Verfahren um Prozessbetrug Gericht stellt Deutsche-Bank-Co-Chef Anklage zu

Das Landgericht München treibt das Verfahren gegen Deutsche-Bank-Co-Chef Fitschen und vier Ex-Manager des Instituts voran. Die Verteidiger haben die Anklageschrift erhalten, deren Bearbeitung wohl Wochen dauern dürfte.

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Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen: Vorwurf des versuchten Prozessbetrugs. Quelle: Reuters

München Die Anklage gegen den Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, und vier frühere Spitzenmanager des Instituts hat die erste Hürde bei Gericht genommen. Das Landgericht München habe die 626 Seiten dicke Anklageschrift wegen versuchten Prozessbetrugs geprüft und an die Verteidiger verschickt, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag. Zuvor hatte die „Süddeutsche Zeitung“ davon berichtet.

Die fünf Angeschuldigten, darunter Fitschens Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer, hätten nun Zeit für Stellungnahmen. Offen sei, ob die vom Gericht gesetzte Frist von sechs Wochen dafür ausreiche. Danach wolle das Gericht entscheiden, ob es die Anklage zulässt und einen Prozess eröffnet. Die Top-Banker sollen im Schadenersatzprozess um die Pleite der Kirch-Mediengruppe das Oberlandesgericht getäuscht haben, um Kirchs Forderungen abzublocken.

Die Anklage, die bereits vor einem Monat aus Kreisen von Verfahrensbeteiligten bekannt geworden war, ist bisher nicht offiziell bestätigt worden. Eine Pressemitteilung der Justiz wird in dieser Woche erwartet, weil Gericht und Staatsanwaltschaft üblicherweise erst die Betroffenen informieren. Der Ablauf hatte sich wegen der Urlaubszeit in die Länge gezogen. Neben der Anklageschrift, die 110 Seiten Anklagetext und mehr als 500 Seiten Ermittlungsergebnisse umfasst, verschickte das Gericht Insidern zufolge auch mehrere DVDs voller eingescannter Beweismittel.

Die Anwaltskanzlei, die Ackermann vertritt, bestätigte die Anklage gegen ihren Mandanten. "Wir haben die Anklage erhalten, und Herr Ackermann hat sie auch erhalten", sagte Rechtsanwältin Hellen Schilling von der Kanzlei Kempf & Dannenfeldt in Frankfurt. Die übrigen Kanzleien äußerten sich nicht. Die Angeschuldigten haben die Vorwürfe zurückgewiesen.

Die Rechtsstreitigkeiten um den Zusammenbruch der Kirch-Gruppe verfolgen die Deutsche Bank bereits seit zwölf Jahren. Leo Kirch, der 2011 starb, und seine Erben hatten der Bank die Schuld gegeben. Sie hatten die Ansicht vertreten, der damalige Bank-Chef Breuer habe den Konzern mit einem Interview im Februar 2002 in die Pleite treiben wollen, um lukrative Aufträge für die Bank aus der Zerschlagung der Kirch-Gruppe zu bekommen.

Zwar beendete die Bank den Streit zu Jahresbeginn mit einem 925 Millionen Euro schweren Vergleich und kam damit einem Richterspruch zuvor. Doch für die Münchner Justiz war der Fall damit nicht abgeschlossen. Denn Richter Guido Kotschy, der das Schadenersatz-Urteil fällte, hatte Aussagen der Deutsche-Bank-Manager in dem Prozess als unglaubwürdig kritisiert. Damit rief er die Staatsanwaltschaft auf den Plan. (Reporter: Jörn Poltz und Alexander Hübner.; Redigiert von Olaf Brenner.; Bei Rückfragen wenden Sie sich an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 069-7565 1231 oder 030-2888 5168.)

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