London Stock Exchange Ausgleich fürs Scheitern

Der Londoner Börsenbetreiber erhöht seine Dividende und betont gute Zukunftsaussichten – auch wenn der geplante Zusammenschluss mit der Deutschen Börse voraussichtlich platzt.

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Die LSE erhöht die Dividende und betont, dass sie auch alleine wachsen kann. Quelle: Reuters

London Der Börsenbetreiber London Stock Exchange (LSE) hat seinen Aktionären eine um ein Fünftel höhere Dividende in Aussicht gestellt. Die Auszahlung wird damit auf 43,2 Pence je Aktie steigen, wie das Unternehmen am Freitagmorgen ankündigte. Dies soll die „guten Perspektiven widerspiegeln“, betonte LSE-Chef Xavier Rolet bei der Veröffentlichung der Jahreszahlen. Und die Zukunft sieht er wohl für die LSE in erster Linie darin, als alleinstehendes Unternehmen weiterzumachen – ohne die geplante Fusion mit der Deutschen Börse.

Am späten Sonntagabend hat der Londoner Börsenbetreiber öffentlich gemacht, dass man kaum mehr Chancen sieht, das Vorhaben durchzusetzen. Der Grund: Die Europäische Kommission haben Zugeständnisse gefordert, die man als zu weitreichend ablehne. Die Wettbewerbshüter wollen, dass die LSE sich von ihrer Mehrheitsbeteiligung an der Handelsplattform MTS trennt. Die Sparte selbst ist zwar eher klein, doch sie ist Teil des Italien-Geschäfts der LSE, das als wesentlicher Ertragsbringer gilt. Die Forderungen der Kommission hätten das Unternehmen eine sehr schwierige Lage gebracht. Darauf werde man sich nicht einlassen, betonte Rolet am Freitag.

Er erteilte den Fusionsplänen zwar keine komplette Absage und beteuerte stattdessen: Man arbeite weiterhin daran, grünes Licht für den Zusammenschluss zu bekommen. Doch er machte auch klar, dass das Unternehmen in einer guten Position sei, um allein zu bestehen und zu wachsen. Im vergangenen Jahr lag der operative Gewinn bei 426 Million Pfund (umgerechnet 496 Millionen Euro) – sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Der Nettoüberschuss ist dagegen von 357 Millionen Pfund auf rund 193 Millionen Pfund gesunken – unter anderem wegen der Kosten für das Fusionsvorhaben.


Ermittlungen gegen Kengeter

Die Kommission wird voraussichtlich bis 3. April entscheiden, ob sie den Zusammenschluss genehmigt. Die beiden Börsenbetreiber haben diese Pläne vor gut einem Jahr öffentlich gemacht. Seit dem Brexit-Referendum in Großbritannien wuchs aber vor allem der Widerstand hessischer Politiker gegen das Projekt. Sie kritisieren, dass die Dachgesellschaft des fusionierten Konzerns in London angesiedelt werden soll – und damit außerhalb der EU, sobald Großbritannien in voraussichtlich etwa zwei Jahren der Staatengemeinschaft den Rücken kehrt.

Forderungen aus Deutschland, den Sitz der Holding nach Frankfurt zu verlegen, erzürnten dagegen britische Politiker. Die LSE sei ein „Kronjuwel der Londoner City“, das man nicht einfach aufgeben dürfe, sagte ein konservativer Parlamentarier auf der Insel.

Rolet betonte am Freitag, dass das Projekt als ein „Zusammenschluss unter Gleichen“ geplant worden sei, den man „sehr behutsam justiert habe“ – mit London als Sitz der Holding und Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter an der Spitze des fusionierten Konzerns. Abweichungen davon änderten die Balance und damit wichtige Voraussetzungen, auf die man sich im Vorfeld geeinigt habe. Er deutete damit an, wenn das Fusionsvorhaben am Ende scheitere, dann habe das in einem nicht unerheblichen Maße an den politischen Widerständen gelegen.

Hinzu kommen die Ermittlungen gegen Kengeter. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft wirft ihm Insiderhandel vor. Er hatte im großen Stile Aktien der Deutschen Börse gekauft hatte, bevor der Konzern die Pläne mit der LSE öffentlich machte. Finanzkreisen zufolge ließ der Verdacht auf Insiderhandel die Berater der LSE daran zweifeln, ob Kengeter der richtige Mann für die Chefposition bei dem fusionierten Konzern sei. Rolet wollte eigentlich nach dem Zusammenschluss aus dem Unternehmen ausscheiden. Dieser Schritt werde wohl aufgeschoben, sagte der LSE-Chef am Freitag.

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