In neun Jahren soll Schluss sein mit der Energie aus Kernspaltungen, bis dahin produzieren die deutschen Kernkraftwerke aber noch mit Höchstleistung. Gleich vier deutsche Kernkraftmeiler stehen in der internationalen "Top Ten" der leistungsfähigsten AKWs ganz oben. So gab es das Deutsche Atomforum bekannt. Gleich nach zwei Meilern aus Frankreich und einem Kraftwerk aus den USA folgt Isar 2 mit einer Stromerzeugung von mehr als zwölf Milliarden Kilowattstunden, drei weitere Meiler liegen auf den Plätzen fünf, sechs und zehn.
Für Heinz Smital, Atomphysiker und Experte für Kernenergie bei Greenpeace, ist die hohe Energieerzeugung heimischer Meiler nicht verständlich: "Es ist gar nicht nötig, so viel Energie zu erzeugen, da Deutschland ohnehin Strom exportiert."
Die vier deutschen Kernkraftwerke erzeugen zusammen rund 46 Milliarden Kilowattstunden, ein großer Teil davon geht nach seiner Meinung in das Ausland: "Das Argument, dass leistungsstarke Kraftwerke zur Grundsicherung von Nöten sind, ist nicht richtig, da viel exportiert wird."
Das sind die größten Stromverbraucher weltweit
China ist die weltweite Nummer Eins unter den Stromverbrauchern. Kein anderes Land benötigt mehr Strom. Auch bei der Stromerzeugung ist das Land an der Spitze, exportiert jedoch nicht besonders viel von seiner Energie. Im Ranking der Strom exportierenden Länder belegt die Volksrepublik nur den neunten Platz.
Der zweitgrößter Stromverbraucher der Welt ist die USA. Fast fünf Prozent der installierten Stromerzeugungskapazität waren im Jahr 2010 regenerative Energien.
Den dritten Platz der größten Stromverbraucher belegt Japan. Das Land ist zugleich viertgrößter Stromproduzent der Erde, vor ihm liegen nur Russland, China und die USA. Mit seinen Erzeugungen versorgt sich Japan im Gegensatz zu diesen Ländern jedoch ausschließlich selbst.
Fast genauso viel Strom wie Japan verbraucht Russland und liegt somit auf dem vierten Platz der weltweit größten Verbraucher. Das Land ist zudem drittgrößter Stromproduzent.
Der fünftgrößte Stromverbraucher der Welt ist Indien. Kein Wunder: Das Land ist nach China das bevölkerungsreichste der Welt, 1,3 Milliarden Einwohner leben dort laut Schätzungen.
Auf dem sechsten Platz der größten Stromverbraucher gibt es eine Überraschung: Kanada. Dabei ist das Land relativ spärlich besiedelt, nur 34 Millionen Menschen leben dort.
Mehr als doppelt so viele Einwohner wie Kanada hat Deutschland, und ist dennoch hinter dem nordamerikanischen Land, wenn es um den Stromverbrauch geht. 545 Milliarden Kilowattstunden wurden 2011 verbraucht. Beim Export von Strom ist Deutschland hingegen fast Spitze. Im weltweiten Vergleich exportiert nur Nachbarland Frankreich mehr.
Als Stromexporteur ist Frankreich die weltweite Nummer Eins. Beim Stromverbrauch liegt das 65 Millionen Einwohner-Land dagegen nur auf dem achten Platz.
Die Franzosen setzen bei der Stromerzeugung voll auf Atomkraft. 58 Meiler waren 2011 in Betrieb. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im gleichen Zeitraum neun Atomkraftwerke, in Spanien acht und im Vereinigten Königreich 18.
Neuntgrößter Stromverbraucher ist Brasilien. In dem südamerikanischen Land leben 200 Millionen Menschen.
Südkorea ist auf dem zehnten Platz der größten Stromverbraucher der Welt. Das Land versorgt sich laut der US-Informationsbehörde CIA komplett selbst, importiert also keinen Strom. Seinen Strom erzeugte Südkorea im Jahr 2010 zu fast einem Drittel mit Atomkraft, bis 2024 soll sie fast 50 Prozent der Stromproduktion ausmachen.
Dass deutsche Kernkraftwerke verhältnismäßig leistungsstark sind, ist nichts Neues, jedoch führt der im März 2011 beschlossene Ausstieg aus der Kernkraft schnell zu der Frage, ob Deutschland seine "Supermeiler" Isar 2, Grohnde, Emsland und Neckarwestheim 2 überhaupt noch braucht.
