Familie Pinault als Großaktionär Kering-Ausstieg treibt Puma Richtung MDax

Der ungeliebte Eigentümer Kering verabschiedet sich bei Puma. Vorstandschef Bjørn Gulden freut sich auf mehr Unabhängigkeit und peilt den Aufstieg in den MDax an. Mit dem Aktienkurs geht es zunächst aber abwärts.

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Puma nach Kering-Ausstieg: Aktie vor dem Aufstieg in den MDax Quelle: dpa

München Puma wird bald wieder unabhängig. Kein Wunder, dass sich Vorstandschef Bjørn Gulden an diesem Freitagmorgen in glänzender Laune zeigte. „Für uns als Management ist das die bevorzugte Option“, frohlockte der Norweger in einer Telefonkonferenz.

In der Tat: Für den 52-Jährigen und seine Kollegen an der Spitze der Marke mit dem Raubtierlogo hätte es nicht besser laufen können. Am Donnerstagabend hat Großaktionär Kering angekündigt, seine Puma-Aktien im Frühjahr unter den eigenen Anteilseignern als Dividende zu verteilen. Bislang hielten die Franzosen 86 Prozent an dem Herzogenauracher Sportkonzern. Künftig wird es keinen Mehrheitsaktionär mehr geben. Gulden braucht sich damit nicht mehr mit Paris absprechen, wenn es um wegweisende Entscheidungen geht. Damit werde Puma noch wendiger, betonte der Manager.

Es hätte auch ganz anders laufen können. Seit Jahren schon hielten sich Gerüchte, Kering würde Puma verkaufen – an Investoren oder Wettbewerber. Dann hätte Gulden womöglich seinen Schreibtisch in Herzogenaurach räumen oder sich zumindest mit einem neuen Eigentümer arrangieren müssen.

Nun aber werde er die eingeschlagene Strategie fortsetzen, so Gulden. Der ehemalige Profi-Kicker versucht seit seinem Amtsantritt vor vier Jahren, die Marke wieder auf den Fußballplätzen zu verbreiten und in die Fitness-Studios zu bringen. Gleichzeitig setzt er auf sportlichen Lifestyle, um die Jugend einzukleiden.

Wenn Kering seine Pläne wie angekündigt umsetzt, sind 55 Prozent der Puma-Aktien künftig frei handelbar. Damit stiegen die Chancen, wieder in den MDax einzuziehen, unterstrich Gulden. Puma war schon einmal in der zweiten Börsenliga. Das Traditionsunternehmen musste den Index aber im Herbst 2013 verlassen, weil der Anteil von Kering zu groß geworden war und immer weniger Aktien gehandelt wurden. Seither notiert die Firma im Nebenwerteindex SDax. Puma sei für Investoren bald wesentlich attraktiver, so Gulden.

Binnen Jahresfrist ist der Kurs um fast 40 Prozent geklettert, der Börsenwert liegt bei rund fünf Milliarden Euro. Als am Donnerstagnachmittag erste Gerüchte über die Absichten von Kering aufkamen, verloren die Papiere jedoch schnell mehr als vier Prozent. Im frühen Handel am Freitagmorgen ging es weiter bergab, der Kurs brach zeitweise um mehr als 15 Prozent ein. Offenbar hatten viele Investoren darauf spekuliert, dass Kering die Marke verkaufen würde. Dann hätten die neuen Eigentümer den verbliebenen Aktionären eine Prämie zahlen müssen, um sie herauszudrängen. Doch daraus wird nun nichts.

Ganz wird sich Kering aber nicht zurückziehen. Der Luxusgüterkonzern wird 16 Prozent der Anteile behalten. Größter einzelner Aktionär ist künftig die Familie Pinault, die Gründer und Großaktionäre von Kering. Den Milliardären werden 29 Prozent der Anteile gehören.

Puma-Chef Gulden sieht keine Nachteile durch den Ausstieg von Kering. Sein Unternehmen habe kaum mit dem Mehrheitseigner zusammen gearbeitet: „Wir sind schon sehr unabhängig.“ Zu Kering gehören zahlreiche Nobelmarken wie Gucci, Bottega Veneta oder Brioni. Kering könne sich nach der Trennung von Puma voll und ganz dem Wachstum seiner Luxushäuser widmen, betonte Konzernchef François-Henri Pinault. Die sind deutlich profitabler als der Turnschuhproduzent.

Kering ist bei Puma im Frühjahr 2007 eingestiegen. Doch die Franzosen wurden nie so recht warm mit den Franken. Das hatte verschiedene Gründe. Einerseits war Puma all die Jahre nicht annähernd so margenstark und erfolgreich wie die Edel-Labels der Firma. Andererseits war nicht zu erkennen, wie Puma von den anderen Kering-Töchtern jemals profitieren könnte – und umgekehrt auch nicht. Immerhin: François-Henri Pinault ließ Gulden weitgehend freie Hand, die darniederliegende Marke in den vergangenen Jahren zu sanieren.

Erste Erfolge sind inzwischen sichtbar. In den ersten neun Monaten 2017 ist der Umsatz um gut 16 Prozent in die Höhe geschossen. Das Ergebnis hat sich mit knapp 134 Millionen Euro knapp verdoppelt. Wiederholt hat Puma-Chef Björn Gulden im Jahresverlauf die Prognose angehoben.

Seinen Kurs will Gulden fortsetzen – und sich ganz auf das Kerngeschäft konzentrieren. Zukäufe stünden nicht auf der Agenda, unterstrich der Manager: „Puma hat als Marke ein so großes Potenzial, andere Marken sind keine Option“.

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