Flixbus schnappt sich Postbus Ende der Billigtour

Weil dem Kartellamt vorerst die Hände gebunden sind, kann Quasi-Monopolist Flixbus künftig die Preise von Fernbus-Reisen in Deutschland fast im Alleingang bestimmen – zum großen Nachteil für die Kunden. Ein Kommentar.

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Die letzte Hoffnung für Fernbus-Reisende: das Bundeskartellamt. Quelle: dpa

Düsseldorf Von München nach Prag für 15 Euro, von Dresden nach Berlin ab 6,90 Euro – mit diesen Busreise-Schnäppchen wird es bald vorbei sein. Der Grund: Im gnadenlosen Preiskampf der Fernbus-Linienanbieter, deren Geschäft der deutsche Gesetzgeber erst im Jahr 2012 durch eine Liberalisierung erlaubte, unterwirft sich nun der letzte ernstzunehmende Wettbewerber dem Marktführer Flixbus/Meinfernbus. Und der bestimmt demnächst die Preise fast im Alleingang.

Sobald die Deutsche Post ihre Konzerntochter Postbus wie vereinbart an den übermächtigen Rivalen abgegeben hat, hält Flixbus/Meinfernbus in Deutschland einen Marktanteil von sagenhaften 81 Prozent. Und das ist noch nicht alles.

Die Hälfte der verbliebenen Konkurrenzangebote kommt ausgerechnet von der Deutschen Bahn, die mit den Busmarken „IC Bus“ und „Berlinlinienbus“ im vergangenen Jahr kräftig durchgestartet ist. Preisdumping aber ist von den Bahn-Ablegern kaum zu erwarten. Ihre Aufgabe war es bislang eher, abtrünnige Fahrgäste aus dem Schienen-Fernverkehr abzufangen, um sie nicht tatenlos Flixbus und Co. zu überlassen.

Wie hemmungslos Preise nach ähnlichen Fusionen – wie nun Flixbus/Postbus – erhöht werden, lässt sich seit Anfang der Woche in China beobachten. Dort schlossen sich die Taxivermittler Uber und Didi zusammen, um gleich am darauffolgenden Tag die Beförderungstarife fast zu verdoppeln. Preisaktionen der einstigen Rivalen verschwanden dort so schnell wie Schwarzmarktschieber vor der Polizei-Sirene.

Ein Fall also für das deutsche Kartellamt, das zuletzt nicht einmal die Übernahme der unbedeutenden Tengelmann-Supermärkte durch Edeka erlaubte? Leider nicht. Die Bonner Wettbewerbsbehörde darf sich bei Fusionen nur einschalten, wenn drei Schwellenwerte überschritten werden: Beide Firmen müssen weltweit mehr als 500 Millionen Euro erwirtschaften, eine von ihnen gleichzeitig mehr als 25 Millionen Euro in Deutschland, die andere hierzulande mehr als fünf Millionen Euro.

Doch Flixbus und Postbus bilanzieren lediglich die Vermittlungsprovisionen, denn die eigentliche Beförderung wird von meist mittelständischen Busfirmen erledigt. Marktführer Flixbus kam so im vergangenen Jahr auf gerade einmal 187 Millionen Euro – zu wenig für das kartellrechtliche Einschreiten.

Verbrauchern bleibt daher nur, auf die Missbrauchskontrolle des Bundeskartellamts zu hoffen. Sollten sich die Bustickets wie erwartet kräftig verteuern, dürfte es die marktbeherrschende Stellung von Flixbus kritisch unter die Lupe nehmen. Nur: Rückgängig machen kann sie die Fusion mit Postbus dann nicht mehr.

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