Inkasso bei Big T. Middelhoffs Bürohaus kommt unter den Hammer

Die CorealCredit Bank will eine Immobilie zwangsversteigern, an der Thomas Middelhoff beteiligt ist. Derweil lotet der Anwalt des inhaftierten Managers offenbar einen Verkauf der Immobilie aus.

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Cornelie und Thomas Middelhoff haben im großen Stil investiert. Quelle: Picture-Alliance/dpa

Thomas Middelhoff kann noch Werte schaffen: Als jüngst ein Gläubiger des schuldengeplagten Ex-Arcandor-Chefs dessen Armbanduhr pfänden und versteigern ließ, erzielte die Zwangsauktion des Chronographen einen Spitzenpreis von 10 351 Euro. Zuvor war ihr Wert nur auf 2800 Euro taxiert worden.

Ob sich der Middelhoff-Effekt wiederholt, könnte sich in einigen Monaten herausstellen: Ein Braunschweiger Bürohaus, an dem der frühere Top-Manager und seine Ehefrau Cornelie beteiligt sind, soll auf Druck der Frankfurter CorealCredit Bank zwangsversteigert werden. Das geht aus einem Beschluss des Amtsgerichts Braunschweig vom 28. Oktober hervor, der der WirtschaftsWoche vorliegt.

Millionen-Darlehen nicht zurückgezahlt

Die Bank hatte das Verfahren eingeleitet, nachdem ein millionenschweres Darlehen für die Immobilie nicht zurückgezahlt wurde. „Das Verfahren läuft“, bestätigt ein Gerichtssprecher. Parallel lotet Middelhoffs Anwalt Hartmut Fromm nach eigenen Angaben einen regulären Verkauf der Immobilie aus. 

von Henryk Hielscher, Karin Finkenzeller, Florian Zerfaß

Die Hintergründe der Inkasso-Aktion reichen in jene Ära zurück, als Middelhoff noch den Beinamen Big T. trug. Von der Zelle im Essener Gefängnis, in der er sich nach seiner Untreue-Verurteilung wegen Fluchtgefahr befindet, trennten ihn Welten. Statt Schulden plagten ihn Anlagesorgen.

So beteiligten sich die Middelhoffs ab 2001 im großen Stil und auf Pump an mehreren geschlossenen Immobilienfonds, die der Troisdorfer Unternehmer Josef Esch mit dem Bankhaus Sal. Oppenheim aufgelegt hatte. Einem dieser Oppenheim-Esch-Fonds gehört der Büroklotz in der Braunschweiger Ackerstraße, der nun zwangsversteigert werden soll. Fotos zeigen ein unauffälliges Gebäude: sechs Stockwerke, helle Fassade, vor dem Eingang wehen Fahnen mit dem grünen Siemens-Schriftzug.

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Die Fondsgesellschaft hatte das Areal einst von dem Konzern gekauft, das Gelände bebaut und an Siemens vermietet. Für Erwerb und Bau nahm der Fonds Darlehen von insgesamt rund 16,7 Millionen Euro auf, die über die monatlichen Mieteinnahmen von rund 100 000 Euro sukzessive abgestottert werden sollten.

Streit Um Geld und Unterlagen

Neben Middelhoff fand der Milliardär Wilhelm von Finck Gefallen an der Konstruktion. Auch Immobilienentwickler Esch beteiligte sich und führte zunächst die Geschäfte der Gesellschaft. Jahrelang lief alles glatt. Siemens überwies pünktlich die Miete, der Fonds beglich Zins- und Tilgungsraten. Doch dann kam es zwischen den Gesellschaftern zu Streit um Vergütungen und die Herausgabe von Unterlagen.

Als Ende 2013 dann auch noch Verhandlungen über eine Verlängerung des millionenschweren Darlehensvertrages mit der CorealCredit Bank scheiterten, brach die Eigentümergemeinschaft auseinander. Von Finck und Esch stiegen im Februar 2014 aus der Fondsgesellschaft aus. Als einzige Gesellschafter blieben zunächst die Middelhoffs zurück. Später beteiligte sich ihr Anwalt Fromm an der Immobilienunternehmung. Fromm betont, die jetzt eingeleitete Zwangsversteigerung habe nichts mit der finanziellen Situation seines Mandanten zu tun, sondern betreffe nur die Grundstücksgesellschaft.

Die Schulden des Unternehmens bei der CorealCredit Bank sind beträchtlich: In Unterlagen, die der WirtschaftsWoche vorliegen, ist von einer Restschuld von rund neun Millionen Euro die Rede. Laut Fromm übersteigt der Wert der Immobilie den Schuldenstand jedoch deutlich.

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