Chemie Wer wird Hambrechts Nachfolger bei BASF?

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brudermüller

Bei seinen Untergebenen gilt der promovierte Chemiker als „Chef zum Anfassen“. Brudermüller wird schon mal in der Mitarbeiterkantine gesichtet. Für einen BASF-Vorstand ist das nicht selbstverständlich, manche Führungskräfte plagen da Berührungsängste. Brudermüller ist musisch, praktisch veranlagt und hemdsärmelig zugleich, er spielt Klavier und kann schreinern. All das dürfte auch dem Aufsichtsratsvorsitzenden Voscherau gefallen.

Seit 1988 arbeitet Brudermüller bei der BASF, seit 2005 sitzt er im Vorstand. Die Aufgabe in Asien hat er zufriedenstellend erledigt. Er profitiert auch davon, dass die Geschäfte in der Region nach der Krise schneller als anderswo wieder in Schwung gekommen sind.

Brudermüllers Rivale Kurt Bock tritt intern zurückhaltender und formeller auf. Der 51-jährige Westfale ist der Herr der Zahlen: Seit 2003 führt Bock das Finanzressort; 2007 übernahm er zusätzlich die Leitung des US-Geschäfts. Seither pendelt Bock regelmäßig zwischen dem Stammsitz in Ludwigshafen und der US-Dependance in Florham Park im Bundesstaat New Jersey.

Dabei galt das US-Geschäft lange als die Problemzone der BASF. Bock hat geholfen, dass die Ludwigshafener in Nordamerika – unter anderem durch die Übernahme des Katalysatoren-Herstellers Engelhard und des Harzspezialisten Johnson Polymers – wieder besser aufgestellt sind. Die Meriten dafür kann Bock allerdings nicht allein reklamieren. Sie gebühren auch dem früheren Leiter des US-Geschäfts Klaus Peter Löbbe und Bocks Vorstandskollegen Hans-Ulrich Engel.

Verbotene Liebe

Bock begann im Jahr 1985 bei der BASF, arbeitete zwischen 1992 und seiner Rückkehr 1998 allerdings beim Autozulieferer Bosch. Die Stuttgarter gelten zwar als befreundetes Unternehmen, trotzdem dürfte die jahrelange Absenz dem Kandidaten Bock einige Minuspunkte einbringen. „Bei der BASF sieht man es gern, wenn einer 40 Jahre im Unter- » » nehmen tätig und 30 Jahre mit der gleichen Frau verheiratet ist“, sagt ein Kenner der Ludwigshafener Verhältnisse.

Noch nie hat es zudem ein Finanzmanager – Bock studierte Betriebswirtschaft in Münster, Köln und Pennsylvania – an die BASF-Spitze geschafft. Der Konzern wird traditionell von Chemikern geführt – was für Brudermüller spricht. Bislang ist er seit dem Zweiten Weltkrieg nur einmal einen Nicht-Chemiker gelungen, den Chefposten zu ergattern: Dem Juristen Jürgen Strube, der das Chemieunternehmen in den Neunzigerjahren führte.

Intern befehden sich die Finanzexperten seit Jahrzehnten mit den Strategie-Spezialisten. Der Konflikt sitzt tief – auf Konferenzen streiten sich beide Gruppen mit Vorliebe etwa darum, wer nun eine Kapitalberechnung für Investitionen machen darf. Die Rollen der Spitzenkandidaten sind klar verteilt: Bock zählt zu den Finanzleuten, Brudermüller zu den Strategen. Und Konzernchef Hambrecht steht auf Seiten der Strategen – voilà.

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