Dschungelcamp, Scripted Dokus und Co. Das sind die schlimmsten Trash-Sendungen von RTL und Co.

Trash hat im deutschen Fernsehen Konjunktur - und die Mediengruppe RTL ist mit RTL, RTLII und Vox ganz vorne mit dabei: Eine Auswahl der trashigsten Formate: Von "Betrugsfälle" bis "Villa Germania - Forever Young".

Alles begann mit Big Brother. Das Konzept war denkbar einfach. Ein Container wird von Freiwilligen bewohnt, die rund um die Uhr von verschiedenen Kameras gefilmt werden. Selbst in den Sanitär- und Privatbereichen wurde gedreht. Der Hype um Big Brother war so groß, dass sich sogar der jetzige Außenminister Guido Westerwelle dazu hinreißen ließ, in den Container einzuziehen. Die Zuschauer durften jede Woche bestimmen, wer in der zusammengewürfelten „Wohngemeinschaft“ bleiben darf. Dem Sieger winkte ein beträchtliches Preisgeld. Allerdings zeigte sich bei allen Siegern, wie schnell und unbeständig ihr Ruhm und Reichtum war. Kaum ein Sieger der Sendung genießt derzeit noch größere Bekanntheit, und finanziell sieht es bei den meisten ebenfalls düster aus. Den ein oder anderen trieben die Geldsorgen kurzfristig ins Musikgeschäft – mit bescheidenem Erfolg. Die Gier nach Bekanntheit und Geld hat auch ein trauriges Beispiel. Die ehemalige Big Brother-Bewohnerin Carolin Wosnitza stieg nach ihrer „Karriere“ bei der Reality-TV-Sendung ins Pornogeschäft ein und starb. Eine Brustvergrößerungs-OP wurde Carolin Wosnitza alias „Sexy Cora“ zum Verhängnis. "Big Brother" wurde von 2000 bis 2011 in insgesamt 11 Staffeln auf RTLII (und ab der 5. Staffel auch auf Premiere) gesendet. Für 2015 ist ein "Comeback" der Show auf Sixx geplant. Quelle: Statista (Daten im Vorspann), eigene Recherche Quelle: AP
Die Idee zu „Frauentausch“ stammt aus Großbritannien. 2003 schwappte dann die Sendung von der Insel nach Deutschland und wird seitdem auf RTL II gesendet. Sie war in Deutschland eine der ersten Doku-Soaps im Stile der „Scripted Reality“. Dieses Format täuscht eine Reality-Show vor. In Wahrheit werden die Szenen von Laiendarstellern nach vorbereiteten Regieanweisungen gespielt. „Frauentausch“ funktioniert auf dieser Grundlage. Dabei tauschen Ehepaare ihre Partner für einen begrenzten Zeitraum. Die Macher der Sendungen legen viel Wert darauf, dass die jeweiligen getauschten Partner aus verschiedenen sozialen Milieus kommen oder große Unterschiede in ihren persönlichen Ansichten oder ihrer Lebensweise aufweisen. In fast jeder Folge bricht zwischen dem „neuen“ Ehepaar ein unüberwindbarer Konflikt aus. Das Konzept aus einfachem Schubladendenken und der Zementierung dieses Klischees scheint aufzugehen. In der relevanten Zielgruppe erreicht „Frauentausch“ im Schnitt ein Quote von zehn Prozent. Sogar zu zwei Ablegern hat es die Serie gebracht: Zwischen 2007 und 2014 lief ebenfalls auf RTLII "Das Aschenputtel-Experiment", das im Konzept an "Frauentausch" angelehnt war, es aber letztendlich noch zuspitzte. Dabei tauschen nicht Eheleute ihre Partner für den Fernsehauftritt, sondern meist junge Frauen ihre jeweilige Umgebung. Dabei wurde schon im Sendungstitel auf den Fokus der Sendung, nämlich den Schwerpunkt auf den (echten oder vermeintlichen) Unterschied im finanziellen Status der Tauschpartner hingewiesen: Eine der teilnehmenden Frauen war das "Aschenputtel", die andere führte nach Darstellung des Senders meist ein Leben im finanziell gehobenen Standard. Dadurch konnte das bei "Frauentausch" schon vorhandene Konfliktpotenzial noch übertroffen werden. Außerdem gab es 2013 eine Staffel "Promi-Frauentausch". Quelle: dpa
