Dresdner Bank Warum die Allianz keine Bank managen kann

Der Niedergang der Dresdner Bank ist ein Lehrstück über verfehlte Strategien, übertriebene Erwartungen und die schlechte Integration einer Übernahme.

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Das Logo der Dresdner Bank Quelle: AP

In der Münchner Olympiahalle herrscht Hochstimmung. Der Redner lässt sich für seinen Coup feiern und lobt sich ausgiebig selbst. Ein „erstklassiges Institut“ habe er da erworben, mit der Dresdner Bank, der größten Akquisition der Firmengeschichte, sei sein Konzern nun wie kein zweiter im deutschen Markt aufgestellt. Selbst kritische Aktionärsvertreter lassen sich von der Euphorie infizieren und preisen Weitsicht und Entschlossenheit des großen Vorsitzenden.

Das war im Juli 2001, der Redner hieß Henning Schulte-Noelle, seinerzeit Chef der größten deutschen Versicherung, der Allianz. Sieben Jahre später ist die Szenerie erschreckend anders. Der Aktienkurs der Allianz ist eingebrochen, unterm Strich hat die Dresdner Bank über den gesamten Zeitraum kaum mehr als ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt. Die Finanzkrise hat sie hart getroffen. Nach Jahren des Hickhacks haben die Anteilseigner genug von der verkorksten Ehe. „Trennen Sie sich von der Bank“, muss sich Schulte-Noelles Nachfolger Michael Diekmann immer wieder anhören. Tenor der letzten Hauptversammlung: Bloß weg mit dem Bankenschrott. Das „Handelsblatt“ ruft gar dazu auf, die Bank zu verschenken, wenn sich kein Käufer findet.

Von der Perle zum Ramschposten

Der Weg von der vermeintlichen Perle zum Ramschposten ist eine Folge strategischer Fehlentscheidungen, des Traums, im Konzert der Großen mitzuspielen und nicht zuletzt einer halbherzige Integration in den Versicherungsriesen. Die Dresdner Bank ist so zum Schatten ihrer selbst verkommen. Das einst von Managerpersönlichkeiten wie dem 1977 von der RAF ermordeten Jürgen Ponto oder später Wolfgang Röller geprägte Institut hat fast jeden Glanz verloren. Das „Grüne Band der Sympathie“, über Jahre wohl der bekannteste Slogan aller deutschen Geldhäuser, ist längst durchtrennt.

Zugleich ist der Niedergang auch ein Lehrstück über die Schwäche des deutschen Finanzsystems. Niedrige Margen im Kerngeschäft garantieren auf Dauer keine Stabilität. Offensichtlich muss eine Bank erst ordentlich ramponiert werden, bis nur noch die Fusion einen Ausweg bietet.

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