Der Paulaner-Tyrann Wie Bier-Erbe Schörghuber sein Imperium ins Chaos manövriert

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Der bayerische Quelle: dpa

„Zu 80 Prozent“, klagt ein Schörghuber-Mann, „ist man hier mit internen Kämpfen befasst.“ Darunter leidet das eigentliche Geschäft. Während an der Denninger Straße und in den Außenposten der Gruppe die Fetzen fliegen, häufen sich die Probleme.

Misslungene Immobiliengeschäfte etwa durch den ohne Baugenehmigung gekauften Zoobogen-Gebäudekomplex in Berlin belasten seit Jahren die Konzernbilanz. Die Immobilie wurde von 160 auf 100 Millionen Euro abgewertet. Der Verkauf von Immobilien wie dem Elisenhof in München gelang zwar zu guten Preisen, reduzierte aber die laufenden Einnahmen der Bayerischen Bau und Immobilien Gruppe, die 2007 mit 44 Prozent vom Gesamtumsatz den größten Anteil am Schörghuber-Geschäft hatte.

Insider kritisieren, das Unternehmen habe kaum noch entwicklungsfähige Grundstücke im Bestand und kaufe selten welche dazu. Schörghubers Versuch, auch für die Immobiliensparte einen strategischen Partner zu finden, war 2005 nach intensiven Verhandlungen mit der Düsseldorfer Corpus Sireo Holding gescheitert. Ein bereits vorbereiteter Börsengang der Sparte war 2002 abgesagt worden. Der vom Stararchitekten Helmut Jahn entworfene Skyline Tower mit 23 Geschossen und einem campusartigen Ensemble von Bürobauten soll nun im Norden Münchens zu einem neuen Aushängeschild Schörghubers werden.

Die kleine, aber wie ein Kleinod behandelte Flugzeugleasingsparte steht angeblich zum Verkauf. Schörghuber will das nicht bestätigen. Im Hotelbereich belasten Schörghubers Alleingänge die Allianz mit Starwood. Beim Bier ziehen die Partner Schörghuber und Heineken zwar an einem Strang, kriegen aber die Probleme vor allem bei Karlsberg nicht in den Griff.

Konzernproblem Hotel. Zwar schreibt die Hotelsparte inzwischen keine Verluste mehr, das seit 1998 bestehende Joint Ven-ture mit dem US-Hotelkonzern Starwood wurde erst Ende 2006 um 30 Jahre verlängert, doch jetzt „herrscht zwischen beiden Parteien Streit, weil Schörghuber sich nicht an die Abmachungen hält“, behauptet ein Insider. Schörghuber bestreitet das.

Konstruiert ist das deutsch-amerikanische Joint Venture folgendermaßen: Schörghuber hält an dem Gemeinschaftsunternehmen ArabellaStarwood 51 Prozent, die US-Partner den Rest. Als zentrale Dachgesellschaft steuert das Unternehmen die Verkaufs- und Marketingaktivitäten der gut 40 Häuser in Deutschland, Österreich, der Schweiz, auf Mallorca und in Südafrika.

Die Hotels werden derzeit in die Starwood-Markenstruktur integriert. 16 davon sind im Eigentum der Schörghuber-Gruppe, der größte Teil ist von Drittinvestoren langfristig gepachtet. Ins Joint Venture einbezogen sind die Starwood-Luxus-Labels Luxury Collection und St. Regis, die hauptsächlich auf Geschäftsreisende ausgerichteten Marken Westin, Le Méridien und Sheraton sowie die niedriger angesiedelte Marke Four Points. Im Gegenzug erhalten die Hotels Zugang zum Starwood-Reservierungssystem und damit zum internationalen Markt. Ohne den können große Hotels heute kaum überleben.

Doch jetzt steht dieser für beide Seiten lukrative Deal nach Einschätzung von Insidern unter Spannung. Schörghuber hat einzelne Hotels, die ihm selber gehören, aus dem Joint Venture gelöst. Nach Auskunft des Unternehmens wurde etwa der Vertrag zum Schlosshotel Fuschl in Österreich „fristgerecht gekündigt“.

Die Marketingabteilung von Starwood hatte die Herberge schon als Titelbild für ihre neue Luxury-Collection-Broschüre ausgewählt. Offenbar traut sich Schörghuber zu, das Hotel selbst besser vermarkten zu können. Alleingänge wie dieser schaden womöglich ihm selbst: Nach Informationen von Insidern kam Schloss Fuschl ohne die Buchungen aus dem Starwood-Reservierungssystem von Januar bis April dieses Jahres nur auf eine Auslastung von 21,3 Prozent. Für Schörghuber ist auch das ein „Schmarrn, ein riesengroßer“.

Nach WirtschaftsWoche-Informationen verfolgt Schörghuber ähnliche Ausstiegspläne für weitere Hotels, etwa das Alpenhotel am Spitzingsee, das heute noch unter der Starwood-Marke Sheraton vermarktet wird. Der vermutete Grund für die eigentlich kontraproduktiven Maßnahmen: Das enge Starwood-Markenkorsett nimmt Schörghuber einen großen Teil seines unternehmerischen Spielraumes. Denn nicht nur der Name Arabella geht unter. Von der Beduftung der Aufzüge bis zur Bildschirmdiagonale der Flachbildfernseher ist jedes Detail für jede einzelne Marke streng geregelt.

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