"Nein, findet Atomphysiker Smital: "Nur weil diese Kraftwerke so viel Energie erzeugen können, heißt das nicht, dass wir sie auch erzeugen müssen." Atomkraftwerke sorgen an sonnenarmen und weniger windigen Tagen zwar dafür, dass es in Deutschland keine Stromausfälle gibt, ob diese enormen Leistungen jedoch dafür von Nöten sind, ist fraglich.
Maik Luckow, Sprecher des deutschen Atomforums, sieht die Lage jedoch ganz anders: "Die Stromproduktion der deutschen Kernkraftwerke spielt bei der zuverlässigen, witterungsunabhängigen Sicherung der Grundlast eine ebenso große Rolle wie beim Reagieren auf das schwankende Angebot von Solar- und Windstrom." Dadurch würden die Atommeiler auch den Ausbau erneuerbarer Energien unterstützen.
Versorgungssicherheit ist die Herausforderung
Deutschland ist nach Frankreich der zweitgrößte Produzent von Atomstrom und hat 2012 so viel Energie exportiert wie schon lange nicht mehr. Und dieses Land soll schon in weniger als einem Jahrzehnt frei von Atomenergie sein? Ja, sagen zumindest die Grünen. Sie sehen in den hohen Exporten einen Beleg für den Wandel weg von Atomstrom, hin zu regenerativen Energieträgern.
Das sind die größten Energieversorger der Welt
Die Rangliste der größten Energieunternehmen der Welt eröffnet Kansai Electric Power. Der japanische Versorger kam 2011 auf einen Umsatz von 33,3 Milliarden Dollar.
Mit 39,3 Milliarden Dollar Umsatz liegt der südkoreanische Versorger Korea Electric Power (Kepco) auf dem neunten Rang.
Iberdrola landet auf dem achten Platz. Der spanische Versorger erwirtschaftete 2011 Erlöse in Höhe von 41 Milliarden Dollar.
Der britische Versorger SSE (Scottish and Southern Energy) landet auf Rang sieben der Rangliste. Umsatz 2011: 45,4 Milliarden Dollar.
Der erste deutsche Energiekonzern findet sich auf Platz sechs wieder. RWE erwirtschaftete im Jahr 2011 Erlöse von 63,7 Milliarden Dollar.
64,6 Milliarden Dollar erwirtschaftete Tokyo Electric Power im Jahr 2011. Besser bekannt ist das Unternehmen unter der Abkürzung Tepco. Nach der Katastrophe am Atomkraftwerk von Fukushima ist Tepco inzwischen mehrheitlich im Besitz des japanischen Staates.
Électricité de France (EDF) schrammt knapp am Treppchen vorbei. Die Franzosen kommen mit einem Umsatz 2011 von 84,6 Milliarden Dollar auf Platz vier.
Der größte italienische Energiekonzern ist weltweit die Nummer drei. Enel machte 2011 einen Umsatz von 103,2 Milliarden Dollar.
Der französische Versorger GDF Suez findet sich auf Rang zwei der Rangliste. Im Jahr 2011 erwirtschaftete GDF Suez Erlöse in Höhe von 117,5 Milliarden Dollar.
Der deutsche Branchenprimus ist auch weltweit die Nummer eins. Eon kam im Jahr 2011 auf einen Umsatz von 157,3 Milliarden Dollar - das reicht für die Spitzenposition.
Eines lässt sich aus der hohen Stromproduktion in Deutschland auf jeden Fall ableiten: Trotz Energiewende droht hierzulande wenig Gefahr von Versorgungsengpässen und auch die Preise dürften verhältnismäßig nur moderat steigen.
"Die Kraftwerke erzeugen durch relativ niedrige Betriebskosten günstige Energie welche die deutschen Strompreise dämpft und auch für den Betreiber lukrativ ist", erklärt Hubertus Bardt, Energieexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln gegenüber der Wirtschaftswoche Online. Denn gerade die Preise für Energie sorgen bei vielen Bürgern zu Kopfzerbrechen.
Eine Umfrage von Infratest aus de Sommer 2012 zeigt: 52 Prozent der Befragten wären sogar für eine Verschiebung des Atomausstiegs um einer Explosion der Strompreise entgegen zu wirken.
Jedoch warnt Energieexperte Bardt davor, die Preise als Hauptproblem zu sehen. "Der Umstieg kostet Geld, jedoch sind nicht die Kosten die Herausforderung sondern die Versorgungssicherheit." Es sollte also auch in einer windstillen Nacht Strom verfügbar sein, der Preis ist dabei zunächst zweitrangig.
Sollte also in neun Jahren auch wirklich das letzte, noch so leistungsfähige, Kernkraftwerk vom Netz gehen, ist noch einiges an Investitionen notwendig.