Thomas Cook Türkei-Krise trifft Reisekonzern hart

Wegen der Krise in der Türkei senkt der Touristikkonzern Thomas Cook seine Prognose. Im abgelaufenen Quartal brach der Gewinn bei den Briten um mehr als 90 Prozent ein. Für die Branche steht viel auf dem Spiel.

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Der Reisekonzern muss seine Prognose kappen. Quelle: dpa

London Die Folgen des Putschversuchs in der Türkei machen dem Reisekonzern Thomas Cook einen Strich durch die Gewinnprognose. Wie das in Deutschland unter den Marken „Neckermann“ und „Öger“ bekannte Unternehmen am Donnerstag mitteilte, wird der operative Gewinn im bis Ende September laufenden Geschäftsjahr nur noch die Marke von 300 Millionen Pfund (357 Millionen Euro) erreichen. Bislang wurden bis zu 335 Millionen Pfund in Aussicht gestellt.

Im abgelaufenen Quartal brach der Betriebsgewinn um mehr als 90 Prozent auf zwei Millionen Pfund ein. Der Tourismuskonzern erwirtschaftet seinen kompletten Gewinn mit Badeurlaubern im Sommer. Die Buchungen für die Hochsaison in diesem Jahr seien jedoch um fünf Prozent eingebrochen. Die Aussichten auf einen baldigen Aufschwung sind gering. Nach jüngsten Zahlen des türkischen Tourismusministeriums für Juni fiel die Zahl der Besucher in dem Land um gut 40 Prozent. Es ist der größte Einbruch seit 22 Jahren.

Für die Tourismuskonzerne steht in der Türkei in der wichtigen Sommersaison geschäftlich viel auf dem Spiel. Trotz des Buchungseinbruchs um bis zu 50 Prozent nach den Anschlägen zu Jahresbeginn ist das Land laut Deutschem Reiseverband noch das drittbeliebteste Urlaubsziel der Deutschen. Voriges Jahr besuchten es rund 5,6 Millionen Bundesbürger.

In der Türkei hatten Teile des Militärs vor zwei Wochen einen Putschversuch unternommen. Der letztlich gescheiterte Coup trifft nicht nur Thomas Cook, sondern auch den größeren Konkurrenten Tui. Zudem hatten Airlines wie Lufthansa und Easyjet mit Verweis auf die unsichere Lage in Europa und die jüngsten Anschläge ihre Prognose zurückgenommen.

„Wir befinden uns in einem herausfordernden geopolitischen Umfeld, da es in einigen unserer wichtigen Quell- und Zielmärkte wiederholt zu Zwischenfällen kam“, sagte Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser. Das Votum der Briten für einen Ausstieg aus der EU Ende Juni habe sich bisher nicht in den Buchungen niedergeschlagen, doch habe die Abstimmung das Gefühl einer generellen Unsicherheit verstärkt.

Die Aktien von Thomas Cook stiegen in der Spitze um knapp zehn Prozent auf 65,8 Pence. Börsianern zufolge waren Anleger erleichtert, dass der Traditionskonzern seine Prognosen nicht noch stärker gesenkt habe und weiterhin für 2016 eine Dividende zahlen wolle.

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