Immobilienkonzern IVG darf unter den Schutzschirm

Einen Tag nach dem Antrag auf einen gerichtlichen Schutzschirm hat das hoch verschuldete Immobilienunternehmen IVG grünes Licht bekommen. Der Vorstand darf das Unternehmen jetzt unter Aufsicht sanieren.

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IVG-Zentrale in Bonn: Das hoch verschuldete Immobilienunternehmen will sich in einem sogenannten Schutzschirmverfahren sanieren. Quelle: dpa

Bonn Das hoch verschuldete Immobilienunternehmen IVG darf unter einem gerichtlichen Schutzschirm einen neuen Anlauf zur Sanierung unternehmen. Nach Angaben des Unternehmens vom Mittwochabend in Bonn hat das Amtsgericht Bonn dem Antrag der IVG Immobilien AG auf eine Sanierung in Eigenverwaltung unter Nutzung eines sogenannten Schutzschirmverfahrens stattgegeben.

Die IVG hatte am Dienstag ein Schutzschirmverfahren nach dem neuen deutschen Insolvenzrecht beantragt. Damit hat es weitere drei Monate Zeit, eine Sanierungslösung auszuverhandeln, ohne dass die Gläubiger die Reißleine ziehen können. Das Gericht gab dem Antrag auf eine Sanierung in Eigenverwaltung statt. Damit bleibt der Vorstand um Wolfgang Schäfers handlungsfähig, der Rechtsanwalt Piepenburg übernimmt nur die Oberaufsicht.

Die fünf Gläubigergruppen hatten sich zuvor nicht auf ein gemeinsames Konzept zur Entschuldung einigen können. "Die Vorstellungen in Einzelfragen lagen zu weit auseinander. Der Antrag ist unausweichlich geworden", konstatierte Vorstandschef Wolfgang Schäfers am Dienstag. Er gab sich zuversichtlich, die IVG nach den Regeln des Insolvenzrechts retten zu können. Diese erleichtern einen Tausch von Schulden in Eigenkapital, der die Gläubiger zu den neuen Eigentümern des Unternehmens macht.

Die IVG hatte sich mit schuldenfinanzierten Projekten wie dem Büro- und Geschäftskomplex "The Squaire" am Frankfurter Flughafen verhoben. Dabei ist sie der einzige deutsche Immobilienkonzern von europäischem Rang. In London ist die IVG am Büroturm "Gherkin" (deutsch: Gurke) beteiligt, der zu einem Wahrzeichen des Bankenviertels der Finanzmetropole geworden ist.

"Der Weg zu einer Einigung der Gläubiger und zu einer gesundeten IVG führt nunmehr über eine alternative Route", sagte Schäfers. Am Ziel und am Sanierungskonzept ändere sich nichts. Schnelle Notverkäufe seien nicht zu erwarten. Schäfers hatte eine Abkehr vom riskanten Geschäftsmodell seiner Vorgänger versprochen und wollte den Konzern konservativer aufstellen. Die Schulden von rund 4,6 Milliarden Euro waren dazu aber zu hoch. Nach den vorerst gescheiterten Plänen sollten die Schulden der IVG auf 2,35 Milliarden Euro sinken.

Das Schutzschirmverfahren gibt Unternehmen, die noch nicht zahlungsunfähig sind, denen aber die Pleite droht, drei Monate Zeit, sich ohne Zugriff der Gläubiger zu sanieren. Es ist seit eineinhalb Jahren Teil des Insolvenzrechts. Zuletzt hatte unter anderem der Fernsehgeräte-Hersteller Loewe diesen Weg der Sanierung gewählt. Meist mündet das Schutzschirmverfahren aber in eine normale Insolvenz. Das Amtsgericht Bonn muss nun einen Sachwalter bestellen, der den Vorstand bei der Sanierung beaufsichtigt. Für dieses Amt war zuletzt der Sanierungsexperte Horst Piepenburg gehandelt worden.

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