profit-Potenzial“ bescheinigt. Laut einer neuen Studie sind die Aussichten für das deutsche Bankensystem weiterhin negativ.

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Die Ratingagentur Moody's kritisiert in einer neuen Studie die deutschen Banken. Quelle: ap

Frankfurt Deutsche Banken stehen angesichts ihrer niedrigen Gewinne nach Auffassung der Ratingagentur Moody's unter anhaltendem Kostendruck. Die Institute zählten im europaweiten Vergleich zu jenen mit den höchsten Fixkosten und der schlechtesten IT-Infrastruktur, sagte Carola Schuler, die für Moody's Banken in Europa, dem Nahen Osten und Afrika beobachtet.

„Deutsche Banken zeigen in Europa ein erstaunlich niedriges Profit-Potenzial“, sagte Schuler am Dienstag in Frankfurt bei der Vorstellung einer Studie zum deutschen Bankensystem. „Deutschland muss aufholen.“ Umstrukturierungen und mehr Automatisierung reichten aber aus, um das zu schaffen. „Banken können ihre Kosten durch Prozessverbesserungen optimieren“, sagte Moody's-Analyst Alexander Hendricks. Größere Stellenstreichungen brauche es dazu nicht.

Doch Hoffnung, dass das schnell geht, hat die Ratingagentur nicht. „Moody's erwartet, dass die Gewinne in den nächsten 12 bis 18 Monaten schwach bleiben, aber auf stabilem Niveau“, heißt es in der Studie. In diese Lage gebracht haben Deutschland unter anderem die niedrigen Zinsen. Deutsche Kreditinstitute sind stark vom Zinsüberschuss abhängig, so dass die Gewinne nicht mit den Kosten mitgehalten hätten, sagte Hendricks.

Zudem seien die deutschen Kunden kostenbewusster als andere, so dass die Banken es schwer hätten, die Gebühren zu steigern. Länder wie Belgien und Frankreich seien Deutschland bei IT-Investitionen und Stellenstreichungen voraus. Das habe sie effizienter und beweglicher gemacht.

Die Aussichten für das deutsche Bankensystem seien weiterhin negativ, heißt es in der Moody's-Studie. Das bedeute, dass die Wahrscheinlichkeit von Herabstufungen auch in den nächsten 12 bis 18 Monaten größer ist als stabile Ratings.

Hauptgrund dafür ist, dass die Bundesregierung das europäische Bankenabwicklungs-System 2015 vorzeitig einführt, nach dem Aktionäre und Gläubiger vorrangig für die Abwicklung eines Instituts herangezogen werden sollen und nicht mehr der Staat. Das überschatte die positiven operativen Entwicklungen. Die deutschen Banken profitierten von der stabilen Konjunktur und könnten Schocks heute dank einer besseren Kapitalausstattung leichter überstehen als früher. Riskante Geschäftsfelder wie die Schiffs- und Immobilienfinanzierung würden kontinuierlich abgebaut.

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