Facebook-Chef mit Ambitionen Kann Mark Zuckerberg Präsident?

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat ambitionierte Pläne: 2017 will der Chef des weltgrößten sozialen Netzwerks mit Menschen in allen 50 US-Bundesstaaten sprechen. Scheinen da schon politische Ambitionen durch?

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Der Facebook-chef kann auch Anzug und staatsmännisch. Quelle: Reuters

Düsseldorf Man schließe die Augen und stelle sich Mark Zuckerberg als Präsident der Vereinigten Staaten vor: Staatsempfänge im Kapuzenpulli, Bierflasche statt Champagnerkelch und Kickertische und Entspannungsbereiche für die Mitarbeiter des Weißen Hauses. Utopie? Dystopie? Gänzlich unwahrscheinlich?

Nicht ganz: Geht es nach manchen Beobachtern, hat der Chef des weltweit größten und wertvollsten sozialen Netzwerks politische Ambitionen. Auslöser für diese Spekulationen ist eine Botschaft von Zuckerberg selbst. Auf seinem Facebook-Profil kündigte der Chef an, 2017 mit Menschen in allen US-Bundesstaaten sprechen zu wollen. 20 hat er bereits 2016 besucht, 30 sollen es also im neuen Jahr werden.

Auf seiner Liste stehen unter anderem Kleinstädte, Universitäten und Gespräche mit Facebook-Mitarbeitern. Denn während andere Gewinnsteigerung und Dividendenerhöhung anstreben, wählt Zuckerberg jedes Jahr ein anderes, besonderes Ziel, das er mit der Welt teilt. Zuckerberg setzt sich für jedes Jahr ein persönliches Ziel. 2016 joggte er 365 Meilen (587 Kilometer) und baute sich einen intelligenten Assistenten für zu Hause. Zuvor ging es darum, Chinesisch zu lernen, zwei Bücher pro Monat zu lesen oder nur Fleisch von Tieren zu essen, die er selber getötet hat.

Dieses Jahr ist es also eine US-Tournee, die nicht nur entfernt an die Wahlkampfreisen von Politikern erinnert. So sagt es der Facebook-Gründer natürlich nicht, das wäre ja auch viel zu plump. Zuckerberg ist bekannt für seine Botschaften der Weltverbesserung.

In Bezug auf seine US-Reise klingt das dann so: „Meine Arbeit ist es, die Welt zu verbinden und jedem eine Stimme zu geben. Ich möchte dieses Jahr persönlich mehr solche Stimmen hören.“ Das würde ihm dabei helfen, seine Arbeit bei Facebook und die wohltätige Arbeit von ihm und seiner Ehefrau Priscilla Chan besser zu führen. Klingt politisch – und genauso verstehen es auch viele Medien und Beobachter. So berichtet der britische „Guardian“ von Gerichtsdokumenten, die aufzeigten, wie Zuckerberg mit zwei leitenden Managern über die Möglichkeiten diskutiert hatten, wie sich eine politische Karriere und die Cheftätigkeit Zuckerbergs miteinander vereinen lassen könnten.

Die Argumente dürften für viele US-Amerikaner auf der Hand liegen: Mark Zuckerberg ist mit seinen 32 Jahren einer der erfolgreichsten Firmengründer aller Zeiten und landet laut „Forbes“ mit einem Vermögen von geschätzten 49 Milliarden US-Dollar auf Platz sechs der reichsten Menschen der Welt.

Die Geschichte von Facebook und Mark Zuckerberg klingt fast wie ein Tech-Märchen: Was als kleines Campus-Netzwerk zu Studentenzeiten begann, wächst seit Jahren beständig und ist ein Milliardenkonzern. Zuckerberg hat es geschafft, aus einem simplen Netzwerk einen festen Bestandteil im Kommunikationsverhalten vieler Menschen zu machen. Zukäufe von WhatsApp oder Instagram taten ihr Übrigens.

Lag der Umsatz von Facebook im Jahr 2005 gerade einmal bei rund 10 Millionen US-Dollar, waren es zehn Jahre später etwa 17,9 Milliarden. 1,78 Milliarden Menschen nutzen den Dienst des Anbieters, an dem Zuckerberg selbst rund 28 Prozent Anteile hält. An der Börse besitzt das Unternehmen einen Wert von 323 Milliarden Dollar.


Was Zuckerberg wählbar machen würde

Erfolgreicher Geschäftsmann, guter Politiker: Diese Gleichung legen viele US-Amerikanern an. Nicht nur der gewählte Präsident Donald Trump schmückte sich gerne mit den Lorbeeren, die ihm seine Tätigkeit als Unternehmer einbrachte. Auch Multimillionär und Geschäftsmann Michael Bloomberg überzeugte die New Yorker mit seiner Erfolgsgeschichte und ließ sich zum Bürgermeister der Metropole wählen.

Und auch sonst hat Zuckerberg vorgelegt: Schon 2013 setzte sich der Facebook-Chef zusammen mit anderen Tech-Größen für eine Reform der US-Einwanderungsregeln ein. Bei der Wohltätigkeit ist Zuckerberg ohnehin fleißig: Für Schulen im US-Bundesstaat New Jersey spendete der Jungunternehmer einen Millionenbetrag. Zusammen mit seiner Frau kündigte er zur Geburt der gemeinsamen Tochter an, 99 Prozent ihrer Facebook-Anteile im Laufe ihres Lebens für Wohltätigkeit zu spenden. Leere Versprechen? Oder gar Wahlkampf?

Mitnichten: Drei Milliarden Dollar sollen in den kommenden zehn Jahren zum Beispiel dem Kampf gegen Krankheiten gespendet werden. Einen Anfang machten 600 Millionen Dollar in eine Einrichtung in San Francisco mit Namen Biohub. Dort sollen Forschungswerkzeuge für die Zukunft entwickelt werden.

Und auch sonst erkennen Beobachter Hinweise: 2016 war eins von Mark Zuckerbergs Jahreszielen, Mandarin zu lernen. Nicht unpraktisch, wer als Politiker die Sprache der anderen Weltmacht auf der anderen Seite des Pazifiks spricht. Zudem wünschte Zuckerberg an Weihnachten auf seinem Account allen Nutzern frohe Weihnachten und ein frohes Chanukka-Fest. Die Frage, ob er denn nicht Atheist sei, verneinte Zuckerberg und betonte den Wert der Religion. Wäre ebenfalls wichtig für einen US-Politiker, schließlich ist der Glauben in dem Land noch immer ein Wahlkampfargument.

Interessiert dürften sich die US-Demokraten an der Karriereplanung des Jungunternehmers zeigen: Schließlich wird dem Multimillionär eine Nähe zu der Partei nachgesagt, mit Barack Obama zeigte er sich bereits auf der Bühne. Bei Trump scheint er zurückhaltender: Als der die Bosse aus dem Silicon Valley im Dezember nach New York einlud, war Zuckerberg selbst nicht zugegen. Geschäftsführerin Sheryl Sandberg vertrat Facebook.

Bis zu Kickertischen im Weißen Haus und Empfängen im T-Shirt dürfte es allerdings noch eine Weile dauern – mit oder ohne Mark Zuckerberg.

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