Erneuerbare Energien Preissensation bei Offshore-Windenergie

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Ende des Subventionierungsmodells

Tatsächlich spricht vieles dafür, dass sich die Offshore-Windindustrie weiter professionalisiert. Durch technische Innovationen, optimierte Prozesse, größere und leistungsstärkere Turbinen sowie mehr Wettbewerb unter den Zulieferern habe die Branche noch viel Spielraum, erklärt Manfred Hader. Der Windenergiefachmann von Roland Berger ist überzeugt: „Das Subventionierungsmodell wird sich mittelfristig überlebt haben“.

Der Druck vonseiten der Politik wirkt. „Die Industrie zeigt, dass sie in der Lage ist, die ambitionierten Ziele zu erfüllen“, sagte Hader dem Handelsblatt. Insgesamt geht er davon aus, dass die Hersteller von Turbinen, Rotorblättern und Gondeln alleine durch das Heben von Skaleneffekten und die Lernkurve der Industrie, die Kosten drastisch senken können. Aber reicht das alles wirklich aus, damit EnBW auch ohne Förderungen Geld mit dem Betrieb des Offshore-Windparks „He Dreiht“ verdient?

Grundsätzlich sei das möglich, meint Manuel Köhler, Deutschland-Chef des britischen Energieberatungsunternehmens Aurora Energy Research, im Gespräch mit dem Handelsblatt. Doch es gebe natürlich auch Unsicherheiten: Das Vorgehen von EnBW sei eine Wette auf „stark sinkende Investitionskosten“ und „steigende Strompreise“. Patrick Graichen von der Denkfabrik Agora Energiewende sieht ähnliche Risiken.

„Die Bieter gehen davon aus, dass die Strompreise am Großhandelsmarkt deutlich steigen. Dazu wird es jedoch nur kommen, wenn Kohlekraftwerke vom Markt gehen und überdies die Zertifikate für Treibhausgasemissionsrechte teurer werden“, sagte Graichen. Falls sich die Erwartungen der Bieter nicht erfüllen, schließt Graichen nicht aus, dass einige Windparks trotz des gewährten Zuschlags nicht gebaut werden.

Wirtschaftsverbände und große Energieverbraucher dürften das Ergebnis der ersten Ausschreibungsrunde für Offshore-Windparks freilich als Beleg dafür werten, dass ihre Kritik berechtigt war. Die Wirtschaftsvereinigung Metalle (WVM) fordert beispielsweise seit Jahren, dass sich Erneuerbare am Markt bewähren müssen. Die bisherigen Vergütungen von im Schnitt 12 Cent pro Kilowattstunde für Offshore-Wind hält der WVM seit jeher für viel zu hoch. Der alte Vorwurf, Verbraucher und Industrie würden zu viel für Ökostrom bezahlen, dürfte nun jedenfalls neu aufflammen.

Andreas Wagner widerspricht daher schon einmal vorsorglich. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, die Verbraucher hätten bisher zu viel für Windstrom gezahlt“, sagt der Geschäftsführer der Stiftung Offshore-Windenergie dem Handelsblatt. „Die Vergütung über das EEG war als Anschubhilfe für die Technologie nötig und die Voraussetzung für den Preisverfall, den wir jetzt sehen“, erklärt Wagner. Er fordert die Bundesregierung angesichts der immensen Kostenreduktion auf, deutlich höhere Zubauziele bei Offshore-Wind anzudenken. Bisher plant die Regierung bis 2030 Offshore-Windanlagen mit einer Kapazität von 15.000 Megawatt zu errichten.

Windenergie auf hoher See gilt als wichtiger Treiber für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland. Bis 2025 sollen bis zu 45 Prozent des Strombedarfs aus regenerativen Quellen stammen.

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