„Headhunter of the Year“ Die diskreten Kuppler

Personalberater vermitteln den Kontakt zwischen Auftraggeber und Kandidat – und bleiben dabei meist diskret im Hintergrund. Für die Branche hat die Unsichtbarkeit viele Nachteile, eine Preisverleihung soll das ändern.

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Die Personalexperten feiern sich selbst.

München Headhunter sind traditionell diskret. Dezent werden Kontakte zwischen Auftraggebern und Kandidaten geknüpft, der Personalberater bleibt am liebsten im Hintergrund. Manchmal allerdings hat die Zurückhaltung auch ihre Nachteile. „Es bewegt sich einiges in der Branche, es gibt viele Innovationen“, meint Klaus Mantel vom Karrieredienst Experteer, „da ist es schade, dass nicht darüber gesprochen wird.“ Die Transformation der Branche solle sichtbar gemacht werden.

Experteer will das ändern und die Branche ins Rampenlicht rücken. Daher feierten sich die Personalberater am Donnerstag mal selbst und das in aller Öffentlichkeit: Erstmals wurde der Preis „Headhunter of the Year“ verliehen. In der Königsdisziplin „Executive Search“ setzte sich die Dwight Cribb Personalberatung durch. „Best Newcomer“ wurde Dr. Terhalle & Nagel Personalberatung. Weitere Preisträger sind Mannroth (Candidate Experience), Pentagon (Recruiting Innovation) und Pape Consulting (Best eBrand).

Die Branche kann Impulse gebrauchen. Zwar laufen die Geschäfte derzeit gut. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz der deutschen Personalberater laut Branchenverband BDU um 6,8 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Im Bereich der Führungskräfte und Spezialisten wurden 57.400 Positionen mit Unterstützung der Recruiting-Spezialisten besetzt. Auch für 2016 erwartet der Verband ähnliche Werte.

Dennoch sind die Herausforderungen für die Branche groß. Durch Portale wie Experteer sowie Plattformen wie Xing oder LinkedIn können Kandidaten und Personal-Manager auch direkt in Kontakt treten, ohne einen Headhunter zwischenzuschalten. Datenbanken und Algorithmen bieten neue Möglichkeiten und verändern die Wertschöpfungsketten.

Dass der klassische Personalberater irgendwann überhaupt nicht mehr gebraucht wird, glaubt Experteer-Geschäftsführer Mantel nicht. Um einzuschätzen, ob ein Kandidat, der die formalen Voraussetzungen erfüllt, zu einem Unternehmen passt, brauche man Erfahrung und Beurteilungsfähigkeit, sagte er im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Soweit ist noch kein Algorithmus.“ Programme könnten helfen, zum Beispiel 50 geeignete Kandidaten herauszufiltern.


13.000 Headhunter und Recruiter in Deutschland

Experteer will die verschiedenen Seiten online zusammenbringen – und hat seit der Gründung vor zehn Jahren beachtliche Marktanteile gewonnen. Der Karrieredienst hat inzwischen knapp sechs Millionen registrierte Nutzer, davon hat jeder Dritte ein Profil eingestellt. Von den gut 13.000 Headhuntern und Recruitern in Deutschland nutzt laut Mantel etwa jeder zweite die Experteer-Datenbank. Das Unternehmen ist auf Führungspositionen im mittleren Management in der Gehaltsklasse von etwa 80.000 bis 120.000 Euro im Jahr spezialisiert. Aufgenommen werden Manager ab 60.000 Euro.

Das Netzwerk umfasst inzwischen elf Länder mit Schwerpunkt Deutschland und deutschsprachiges Ausland. Die Vermittlung von Führungspositionen über Grenzen hinweg gewinne angesichts von Globalisierung und Diversität zunehmend an Bedeutung. Gerade für kleinere Personalberater wird das Geschäft da schwieriger. „Wenn Sie über kein internationales Netzwerk verfügen, stoßen Sie an Ihre Grenzen.“

Experteer kam zuletzt auf etwa 19 Millionen Euro Umsatz und ist nach eigenen Angaben hochprofitabel. Gesellschafter sind unter anderem Holtzbrinck Ventures, eVentures und Wellington Partners. Für Finanzinvestoren sind sie schon ungewöhnlich lange dabei, ein Exit durch einen Verkauf käme daher eines Tages nicht überraschend.

Der neue Preis „Headhunter of the Year“ ist nach Einschätzung Mantels in der Branche auf sehr positive Resonanz gestoßen. 88 Unternehmen bewarben sich um eine der Auszeichnungen. Manche Branchengröße, räumen die Organisatoren aber ein, beobachte im ersten Jahr wohl erst einmal, ob sich der Preis etabliere. In der Jury saßen unter anderem Gunther Friedl von der TU München, Rosa Riera von Siemens und BDU-Geschäftsführer Kai Haake.

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