Erdölreserven Entweder der Weltverbrauch sinkt, oder die Förderungszahlen steigen

Die Energiestatistik der Welt hat der Energieriese BP auf den neuesten Stand gebracht. Die Daten legen nahe, dass Erdöl schon bald weltweit teurer wird. Wenn sie denn stimmen: Wichtige Angaben des Zahlenwerks wirken wenig plausibel.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die wichtigsten Export- und Importländer von Erdöl
Nigerianische Arbeiter an einer Öl-Leitung Quelle: dpa
Rang 5: Vereinigte Arabische EmirateExport: 120,6 Millionen Tonnen Anteil an Gesamtexporten: 5,8 Prozent Quelle: AP
Rang 4: IrakExport: 120,7 Millionen Tonnen Anteil an den Gesamtexporten: 5,8 Prozent Quelle: dapd
Rang 3: KanadaExport: 128,0 Millionen Tonnen Anteil am Gesamtexport: 6,1 Prozent Quelle: REUTERS
Rang 2: RusslandExport: 239,4 Millionen Tonnen Anteil an Gesamtexporten: 11,4 Prozent Quelle: dpa
Rang 1: Saudi-ArabienExport: 375,5 Millionen Tonnen Anteil am Gesamtexport: 17,9 Prozent Quelle: dpa
Die größten ÖlimporteureRang 6: DeutschlandImport: 93,4 Millionen Tonnen Anteil an den globalen Importen: 4,3 Prozent Quelle: dpa

Seit vielen, vielen Jahren ist der Juni ein ganz besonderer Monat für alle Händler und Spekulanten, Wissenschaftler, Politiker und Journalisten, die sich für die internationalen Energiemärkte interessieren. BP, einer der ganz großen Spieler am Öl- und Gasmarkt, veröffentlicht seine “Statistical Review of World Energy“. 2014 ist der unglaubliche 63. Jahrgang der Publikation.

Nach all unseren Erfahrungen sind die Tausenden von Daten über fast alle Länder des Globus, über Verkauf, Verbrauch und Förderung von Kohle, Gas, Atomstrom, Erdöl und erneuerbaren Energien zuverlässig. An Versuchen, den von BP ja immerhin bezahlten Forschern und Schreibern irgendwelche Manipulationen nachzuweisen, hat es seit Jahrzehnten nicht gefehlt. Die Versuche sind regelmäßig gescheitert – kein Grund also, der vor ein paar Tagen auf einer Konferenz in Moskau vorgestellten Publikation nicht zu trauen.

Oder?

Wir haben keinen Grund zum Misstrauen gegen Christof Rühl, Chefvolkswirt der BP Group und wichtigster Präsentator der „Statistical Review“. Und was das Erdöl angeht – für BP nach wie vor der mit Abstand wichtigste Energierohstoff – kann man nichts Besseres tun, als aus seiner Zusammenfassung andächtig zu zitieren: „In den vergangenen drei Jahren waren die Ölpreise hoch, aber bemerkenswert stabil. 2013 gingen sie leicht zurück, Terminkontrakte auf die Ölsorte Brent kosteten durchschnittlich knapp 109 Dollar, drei Dollar unter dem Mittelwert von 2011 und 2012. Damit hatten wir das dritte Jahr hintereinander mit Preisen von mehr als 100 Dollar. Das gab es sowohl real als auch noch nominal vorher noch nie; gleichzeitig war das der Dreijahreszeitraum mit der geringsten Preisvolatilität seit 1970. Diese Preisstabilität täuscht aber über scharfe Veränderungen im Gleichgewicht von Verbrauch und Produktion hinweg: 2013 übertraf der weltweite Verbrauch ganz deutlich die Förderung - das genaue Gegenteil der Lage von 2012. Im Ergebnis sanken die Erdölvorräte.“

Die Daten sind überzeugend – und man muss kein großer Experte sein, um daraus abzuleiten, dass es so nicht mehr lange weiter gehen kann. Entweder der Weltverbrauch sinkt – wahrscheinlich nur im Fall einer Rezession – oder die Förderungszahlen steigen – möglich nur bei politischer Ruhe von Russland über den Iran bis Libyen und Nigeria – oder aber die Preise steigen. BP, das darf man sicher anfügen, kann das eigentlich nur Recht sein. Es stimmt aber auf jeden Fall.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%