Adidas mit Rekordumsatz Auf dem Rasen läuft’s wie geschmiert

Die EM in Frankreich kommt gerade erst auf Touren, da meldet der Sportkonzern Adidas bereits einen Rekordumsatz im Fußballgeschäft. Die Freude bei den Franken ist allerdings nicht ganz ungetrübt.

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Nach einem flauen Verkaufsstart greifen die Deutschen stärker nach den DFB-Jerseys. Quelle: AP

Paris In dreieinhalb Monaten ist endgültig Schluss: Ende September hört Adidas-Chef Herbert Hainer auf, nach 15 Jahren an der Spitze des Sportkonzerns. Der Manager verabschiedet sich mit einem Rekord. Auf 2,5 Milliarden Euro werde der Umsatz mit Kickschuhen, Trikots, Bällen und Stutzen dieses Jahr klettern, verkündete Hainer am Rande der Europameisterschaft in Paris.

So viel Fußball-Ausrüstung hat die Marke mit den drei Streifen noch nie verkauft. Im bisherigen Spitzenjahr 2015 setzten die Franken Fußball-Equipment für 2,2 Milliarden Euro. Das entsprach 13 Prozent vom Konzernumsatz.
„Dies unterstreicht unsere führende Rolle im Fußball“, betonte Hainer. Adidas liefert sich schon seit einigen Jahren ein enges Rennen mit Nike im boomenden Geschäft mit Fußballern und Fans der Sportart.

Die beiden größten Sportkonzerne der Welt sind gleichzeitig auch die wichtigsten Marken im Fußball. Auf Rang drei befindet sich Puma, allerdings mit deutlichem Abstand. Das aufstrebende US-Label Under Armour spielt auf dem grünen Rasen noch kaum eine Rolle.

Die deutschen Trikots würden sich gut verkaufen, unterstrich Markus Baumann, der Fußball-Chef von Adidas. Die Kunden hätten, nach einem eher flauen Start, in den vergangenen Tagen verstärkt zu den Leibchen der Nationalmannschaft gegriffen. Insgesamt habe Adidas 1,3 Millionen Jerseys des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) an die Händler ausgeliefert. Das sind 300.000 mehr als bei der letzten EM vor vier Jahren.

Allerdings: 2014, im Jahr des WM-Triumphs, gingen rund drei Millionen Stück über die Ladentheken, also mehr als doppelt so viele. Zudem ist unklar, ob die Trikots in diesen Tagen tatsächlich Käufer finden, oder lediglich in den Regalen der Geschäfte liegen. Dass Adidas die Shirts ausgeliefert hat, heißt noch lange nicht, dass sie dann auch weggehen.

Schnäppchenjäger haben jedenfalls weiterhin gute Chancen: Kaum ein Händler verlangt die von Adidas empfohlenen 84,95 Euro. Meist sind die Jerseys für weniger als 60 Euro zu haben. Darüber ärgert sich Baumann: „Die Preise wurden viel zu früh reduziert.“


Feilschen um DFB-Vertrag geht weiter

Als Sponsor der EM vertreibt Adidas auch die offiziellen Bälle zu dem Turnier. Von dem „Beau Jeu“ genannten Modell habe der Konzern sieben Millionen Stück abgesetzt, so Baumann. Zum Vergleich: Bei der WM vor zwei Jahren kam das Unternehmen auf 14 Millionen Bälle. Allerdings findet der „Beau Jeu“ auch hauptsächlich in Europa Kunden, beim Spielball der WM ist das anders; den erwerben die Leute weltweit.

So sehr sich das Adidas-Management über die Verkaufserfolge freut, ganz sorglos genießt Vorstandschef Hainer die EM nicht. Am Donnerstagabend wollte er die Partie Deutschland gegen Polen im Stade de France live mitverfolgen. Doch die Ausschreitungen der vergangenen Tage beunruhigen den Hobbyfußballer. „Es kann nicht sein, dass der Sport kaputt gemacht wird durch eine Handvoll Radikaler“, sagte Hainer. Er ergänzte: „Das ist für den Sport schlecht. Das sind Bilder, die keiner sehen will.“ Unmittelbare Folgen auf den Umsatz von Adidas hätten die Ausschreitungen jedoch nicht.

Als Partner des europäischen Fußballverbands Uefa ist Adidas deutlich stärker in Frankreich engagiert als die Konkurrenten Nike und Puma. Die Deutschen stellen das Equipment für die Unparteiischen, sie dürfen als einzige Sportmarke in den Stadien werben. Dazu kommt: Adidas stattet neun Teams aus, so viele wie kein anderes Label. Nike zählt sechs Mannschaften, Puma fünf. Den Rest haben kleine, eher unbekannte Ausrüster unter Vertrag.

Ob Adidas das DFB-Trikot auch bei der nächsten EM in vier Jahren im Sortiment hat, das steht noch nicht fest. Seit Monaten feilscht der Verband mit Adidas und Nike um einen neuen Ausrüstervertrag. Hainer sagte, es gebe konstruktive Gespräche mit dem DFB: „Ich hoffe, dass das zu einem guten Ende kommt.“ Der gebürtige Niederbayer hat sich fest vorgenommen, den Deal noch während seiner Amtszeit abzuschließen, womöglich sogar im Laufe der EM.

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