Ziele bis 2016 Aufsichtsrat warnt vor Scheitern des Commerzbank-Umbaus

Der Vorstand der Commerzbank will das Geldinstitut gründlich umbauen. Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller warnte nun vor einem Scheitern des Vorhabens: Wenn man die Ziele verfehle, müsse das Kontrollgremium handeln.

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Die Commerzbank will ihr Geschäft mit Privatkunden gründlich umkrempeln. Quelle: AFP

Frankfurt Commerzbank-Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller warnt Vorstandschef Martin Blessing vor einem Misserfolg beim großangelegten Umbau der Bank. „Eines ist klar: Wenn der Vorstand seine Ziele ohne sehr triftigen Grund verfehlt und die erwartete Leistung nicht bringt, muss der Aufsichtsrat handeln. Das ist ja ein ganz normaler Vorgang“, sagte Müller in einem am Freitag veröffentlichten Interview des Magazins „WirtschaftsWoche“. Die Commerzbank hatte im November angekündigt, das Geschäft mit Privatkunden umzukrempeln, das seit der Fusion mit der Dresdner Bank kaum Gewinne schreibt, und will 4000 bis 6000 Arbeitsplätze streichen.

„Aus Sicht des Aufsichtsrats ist es entscheidend, dass der Vorstand die von ihm selbst gesetzten Ziele bis 2016 erreicht“, sagte Müller. „Die wichtigsten Projekte der Commerzbank sind, das Privatkundengeschäft profitabel zu machen, die starke Stellung bei den Firmenkunden abzusichern und die Rolle des Investmentbankings als internationaler Nischenanbieter auszubauen.“ Schnelle Erfolge sind allerdings nicht zu erwarten: Die Gespräche mit dem Betriebsrat über den Stellenabbau dürften noch Monate dauern, und erst dann kann der Umbau der rund 1200 Filialen in Deutschland beginnen. Zunächst belasten die Kosten des Stellenabbaus die Bank im ersten Quartal mit einer halben Milliarde Euro.

„Es gehört zur Kultur der Commerzbank, Stellenabbau sozialverträglich vorzunehmen. Mich würde sehr wundern, wenn das diesmal anders laufen sollte“, sagte Müller. Nach der Fusion mit der Dresdner Bank hatte die Bank bereits 9000 von damals fast 70.000 Stellen gestrichen.

Müller verteidigte die von ihm selbst 2008 eingefädelte Übernahme der Dresdner Bank: „Ich würde die Dresdner Bank heute wieder kaufen, denn die Fusion wird sich im historischen Rückblick als strategisch richtig für die Commerzbank erweisen. Es dauert allerdings länger als gedacht, bis die Übernahme sich voll auszahlt.“ Müllers und Blessings Ziel, bis zum Jahr 2012 den Gewinn auf vier Milliarden Euro zu steigern, hatte sich in der Finanzkrise schnell als Makulatur erwiesen. Der Staat musste die Bank mit 18 Milliarden Euro stützen und ist immer noch mit 25 Prozent beteiligt.

Die neuen Ziele für das Jahr 2016 sehen weitaus bescheidener aus. Für das Kerngeschäft – ohne die vor der Abwicklung stehende gewerbliche Immobilien- und Schiffsfinanzierung – sieht Blessing eine Eigenkapitalrendite von zehn Prozent vor.

Müller verteidigte seinen Nachfolger: Blessing und der Vorstand würden die Bank „in einem schwierigen Umfeld auf Erfolgskurs bringen“. Die Kapitalerhöhung um elf Milliarden Euro, mit der die Bank einen Großteil der Staatshilfen getilgt hatte, zeige, dass der Kapitalmarkt ihnen vertraue. Auch die Mitarbeiter sähen ihn positiv: „Die Vorstände um Martin Blessing stehen für einen direkten, unkomplizierten und kompetenten Umgang“, sagte Müller. „Und ganz sicher ist Martin Blessing kein Technokrat. Aber er ist ein anderer Typ als ich und das ist auch gut so.“

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