Kasino-Stadt Atlantic City Nichts geht mehr im Trump-Palast

Atlantic City war einst Ferienparadies und das Ostküsten-Pendant zu Las Vegas. Mit dem „Trump Taj Mahal“ schließt nun ein weiteres Symbol der Stadt. Selbst Wall-Street-Legende Carl Icahn hat hier Millionen verbrannt.

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Der Glücksspieltempel schließt im September. Quelle: REUTERS

Atlantic City wirkt wie eine Fata Morgana. Drei Stunden fährt man mit dem Auto von New York City aus Richtung Süden und sieht nur Wälder und kleine Städte. Doch dann tauchen wie aus dem Nichts in der Ferne die Wolkenkratzer auf, dahinter das blaue Meer. Ein Spaziergang durch die Stadt in New Jersey ist ähnlich unwirklich.

Die Strandpromenade „Boardwalk“ ist aus Holz, überall stehen kleine Buden mit Eiskrem oder Zuckerwatte. Am Strand sonnen sich ein paar Urlauber, weiter hinten ragt der „Stahlpier“ in den Atlantik. Früher sprangen Cowboys mit ihren Pferden von dort hinunter in den Ozean, um die Besucher zu unterhalten. Heute sind dort ein Riesenrad und eine Achterbahn zu sehen.

Mitten in der Stadt ragt das Trump Taj Mahal heraus. Das größte Kasino der Stadt könnte mit seinem Zierrat in Las Vegas stehen. Mit den Kuppeln und Minaretten aus Beton soll es an das berühmteste Grabmal Indiens erinnern. Aber mit der Verehrung einer verstorbenen Geliebten hat der Bau wenig gemein: Drinnen stehen Rentner und Touristen in einer öden Spielhalle vor einarmigen Banditen.

Trump „jämmerlich unvorbereitet“ für Präsidentschaft
„Hillary Clinton will Amerikas Angela Merkel werden, und ihr wisst, was für eine Katastrophe diese massive Einwanderung für Deutschland und die Menschen Deutschlands ist“, sagte Trump Mitte August in einer außenpolitischen Rede in Youngstown (Ohio). „Die Kriminalität ist auf ein Niveau gestiegen, das niemand geglaubt hat, je zu sehen.“ Die USA hätten genug Probleme, ohne sich durch die ungezügelte Aufnahme syrischer Flüchtlinge weitere aufzubürden. Quelle: AP
„Jämmerlich unvorbereitet“, um die USA als Präsident führen zu können, ist Donald Trump nach Aussagen von US-Präsident Barack Obama. Auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus forderte Obama die Republikaner am Dienstag auf, Trump nicht mehr zu unterstützen. Dabei gehe es um mehr als unterschiedliche Ansichten politischer Natur, sagte Obama. Trotz des wachsenden Unmuts gegenüber Trump hat bisher kein Republikaner ihm seine Unterstützung entzogen. Obama sagte, republikanische Politiker hätten wiederholt feststellen müssen, dass Äußerungen Trumps inakzeptabel seien. „Warum unterstützen Sie ihn dann noch?“, fragte Obama. Quelle: dpa
„Belgien ist eine wunderschöne Stadt und ein herrlicher Ort - großartige Gebäude“, sagte Donald Trump in einer Rede und zeigte, wie es um seine geographischen Kenntnissen bestellt ist. „Ich war mal dort, vor vielen, vielen Jahren. Vor ein paar Monaten habe ich dann ein Statement abgegeben, nach dem Motto, Belgien ist ein elendes Loch. Dafür wurde ich dann schwer kritisiert, man hat gesagt, was für eine böse Sache - und dann hatten sie in Belgien dieses massive Problem.“ Quelle: dpa
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die Washington Post von künftigen Wahlkampfauftritten ausgeschlossen: Auf Facebook bezeichnete er das Blatt als "unehrlich und verlogen". Die Washington Post hatte erst kürzlich kritisch über den Milliardär berichtet. In den Augen von Trump sei die Berichterstattung "unglaublich fehlerhaft", deshalb habe er der Zeitung die Akkreditierung für seine Wahlkampfveranstaltungen entzogen.Der umstrittene republikanische Präsidentschaftsbewerber Trump ist ein Quereinsteiger und hat noch nie ein politisches Amt bekleidet. Im Wahlkampf macht er immer wieder mit skurrilen Aussprüchen auf sich aufmerksam. Quelle: AP
Donald Trump Quelle: REUTERS
Donald Trump Quelle: dpa
Trumps Knaller nach dem Sieg in den Vorwahlen von Nevada: „Wir haben bei den Evangelikalen gewonnen. Wir haben bei den Jungen gewonnen, wir haben bei den Alten gewonnen. Wir haben bei den gut Gebildeten gewonnen, wir haben bei den schlecht Gebildeten gewonnen. Ich liebe die schlecht Gebildeten.“ Quelle: REUTERS

Noch bis zum 6. September können sie dort spielen. Dann schließt das Trump Taj Mahal seine Pforten. Seit Anfang Juli streikt rund ein Drittel der Belegschaft, sie wollten mehr Geld. In einer Erklärung sagte Tony Rodio, Chef des Betreibers Tropicana Entertainment, man könne nicht „weiterhin zig zweistellige Millionenbeträge verbrennen, wenn die Gewerkschaft den Weg zur Profitabilität versperrt“.