Das Genre der "Reality-Seifenoper" ist schwer zu beschreiben: „Berlin – Tag & Nacht“ ist eigentlich eine Seifenoper in einem durch die Handlung in einer WG erstellten Berliner Studenten-, Tätowierer-, Arbeitslosen-, und Kellnermilieu. Es gibt allerdings einige Unterschiede zu einer normalen Seifenoper: Die Sendung vermittelt einerseits auf den ersten Blick etwa durch eine verwackelte Kameraführung den Eindruck, es handele sich um eine Dokumentation des Lebens meist junger Menschen, die mit den Problemen des täglichen Lebens (oder das, was RTLII für die Probleme hält, für die sich die Zielgruppe interessiert) zu kämpfen haben. Andererseits wird schneller als bei bei Scripted-Reality-"Dokus" klar, dass es sich eben NICHT um die Dokumentation "echter" Situationen handelt. Dies wird etwa beispielsweise dadurch erreicht, dass die Schauspieler die Gedankengänge oder innere Gefühlslage der von ihnen dargestellten Rolle über die gerade laufende Szene sprechen (Voice-over). Eine weitere Besonderheit des Formats ist die gefühlte Interaktivität mit dem Zuschauer. Die Figuren der Sendung haben etwa eigene Facebook-Seiten, auf denen die Zuschauer Zusatzinfos aus dem Leben der fiktiven Personen lesen können - und sich so unterhalten fühlen, bis die nächste Folge ausgestrahlt wird. Sendungen in diesem Stil der Reality-Seifenoper haben auf Trash-Sendern wie RTLII Konjunktur. Mittlerweile gibt es auch von diesem Format einen Ableger: "Köln 506667". Produziert wird „Berlin – Tag & Nacht“ von der Kölner Produktionsfirma Filmpool. Bei der werberelevanten Zielgruppe erreichte die Quote einen Wert von 14,4 Prozent. Quelle: dpa
Anderer Schauplatz, gleiches Format. „Köln 50667 “ bedient sich am gleichen Konzept wie „Berlin – Tag und Nacht“. Der Name der Serie ist ein billiger Abklatsch der US-Serie Beverly Hills 90210 und zeigt, dass die Produzenten ihr eignes Produkt nicht wirklich ernst nehmen. Von der Laiendarstellern wird in diesen Doku-Soaps nicht viel verlangt. Sie spielen nach einem rudimentär gefertigtem Skript ihre Parts herunter – meist reicht bei jeder Szene ein Dreh. Quelle: dpa
Ungewöhnliche Familien mit noch ungewöhnlicheren Kindern und teils vollkommen abwegigen Problemen – am besten polemisiert nach rudimentär vorgegebenem Drehbuch dargestellt. Fertig ist die Pseudo-Doku-Soap - oder "Scripted Reality" - „Familien im Brennpunkt “ auf RTL. Pubertierende Mädchen rebellieren gegen ihre Eltern, schwer erziehbare Jungen helfen mit. Die Themen variieren vom Modeln zu Prügeleien und Alkohol bis hin zu Drogen. Studium, Schule, Sport und Talentförderung der Kinder – in diesen Doku-Soaps Fehlanzeige. Ähnliche Formate, in denen es je nach Schwerpunktsetzung der Sendung um Kriminalität, psychologische oder finanzielle Probleme oder eben einfach banalsten Pseudo-"Alltag" geht, sind "Family Stories" (RTLII), "Hilf mir! Jung, pleite, verzweifelt" (RTLII), "Betrugsfälle" (RTL), "Verdachtsfälle" (RTL), "Hilf mir doch!" (VOX), "Verklag mich doch!" (VOX). Aber auch außerhalb der RTL-Gruppe gibt es ähnliche Unterhaltung: "Mein dunkles Geheimnis" (Sat.1) oder "Schicksale - und plötzlich ist alles anders" (Sat.1). Quelle: dpa
