Im vergangenen Jahr importierte alleine Uniper 25 Millionen Tonne Kohle – eine Menge, die 125 Mal das größte Containerschiff der Welt ausfüllen würde. Ob der Konzern weiter solche Mengen importieren werde, hänge laut Uniper maßgeblich von der Zukunft der Kohleverstromung in Deutschland ab. „Tendenziell erwarten wir jedoch rückläufige Importe“, heißt es von Uniper.
Der Energiekonzern RWE, der im vergangenen Jahr 12,5 Millionen Tonnen Steinkohle in seinen Kraftwerken verbrannte, sieht den Einsatz dieses Rohstoffes abhängig von den „herrschenden Marktbedingungen“. „Abzusehen ist, dass ältere Steinkohlkraftwerke nach und nach außer Betrieb gehen. In den Niederlanden ersetzen wir einen zunehmenden Anteil von Steinkohle durch Biomasse“, heißt es von RWE.
Die Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) weisen die Stromerzeugung aus Steinkohle in Deutschland jedenfalls als rückläufig aus. So ist die Stromerzeugung aus Steinkohle 2016 im Vergleich zum Vorjahr um knapp fünf Prozent zurückgegangen ist. Insgesamt beträgt der Anteil der Steinkohle am deutschen Energiemix rund 110 Terrawattstunden.
Wie der Kohleausstieg vom Gaspreis abhängt
Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geht davon aus, dass die Kohlenachfrage einschließlich der Braunkohle in Europa bis 2020 zurückgehen wird, während die OECD etwa für China und Indien eine stärkere Nachfrage prognostiziert.
Frank Peter, stellvertretender Direktor des Thinktanks Agora Energiewende, bleibt skeptisch, was den Rückgang der Steinkohleimporte betrifft. Abhängig sei die Entwicklung der Importe maßgeblich von zwei Fragen: Steigt Deutschland aus der Braunkohle aus und wie entwickelt sich der Gaspreis? So würde ein forcierter Ausstieg aus der Braunkohle den Bedarf an Steinkohle wohl eher fördern und den Import über längere Zeit stabil halten. Gegenwirkende Kräfte für Steinkohle seien hingegen ein niedriger Gaspreis, Ausbau der Erneuerbaren Energien und eine Verschärfung des Handels mit Emissionszertifikaten.
Zudem hängt die Zukunft der Kohleimporte an jener der Stahlindustrie, die ein Hauptimporteur des Rohstoffs ist. Sollte die schwächelnden Stahlkocher weiter Hütten in Europa schließen, würde das automatisch auf die Kohleimporte durchschlagen.
Eine Prognose über die Zukunft der Steinkohle will Experte Peter nicht abgeben. Dafür ist es im Energiewendeland Deutschland noch zu früh.