Förderprogramme Hilfreiche Stützen für klamme Mittelständler

Häufig haben kleinere Unternehmen in wirtschaftlich schweren Zeiten die größten Geldprobleme. Darum sollen spezielle staatliche Förderprogramme kleine und mittlere Betriebe auch in der Krise liquide halten. Doch die Profiteure sind meist größere Unternehmen.

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Besonders seit der Pleite der IKB brauchen viel Mittelständler finanzielle Unterstützung. Quelle: dpa

BAD CAMBERG. Die einen sprechen von einer Kreditklemme, die anderen von Kreditengpässen. Fakt ist, dass es gerade dem Mittelstand immer schwerer fällt, an Kredite zur Finanzierung seiner Aktivitäten heranzukommen. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat sich bei vielen von ihnen in rückläufigen Geschäftszahlen niedergeschlagen. Das Rating der meisten mittelständischen Betriebe hat sich demzufolge oft spürbar verschlechtert. Um so dringender ist der Mittelstand auf Förderkredite angewiesen.

Für den Bereich der gewerblichen Wirtschaft hat die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) im vergangenen Jahr 23,8 Mrd. EUR aufgebracht, den überwiegenden Teil davon für den Mittelstand. Ulrich Schröder, Vorstandsvorsitzender der KfW, führt den Förderrekord in 2009 vor allem auf das Anfang 2009 gestartete Sonderprogramm mit Kreditzusagen von 7,2 Mrd. Euro bis Ende 2009 zurück.

"Von den knapp 2 500 zugesagten Krediten entfielen 94 Prozent auf mittelständische Firmen", so Schröder. Das Sonderprogramm wird aus dem Maßnahmenpaket I zur Beschäftigungssicherung durch Wachstumsstärkung gespeist, gefüllt mit insgesamt 20 Mrd. Euro an Kreditvolumen für Investitionsvorhaben im Mittelstand und in Kommunen. Die Förderkredite stellen die durchleitenden Banken anteilig von ihrer Haftung frei. Mittelständische Firmen sind nach der Lesart der KfW Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis zu 500 Mio. Euro. Zahlreichen Kritikern zufolge zielen die Förderprogramme der KfW allerdings auf größere, solidere Unternehmen und gehen so am eigentlichen, bedürftigen Mittelstand vorbei.

"Große Mittelständler sind seltener betroffen, weil sie hinsichtlich ihrer Organisations- und Gesellschaftsstrukturen meist stabiler aufgestellt sind", schränkt Detlev W. Schlebusch, Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung S+V Dr. Schlebusch Volz + Cie in Frankfurt am Main, ein. Dagegen erzielten 80 Prozent aller Unternehmen mit finanziellen Problemen einen Jahresumsatz von weniger als 20 Mio. Euro. Vor diesem Hintergrund sind die 20 Mrd. Euro an Förderkreditvolumen der KfW Mittelstandsbank für 2 500 Firmen in 2009 kaum mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, betrachtet man die eigentliche Breite des deutschen Mittelstands.

Das Kreditvolumen aller deutschen Förderbanken zusammengenommen wird für das Jahr 2009 auf eine Summe von weniger als 30 Mrd. Euro geschätzt. Darüber sollen in Zeiten wirtschaftlicher Schwäche und lebensbedrohender Kreditengpässe Unternehmen gestützt werden, die mehr als die Hälfte des deutschen Gesamtumsatzes erwirtschaften.

Gabriele Bilke, zuständig für Kreditförderung bei der Wirtschafts- und Infrastrukturbank (WiBank) Hessen, verweist auf 180 Mio. Euro, die man in 2010 innerhalb des Bereichs Gründungs- und Wachstumsfinanzierung (GuW) bereitstelle. In 2008 und 2009 hatte das Fördervolumen jeweils gut 150 Mio. Euro betragen. Nebeneffekt der Finanz- und Wirtschaftskrise: Der Abstand zwischen gestellten Anträgen und erteiltem Fördervolumen hat sich im vergangenen Jahr gegenüber 2008 deutlich vergrößert. Denn natürlich wägt auch die WiBank ihre Vergaberisiken genau ab, bevor sie Förderkredite für mittelständische Betriebe bewilligt.

Michael Stölting, Vorstand der NRW Bank, wirft einen Blick auf die konkreten Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise: "Unser Vergabevolumen in der Existenzgründungs- und Mittelstandsförderung für kleine und mittlere Unternehmen ist rückläufig", stellt er fest. Es ist in 2009 um rund ein Fünftel gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Die Zahl der Anträge sei jedoch in etwa gleich geblieben.

Der Vorstand führt diese Entwicklung darauf zurück, dass der Bedarf an kleinvolumigen Betriebsmittelfinanzierungen und Liquiditätshilfen gestiegen sei. Größervolumige Finanzierungen würden von mittelständischen Unternehmen eher aufgeschoben.

Manfred Schmitz-Kaiser, Mitglied des Vorstands der L-Bank, Staatsbank für Baden-Württemberg, beobachtet eine ähnliche Entwicklung. "Die Betriebe hielten sich bei den größeren Investitionsvorhaben zurück." Die Summe der in den gewerblichen Förderprogrammen der L-Bank ausgereichten Kreditvolumina sei deshalb in 2009 um mehr als 20 Prozent geringer ausgefallen. Das Problem mit dringend notwendigen, aber aufgeschobenen Investitionen: Sie können den Betrieben schnell die Existenz kosten.

Die LfA Förderbank Bayern stemmt sich gegen den allgemeinen Trend. "Die Nachfrage nach Risikoübernahmen in Form von Bürgschaften und Haftungsfreistellungen ist seit Anfang 2009 enorm gestiegen", meldet Michael Schneider, dort Vorstandsvorsitzender. In 2009 habe man Risiken in Höhe von gut 350 Mio. Euro abgesichert. Das sei mehr als doppelt so viel wie in 2008.

"Dadurch fanden unter unserem Mittelstandsschirm vergangenes Jahr rund 2 000 Unternehmen mit neuen Krediten in einem Gesamtvolumen von einer halben Mrd. Euro Platz", berichtet Schneider. 95 Prozent der genehmigten Darlehen gingen dabei an kleinere und mittlere Unternehmen.

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