Auch eine Familie im Brennpunkt, allerdings brennt es nicht bei der Kasse, sondern beim Verstand. „Die Geissens – Eine schrecklich glamouröse Familie “ sind der Inbegriff des primitiven Reichtums. Wo sie auftreten, stellen sie ihr Geld zur Schau. Sei es durch wenig geistreiche Bemerkungen Robert Geiss' oder in der Gestalt seiner Ehefrau Carmen Geiss, die regelmäßig suchtartigen Shopping-Exzessen verfällt. Dabei ist der geistige Tiefflug der beiden nur Teil der Show. Denn Robert Geiss' Reichtum beruht auf unternehmerischen Geschick und Wagemut. Seine Millionen hat er nicht unverdient angehäuft. Zusammen mit seinem Bruder Michael Geiss gründete er 1986 das Sportbekleidungslabel „Uncle Sam“. Nur neun Jahre später verkauften die Brüder das Unternehmen – für sage und schreibe 140 Millionen Mark. Seitdem ist Robert Geiss im Immobiliengeschäft tätig. Quelle: dpa
Menschen sind leidenschaftliche Gaffer. Diese Leidenschaft wird auf RTL II in Form von „Das Messie-Team – Start in ein neues Leben “ entflammt. Die vermüllten Wohnungen sind Produkt einer krankhaften Sammelwut ihrer Einwohner. Es stellt sich die Frage, inwiefern es legitim ist, die Sensationsgeilheit der Zuschauer mit der zur Schaustellung der Krankheit anderer zu stillen. Zweifelhaft ist auch, ob das „Messie-Team“ auch nur halbwegs in der Lage ist, den Messies in der kurzen Zeit zu helfen. Die meisten Messies werden rückfällig. Das aber zeigt die Sendung nicht. Lieber lassen sie sich als Retter in der Not feiern. Auch Sat.1 gab vor, sich um Messies zu kümmern: "Messie-Alarm! " lief 2011 auf Sat.1. Quelle: dpa
„Bauer sucht Frau “ bescherte RTL Riesenquoten. Auch in dieser Sendung wird mit Klischees gespielt. Weltfremde, in ihre Arbeit verliebte Bauern, die unfähig sind die Frau fürs Leben zu finden, bitten den Sender um Hilfe, sie aus der misslich einsamen Lage zu befreien. Gutherzig wie RTL ist, schickt der Sender Kuppelmeisterin Inka Bause, die den Bauern dieses Landes in Liebessachen auf die Sprünge hilft. Ein ähnliches Konzept, jedoch nicht auf Bauern festgelegt und mit der Mutter des suchenden Mannes im Zentrum der Sendung, verfolgt "Schwiegertochter gesucht" (RTL). Quelle: dpa
Das Konzept der „Verkupplungssendungen“ funktioniert auch gut vor Fernweh-Kulisse. So auch in der erst kürzlich auf RTL II gestarteten Doku-Soap „Traumfrau gesucht “, in der bindungsunfähige Männer die Frau an ihrer Seite im Ausland suchen. Allen Kommunikationsbarrieren zum Trotz gehen die einsamen Männerherzen auf Frauenjagd. Meist geht es nach Osteuropa, in der Hoffnung, dass eine Frau mit einem Traum vom Leben in Westeuropa auf die untalentierten Flirtversuche der Männer anbeißt. Ein ähnliches Konzept verfolgt „Auf Brautschau im Ausland “ (seit Sommer 2012 auf Sat1). Quelle: dpa
