Burgerkette Hans im Glück ist verkauft

Die Burger-Kette Hans im Glück galt als deutsches Erfolgsmodell in der Restaurantszene. Nun wechselt sie den Besitzer. Quelle: dpa

Nach zähen Verhandlungen wechselt die Burger-Kette den Besitzer. Die Gründer der Bäckerkette Backwerk und ein Minderheitsgesellschafter übernehmen das Kommando.

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„Die Vertragsparteien sitzen zusammen, die Gespräche sind intensiv“, hieß es am Vormittag noch von Seiten der externen Kommunikations- und Krisenberatung Kekst CNC, die die PR-Arbeit für die Burgerkette Hans im Glück macht. „Mehr könne zu dem Vorgang aktuell nicht gesagt werden,“ so ein Sprecher. Unternehmensnahe Kreise hielten es für „nicht unwahrscheinlich“, dass der Verkauf der Burger-Kette schon binnen der kommenden 24 Stunden zum Abschluss kommt.

Doch dann ging alles noch schneller. Offenbar war die Not beim Verkäufer, dem Hans-im-Glück-Gründer Thomas Hirschberger, so groß, dass der Deal im Laufe des Donnerstags und der Nacht zu Freitag immer konkreter wurde. Das erfuhr die WirtschaftsWoche aus Verhandlungskreisen. Der Verkauf von Hans im Glück hatte sich bis dahin immer wieder verzögert, weil sich der Verkäufer vorher habe entschulden müssen, hieß es weiter. Zu groß wäre sonst ein Insolvenzrisiko gewesen. Hirschberger hatte die Kette 2010 gegründet und hält 90 Prozent der Anteile über die Beteiligungsgesellschaft AML Invest. Diese wiederum gehört Hirschberger und seiner schwedischen Frau Gunilla je zur Hälfte.

Hans im Glück gilt als deutsches Erfolgsmodell in der jungen Restaurantszene. Das Unternehmen wurde als Franchise-System aufgebaut, mit rund 80 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 26 davon werden vom Unternehmen selbst betrieben, weitere 55 von Franchisenehmern. Zu diesen gehört auch Hirschberger selbst. In einer eigenen Gesellschaft hält er vier Burgergrills in Singapur und fünf in München.

Jährlich standen hohe Wachstumsraten zu Buche, im vergangenen Jahr erzielte die Kette ein Rekordergebnis mit einem Außenumsatz von knapp 150 Millionen Euro – ein Plus von 22,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Unternehmen selbst habe keine operativen Probleme, es sei vollkommen gesund, sagt ein Insider. Anderslautende Aussagen seien falsch und möglicherweise vom Wettbewerber Paniceus gestreute Gerüchte. Auch seien Vergleiche zur angeschlagenen Italo-Food-Kette Vapiano unzutreffend. Paniceus wurde 2016 vom ehemaligen Hans-im-Glück-Franchisenehmer Patrick Junge gegründet, der sich mit seinem ehemaligen Chef Hirschberger zerstritten hatte. Heute betreibt Paniceus seine zwölf Burger-Restaurants unter dem Namen Peter Pane - aber mit sehr ähnlichem Konzept und Design.

Hirschberger, hatte offenbar zunächst versucht, Finanzinvestoren für Hans im Glück zu finden. Doch dazu kam es nicht. Unter anderem, weil sich Co-Inhaber Gerd Bühler, dem zehn Prozent an der Burgerkette über eine Beteiligungsgesellschaft gehören, bei seinem Einstieg ins Unternehmen 2018 umfangreiche Rechte gesichert hatte. So soll Bühler ein Vorkaufsrecht verhandelt haben, das er nun mit den Backwerk-Gründern umsetzen will. Demnach sollen die Gründer der Billig-Backkette Dirk Schneider aus Dortmund und Hans-Christian Limmer aus Düsseldorf gemeinsam mit dem Minderheitseigner Bühler Hans im Glück übernehmen.

Dass es sich bei Hans im Glück nicht um einen komplizierten Sanierungsfall handeln dürfte, dafür stehen schon die Personen. Bühler hatte Hans im Glück beraten, bevor er dort selber einstieg. Sein Sohn arbeitet zudem in der Geschäftsführung der Burger-Kette. „Auch Schneider und Limmer gelten weder als Zocker noch als Sanierer, die Spaß an einem angeschlagenen Unternehmen haben,“ sagt ein Kenner der handelnden Personen.

BackWerk gilt als Pionier der deutschen Selbstbedienungsbäcker. Die erste Filiale eröffneten Schneider und Limmer im Februar 2001 in Düsseldorf. Limmer und Schneider lernten sich beim Studium der Wirtschaft in Vallendar kennen. Im Laufe ihres Studiums begegneten sie sich auch in den USA wieder. Beide promovierten und arbeiteten als Unternehmensberater bei Roland Berger.

Die Umstrukturierung von einem Filialunternehmen in ein Franchisesystem führte schon zwei Jahre später zu einem sprunghaften Wachstum. 2003 expandierte BackWerk zunächst über NRW hinaus nach Bayern. 2004 kamen bundesweit 30 Standorte hinzu. Das größte Wachstum legte Backwerk 2005 durch die Eröffnung von 40 neuen Verkaufsstellen innerhalb eines Jahres hin. Im Jahre 2006 wurde das Konkurrenzunternehmen „Die Backfabrik“ mit 13 Standorten in Nordrhein-Westfalen von BackWerk übernommen. Ende 2007 bestand das Backwerk-Filialnetz aus mehr als 150. 2008 übernahm BackWerk die SB-Bäckereikette „Baker’s Family“ mit über 30 Filialen von der Lieken AG. 2017 hatte sich das die Zahl der Filialen auf mehr als 340 Standorte in Deutschland, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz erhöht. Anfang 2014 beteiligte sich der schwedische Finanzinvestor EQT mehrheitlich an der Backwerk-Gruppe. Über den Verkaufswert der Anteile hatten beide Parteien Stillschweigen vereinbart. Branchenbeobachter taxierten den Kaufpreis damals auf bis zu 100 Millionen Euro. 2017 später übernahm die Schweizer Handels- und Logistikgruppe Valora-Gruppe (Brezelbäcker Ditsch) Backwerk für rund 190 Millionen Euro von EQT.

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