„Viele dieser windigen Hersteller verlangen Vorkasse und verschwinden schnell wieder vom Markt“, klagt Dietmar Braun, Technischer Leiter beim Westerwälder Mühlenbauer Braun Windturbinen, über die schwarzen Schafe. „Durch das schlechte Image verlieren auch wir Aufträge.“ Das Familienunternehmen entwickelt seit mehr als 20 Jahren Kleinwindkraftanlagen bis 10 Kilowatt und zählt zu den führenden europäischen Herstellern.
Die Branche stehe noch am Anfang, konstatiert Experte Jüttemann: „Natürlich läuft da noch einiges schief.“ Der Geograf, ehemaliger Projektmanager des Wissenschaftsparks in Gelsenkirchen und bei der EnergieAgentur NRW, ist einer der wenigen Fachleute für Kleinwindanlagen in Deutschland und betreibt das Web-Portal www.klein-windkraftanlagen.com.
Ein weiteres Problem: Zwar gibt es in Deutschland zahlreiche Anbieter, doch keine eigenen Zertifizierungen für kleine Mühlen wie in Großbritannien oder den USA. Und auch diese Zertifizierungen sind teuer und aufwendig. „Kosten von rund 100.000 Euro sind für ein kleines Unternehmen nicht tragbar“, sagt Superwind-Chef Klaus Krieger. Eine Zertifizierung dürfe pro Anlage nicht mehr als 20.000 Euro kosten.
Die Zurückhaltung der Kunden in Deutschland liegt auch an den ungünstigen Windverhältnissen in vielen Gegenden. Für den wirtschaftlichen Betrieb einer Kleinanlage braucht es laut Paul Kühn, Leiter Standortbewertung beim Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) in Kassel, mittlere Windgeschwindigkeiten von 5,5, besser noch 6,0 Metern pro Sekunde. Und die gebe es hierzulande meist nur an den Küsten, allenfalls noch in einigen Lagen der Mittelgebirge. Dennoch, registriert auch IWES-Forscher Kühn, steigt das Interesse an den Minimühlen, vor allem bei Landwirten und Gewerbetreibenden. Diese Klientel haben auch die Enbreeze-Gründer im Blick, deren Turbinen zwischen 40.000 und 50.000 Euro kosten.
Riedel und Dabrowski lassen sich daher auch nicht vom Essener Stromriesen RWE abschrecken, der sich aus der Miniwindbranche zurückgezogen hat. Die RWE-Tochter Innogy, spezialisiert auf Stromerzeugung aus Wind, Solar oder Wasser, hat Ende September ihre Beteiligung am britischen Kleinwindunternehmen Quiet Revolution nach fünf Jahren wieder verkauft. Den Bereich Kleinwind werde RWE Innogy nicht weiter ausbauen, heißt es aus Essen.
Mit Abris Lelbach haben die Enbreeze-Gründer einen neuen Geldgeber gefunden, der sich mit seiner Industrieholding an Enbreeze beteiligt. Der ehemalige Berater der Treuhandanstalt kaufte 1998 die Elektrotechnikfirma Elpro in Ostberlin, die unter anderem Bahnstrecken mit Strom versorgt. Im Februar soll dann eine Zehn-Kilowatt-Turbine in die Pilotphase gehen. Mit der Mühle, so Riedel, ließen sich im Jahr mindestens 20.000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Ein Vier-Personen-Haushalt verbraucht im Schnitt 5000 Kilowattstunden. Im August 2014 wollen Riedel und Dabrowski mit der Serienproduktion beginnen. Riedel: „50 Mühlen sollten es 2014 schon sein.“