Rekordverluste bei Dexia &. Co. Rote Zahlen und schwarze Aussichten für Großbanken

Dexia, Credit Agricole, Royal Bank of Scotland: Die drei europäischen Großbanken machten im vergangenen Jahr rund 15,5 Milliarden Euro Verlust. Die Aussichten sind ebenfalls düster.

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Rote Zahlen, schwarze Aussichten: Europäischen Großbanken wie der RBS geht es schlecht. Quelle: Reuters

Düsseldorf Auf sage und schreibe 15,5 Milliarden Euro summieren sich die Verluste, die heute die drei Banken Dexia, Credit Agricole und die Royal Bank of Scotland (RBS) für 2011 vermeldet haben. Die europäischen Großbanken wurden allesamt von der Euro-Schuldenkrise kalt erwischt. Abschreibungen auf Staatsanleihen europäischer Schuldenstaaten belasten die Bilanzen. Vor allem griechische Papiere reißen große Löcher in die Kassen die Geldhäuser. Zudem bauen die Banken ihr Geschäft um – einmalige Abschreibungen sind die Folge.

Beteiligt an den Verlusten sind indirekt auch die Steuerzahler. Die belgisch-französische Dexia ist teilverstaatlicht. Milliardengarantien von Belgien, Frankreich und Luxemburg hatten die Bank im Dezember vorerst gerettet. Ein Rettungsplan war im Oktober aufgestellt worden. Die Royal Bank of Scotland gehört nach der 46-Milliarden-Pfund-Rettungsaktion 2008 sogar zu mehr als 80 Prozent dem britischen Steuerzahler.

Die Dexia verbucht nun einen Rekordverlust. 11,6 Milliarden Euro Minus stehen für 2011 in den Büchern. Analysten hatten mit einem Verlust in dieser Größenordnung gerechnet. Der Finanzkonzern und Kommunalfinanzierer gilt als das erste Opfer der Euro-Schuldenkrise. Dexia war die erste europäische Bank, die im Zuge der Schuldenkrise gerettet werden musste.

Das gesunde belgische Filialgeschäft wurde für vier Milliarden Euro vom belgischen Staat mit Steuergeldern übernommen, um einen Zusammenbruch zu verhindern. Der Verkauf belastet die Bilanz ebenso wie griechische Anleihen. Die Trennung vom Geschäft der Kommunalfinanzierung in Frankreich machte eine weitere Milliarden Euro Verlust aus.

Frankreich, Luxemburg und Belgien stellten Dexia Ende des Jahres Garantien in Höhe von 90 Milliarden Euro in Aussicht und retteten damit die Bank vorerst. Belgien steht für 60,5 Prozent der Summe gerade, Frankreich für 36,5 Prozent und Luxemburg für drei Prozent. Es ist bereits das zweite Mal, das die Staaten Dexia zur Hilfe kommen müssen: Belgien und Frankreich hatten dem Konzern in der Finanzkrise rund 6,4 Milliarden Euro an Kapital zugeschossen.


Tiefrote Zahlen auch bei der RBS

Auch die Royal Bank of Scotland leidet seit der Finanzkrise. Bereits das vierte Jahr in Folge schloss die RBS mit roten Zahlen ab. Im vergangenen Jahr steht ein Minus von 2 Milliarden Pfund (2,36 Milliarden Euro) zu Buche. 2010 waren es 1,12 Milliarden Pfund. Der Verlust vor Steuern verdoppelte sich 2011 annähernd auf 766 Millionen Pfund. In den vergangenen vier Jahren hat die RBS damit ein Minus von 31 Milliarden Pfund angehäuft.

Allein Abschreibungen auf Anleihen überschuldeter europäischer Staaten belasteten die Großbank im vergangenen Jahr mit 1,1 Milliarden Pfund. Große Verluste fielen auch im Investment-Banking an. Bonuszahlungen in Höhe von 390 Millionen Pfund an die 17.000 Investmentbanker stoßen angesichts der Ergebnisse auf großes Unverständnis. Bankchef Stephen Hester will die Sparte der RBS nun umbauen. Teilbereiche sollen aufgegeben und insgesamt das Investment-Banking des Geldhauses stark verkleinert werden. 3500 Stellen werden gestrichen.

Verkleinern will die französische Credit Agricole auch – und zwar ihre Bilanz. Das hat die Großbank 2011 viel Geld gekostet. Auch Griechenlands Schuldenkrise war eine große Belastung. 220 Millionen Euro wurden für das Engagement in dem Sorgenstaat zudem vorsorglich beiseite gelegt. Und das Investment-Banking bereitet den Franzosen ebenfalls große Sorgen. 2,5 Milliarden Euro mussten auf Vermögenswerte der Sparte und auf Beteiligungen an anderen Banken der Euro-Zone abgeschrieben werden.

So steht in der Bilanz unter dem Strich ein Minus von 1,5 Milliarden Euro. Den ersten Jahresverlust seit der Gründung 2001 hat die Credit Agricole dem schlechten Schlussquartal zu verdanken. Dort fuhr die Bank knapp drei Milliarden Euro Minus ein – und damit mehr, als von Analysten erwartet. Diese waren von lediglich 2,75 Milliarden Euro ausgegangen. Dagegen lagen die Einnahmen mit 4,66 Milliarden Euro knapp über den Erwartungen.

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