„Unter dem Motto Save-drive-enjoy belebt Europcar das Niedrigpreis-Segment“, jubelte der Autovermieter Europcar vergangene Woche in einer Pressemitteilung. Eingeführt werden soll die neue Billigmarke InterRent europaweit, im ersten Schritt in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Portugal und Spanien. Die erste Vermietstation in Deutschland ist Hamburg. Gebucht werden kann in drei Fahrzeug-Kategorien, Hauptvertriebskanal ist das Internet, verkauft wird aber auch über Call Center und in den Niederlassungen. Test-Buchungen ergaben kurzfristig Preise ab knapp 50 Euro pro Tag für einen Kleinwagen, wer das Auto ein ganzes Wochenende mietet, zahlt von Freitag früh bis Montag früh ab 65 Euro. One-Way-Mieten sind nicht möglich, wer Navi oder Kindersitz braucht, einen höheren Versicherungsschutz wünscht oder einen zweiten Fahrer eintragen will, zahlt dafür Aufschläge.
Soweit so gut.
Neu ist die Idee nicht. Europcar selbst hatte unter dem gleichen Namen schon von 2004 bis 2008 eine Billigmarke mit einem sehr ähnlichen Konzept am Start. Allerdings ohne damit großen Erfolg zu haben: Schon vier Jahre später wurde InterRent wieder eingestellt. Entsprechend vorsichtig geht die Nummer 1 unter den Autovermietern in Europa – in Deutschland steht Europcar auf Platz 2 hinter Sixt – diesmal vor. Reserviert ist für die neu-alte Billigmarke eine Miniflotte von gerade mal 6000 Fahrzeugen – für ganz Europa. Und auch das Stationsnetz ist dünn: Spanien ist mit 14 InterRent-Stationen das größte Land, für Portugal, Frankreich und Großbritannien finden sich im Internet je sieben Stationen, für Deutschland sind neben Hamburg auch Berlin, Köln und Düsseldorf gelistet, Stuttgart soll demnächst folgen. Ein kraftvoller Start für eine neue Marke sieht anders aus.
Wenig Erfolg
Kein Wunder, denn auch andere Autovermieter hatten mit ihren Billigmarken wenig bis keinen Erfolg. Der Vorreiter Navicar, Billigableger der damaligen MVS in Berlin, ist völlig von Markt verschwunden. Sixt, seit Mai 2003 mit der neuen Marke Sixti im Low-Cost-Segment vertreten, hatte ebenfalls wenig Fortune. Noch beim Start träumte Erich Sixt davon, die Flotte binnen fünf Jahren auf 15.000 Fahrzeuge und den Umsatz auf 100 Millionen Euro aufzustocken. Tatsächlich entschied er sich 2008 aber dafür, Sixti in ein Car-Sharing-Angebot umzumodeln. Das wurde inzwischen in DriveNow umbenannt und ist ein Joint-Venture mit BMW.
EasyCar, ein Unternehmen aus dem Firmenverbund des Billig-Konzern-Königs Stelios Haji-Ioannou, und Budget, die Billigmarke von Avis, sind in Deutschland zwar halbwegs flächendeckend vertreten. Vor allem EasyCar hat sich aber mit Angeboten von 100 Euro pro Tag für einen Smart längst aus dem Billigmarkt verabschiedet. Budget mischt dort zwar noch mit – ein Twingo, einen Monat im Voraus gebucht, kostet 60 Euro am Tag – im Gesamtmarkt der Autovermieter in Deutschland spielt die Marke aber nur eine Nebenrolle.
Fazit: Der große Hit wird InterRent sicher nicht werden – selbst bei optimistischer Betrachtung dürfte die Billigmarke höchstens eine ergänzende Funktion haben. Europcar weiß, wie schwierig Billigmarken es hierzulande haben und geht entsprechend zurückhaltend an den Start. Zu Recht: Der deutsche Autovermietmarkt ist zwar der größte Europas, aber auch der am heftigsten umkämpfte.