DBA-Übernahme Air Berlin will Geschäftskunden-Markt ausbauen

Mit der Übernahme des Konkurrenten DBA will Air Berlin den Anteil der Geschäftskunden steigern. Investoren feiern die Fusion als gelungenen Deal, die Aktie legt im Handel mächtig zu. Doch durch die Übernahme geraten schmalbrüstigere Konkurrenten ordentlich unter Druck.

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Air Berlin übernimmt die Billigfluggesellschaft DBA, AP

Mit dem Kauf des Konkurrenten DBA will Air Berlin seine Position als Nummer 1 im deutschen Billigflieger-Markt ausbauen. „Für uns bietet sich die Chance, ganz schnell zu wachsen“, sagte Vorstandschef Joachim Hunold heute in Frankfurt. Das innerdeutsche DBA-Streckennetz ergänze das europäische Netz von Air Berlin hervorragend, Überschneidungen gebe es keine. „Wir zielen ganz klar auf Geschäftsreisende.“ Bei der DBA sind rund 70 Prozent der Kunden Geschäftsreisende, bei Air Berlin nur rund 18 Prozent. Zudem spare der Deal Kosten. „Personalabbau ist bisher nicht geplant“, sagte Hunold weiter. Die Fluglinien hatten gestern abend einen Kaufvertrag unterzeichnet, wonach Air Berlin 100 Prozent der DBA-Geschäftsanteile übernimmt. Als Kaufpreis nannte Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer „einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag“, den er nicht näher präzisieren wollte. Der Preis werde aus Barmitteln bezahlt, eine Kapitalerhöhung sei nicht nötig. Die erforderliche Zustimmung des Kartellamts zu dem Kauf erwartet Hunold für September. Beide Seiten sehen Vorteile Die Verschmelzung bewerteten beide Fluglinien als Vorteil. Air Berlin zählt nach eigenen Angaben zu den drei führenden Low-Cost-Carriern in Europa. DBA-Sprecher Matthias Andreesen sagte: „Für uns ist das eine gute Sache, weil wir Teil einer großen, schlagkräftigen Gesellschaft werden.“ Die beiden Linien wollen 2006 gemeinsam rund 20 Millionen Passagiere befördern. Air Berlin transportierte im vergangenen Jahr 13,5 Millionen Fluggäste, DBA mehr als 4 Millionen. Bei der Lufthansa waren es 51 Millionen. An der Börse hoben die Air-Berlin-Aktien ab. Bis 16 Uhr kletterte der Kurs um 10,3 Prozent auf 10,92 Euro. „Das ist ein positiver Deal für Air Berlin. Sie ergänzen sich gut, da DBA eher Geschäftskunden fliegt“, sagte ein Händler. Bessere Angebote für Business-Flieger Nach Möglichkeit sollen bereits die Winterflugpläne der beiden Fluglinien aufeinander abgestimmt werden. Ab 1. April 2007 gibt es einen gemeinsamen Sommerflugplan. Durch das innerdeutsche Streckennetz habe Air Berlin künftig für Firmen „wesentlich attraktivere Angebote“, sagte Hunold. „Im Sommer, wenn der Geschäftsreiseverkehr rückläufig ist, können wir die DBA-Flugzeuge auf unseren touristischen Strecken gut gebrauchen.“ Außerdem könnten die größeren Air-Berlin-Jets auf stark frequentierten innerdeutschen DBA-Strecken eingesetzt werden. „Es gab für uns nie einen natürlicheren Partner als DBA“, betonte Hunold. Air Berlin habe das Thema aber ad acta gelegt, als DBA-Aufsichtsratschef Hans Rudolf Wöhrl bei LTU eingestiegen sei. Als Wöhrl dann über seine Intro Verwaltungs GmbH im Juni auch die LTU-Anteile des REWE-Konzerns übernommen habe, sei er wieder auf Air Berlin zugekommen. „Wir konnten uns die Chance nicht entgehen lassen.“ Air-Berlin-Finanzchef Hüttmeyer lobte, Wöhrl habe die einst defizitäre British-Airways-Tochter auf Erfolgskurs gebracht. „Wir kaufen hier keinen Sanierungsfall.“ DBA-Übernahme erhöht Druck für TUI Die erhöht den Druck auf den Reisekonzern TUI, seine Fluggesellschaften HLX und Hapagfly neu auszurichten und möglicherweise zusammenzulegen. Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft der Flugtöchter werde bei TUI vermutlich in den nächsten Wochen fallen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters heute von einer mit der Situation vertrauten Person. TUI arbeitet seit einiger Zeit an einer Neuausrichtung des Billigfliegers HLX und der Charterfluggesellschaft Hapagfly. „Die DBA-Übernahme erhöht jetzt den Druck im Kessel“, sagte der Insider.

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