Die Holding Tropicana wird von Hedgefonds-Manager Carl Icahn kontrolliert, der vor 18 Monaten das Kasino für 100 Millionen Dollar aus einem Konkursverfahren übernahm. Dieses Geld hat der Milliardär verloren: „Es war eine schlechte Wette“. Jetzt ziehe er den Stecker: „Wie viel gutes Geld wirft man dem Schlechten hinterher?“

Kern der Auseinandersetzung mit den Gewerkschaften war die Bezahlung. Im Kasino verdienten die Beschäftigten im Schnitt zwölf Dollar die Stunde, weniger als die Kollegen in anderen Kasinos der Stadt. Dazu verloren sie im Konkursverfahren die vom Unternehmen bezahlte Krankenversicherung und andere Absicherungen. „Für ein paar Millionen hätte er Ruhe mit den Mitarbeitern haben können“, sagt Gewerkschaftschef Bob McDevitt über Icahn. „Der große Deal-Macher brennt lieber das Kasino bis auf die Grundmauern herunter, so dass er die Asche für sich alleine hat.“

Besucherzahl fällt auch wegen Trump

Mit dem Trump Taj Mahal hat der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump seit langem nichts mehr zu tun. 1990 baute er den Glücksspieltempel, der lange Zeit große Probleme hatte und mehrere Konkurse durchmachte. Seit dem Bankrott 2009 gehörten Trump nur noch zehn Prozent, die er dann bei der Pleite 2014 auch verlor. Damals wollte der New Yorker vor Gericht durchsetzen, dass das Kasino seinen Namen nicht mehr nutzen durfte – vergeblich.

Den Namen hätte Icahn besser freiwillig aufgegeben. Laut dem Empfehlungsdienst Foursquare meiden Amerikaner seit Trumps Präsidentschaftskandidatur dessen Geschäfte wie Hotels, Golfklubs oder Kasinos: Die Besucherzahl fiel seit Juni 2015 um durchschnittlich 27 Prozent.

Trumps Ansichten im Faktencheck
Milliardär und Republikaner Donald Trump Quelle: dpa
Trump und Putin Quelle: dpa
New York City am 11. Septembers 2001 Quelle: dpa
Trump und Geld Quelle: REUTERS
Trump und HandelTrump: „Beim Handel gehen wir völlig unter. . Mit China werden wir handelsmäßig 505 Milliarden Dollar verlieren. . . Mexiko, (sind es) 58 Milliarden Dollar. Japan, wahrscheinlich etwa, sie wissen es noch nicht genau, aber (da sind es) etwa 109 Milliarden Dollar.“Die Fakten: Trump liegt beim US-Handelsdefizit mit China völlig daneben. Es betrug 2015 insgesamt 365,7 Milliarden Dollar – ein Rekord und das größte Defizit der USA mit einem anderen Land. Doch das US-Defizit mit allen Ländern zusammen lag vergangenes Jahr bei 531,5 Milliarden nach 508,3 Milliarden im Jahr 2014 – also etwa so viel wie Trump nur dem Handel mit China zuschrieb. Bei den Zahlen für Mexiko lag Trump richtig, nicht aber bei jenen für Japan. Es betrug im vergangenen Jahr nicht 109 Milliarden, sondern 68,6 Milliarden. Quelle: dpa
Donald Trump Quelle: AP
Donald Trump und Hillary Clinton Quelle: dpa

Keine Frage: Atlantic City befindet sich in einer schweren Krise. Die goldenen Zeiten, wie sie in der Serie „Boardwalk Empire“ gezeigt werden, sind längst vorbei. Früher besaß die Stadt ein Monopol in ihrem Einzugsgebiet. Das ist vorbei. Es gibt in der Region zahlreiche neue Kasinos an Pferderennbahnen und in Indianerreservaten. Dazu wird das Glücksspiel in weiteren Bundesstaaten legalisiert, während die Amerikaner nicht mehr Geld für Roulette oder Black Jack ausgeben.

Lange Zeit verstand sich Atlantic City als ein kleines Las Vegas an der Ostküste. Aber die Unterschiede liegen auf der Hand: Das Wetter ist in Las Vegas fast das ganze Jahr gut, in Atlantic City ist es nur drei bis vier Monate warm. Es fehlen die internationalen Besucher, es gibt so gut wie keine Direktflüge aus dem Ausland, fast alle 27 Millionen Besucher im Jahr kommen mit dem Auto. Die Zahl fällt seit acht Jahren.

Die Amerikaner fahren jetzt lieber zu Kasinos in der Nähe ihrer Wohnorte und vermeiden lange Anreisen. Entsprechend halbierten sich in den vergangenen neun Jahren die jährlichen Glücksspieleinahmen in der Stadt auf derzeit rund 2,6 Milliarden Dollar.

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