Eigentlich spricht nichts gegen Rentner, die ihren Lebensabend in der Sonne verbringen. Wenn es sich aber wie bei „Villa Germania – Forever Young “ (2012/2013, RTLII) um Rentner handelt, die ihren Trieben in Thailand freien Lauf lassen, dann spricht so einiges gegen ein Rentnerdasein unter Palmen. Hauptdarsteller der Doku-Soap sind Horst Thalwitzer und Ingo Kerp. Was bei „Traumfrau gesucht“ in Osteuropa nicht mehr funktioniert, scheint in Thailand immer noch zu ziehen. Denn Rentner Horst kann zwar nicht mit Äußerlichkeiten beeindrucken, dafür aber mit seinem Geld. Das ermöglicht ihm sogar neben seiner Ehefrau Monika noch zwei thailändische Freundinnen, Porn und Nong, zu „beglücken“. Quelle: Presse
Kinder können ihren Eltern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Genauso so gut bescheren sie ihnen Sorgenfalten. Dort wo das Kind die Oberhand übernommen hat und sich die Eltern zurückziehen, kam bis 2011 auf RTL Katharina Saalfrank zum Einsatz. Sie war die „Super-Nanny “ und hatte für jedes rebellische Kind das richtige Rezept. Mit jeder Staffel wurde jedoch die Kritik an den Sender und an die „Super-Nanny“ immer lauter. Die Vorwürfe, die Sendung sei gescripted und weit entfernt von den realen Zuständen in den Familien, sowie die Klage eines „zurechtgerückten“ Kindes, Beruhigungsmittel bekommen zu haben, setzten der Doku-Soap immer mehr zu. 2011 wurde die „Super-Nanny“ eingestellt Quelle: dpa
Pop-Titan Dieter Bohlen (r.) brachte die Casting-Shows ins deutsche Fernsehen. Zunächst suchte Deutschland seinen ersten „Superstar “, mittlerweile wird auch ein deutsches „Supertalent “ auf RTL gesucht. Der inflationäre Gebrauch des Wortes „Super“ erinnert fast schon an einen Ein-Euro-Laden, in dem alles „superreduziert“ ist. So reduziert erscheinen auch die Casting-Shows. Immer härter soll das Auswahlverfahren sein, immer besser die Kandidaten. Still und heimlich geht es aber nicht nur um die Suche nach einem „Superduperstar“, sondern um die lächerliche Darstellung einiger sehr spezieller Kandidaten. Hohn und Spott sorgen wohl für die eigentliche Quote. Quelle: dpa
Daniel Hartwich und Sonja Zietlow Quelle: dpa
Wer? Nie gehört! Prominente, die eigentlich keine sind, sich aber so schimpfen, kochen füreinander und müssen sich gegenseitig bewerten. Das ist „Das perfekte Promi-Dinner “ auf dem Nischensender Vox. Die einzelnen Folgen dauern brutto zweieinhalb Stunden. Für eine Kochsendung im deutschen Fernsehen ist das Rekord. Quelle: dpa
Außergewöhnliche Modedesigner gibt es zuhauf, er gehört zu den komischsten. Mit komisch ist hier aber nicht die Lustigkeit gemeint, sondern eher das Seltsame, was Harald Glööckler anhaftet. In der Personality-Show „Glööckler, Glanz und Gloria “ zeigt Modedesigner sein Schaffen. Die Grund für die Ausstrahlung der Sendung erscheint paradox. Einerseits will Glööckler mit der Sendung zeigen, welch wichtiger Mensch er in der Modewelt ist, andererseits versucht er mit ihr, seiner mangelnden Bekanntheit gegenzusteuern. Fazit: Glööckler buhlt um Aufmerksamkeit, und das zu jedem Preis. Quelle: dpa
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