Kaiser's Tengelmann Wie konnte es nur so weit kommen?

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Einlenken hätte Probleme vermieden


4. Zu lange auf Edeka gesetzt

Der Fokus auf Edeka als Käufer kostete das letzte Stück Substanz der Supermarktkette. Mittlerweile ist der Zusammenbruch nahe: In einigen Filialen laufen die Mietverträge aus und scharenweise Mitarbeiter verlassen das Unternehmen. Ein Konkurrent sagte dem Handelsblatt, dass sich auf jede Stelle, die er ausschreibe, 50 Mitarbeiter von Kaiser’s Tengelmann meldeten. Zugleich rügt die Belegschaft, dass es für die Übergangszeit kein Fortführungskonzept gibt, mit dem Probleme wie die auslaufenden Mietverträge oder die marode IT hätten vermieden werden können.

Für Funder ist klar: Haub wollte nur an Edeka verkaufen – und war sich bis zum Ende sicher, dass das funktionieren würde. „Die Monopolkommission greift im Lebensmittelhandel mittlerweile schon beim Verkauf kleinerer Filialpakete ein – wer glaubt in einem solchen Marktumfeld die Kaiser’s-Filialen als Ganzes verkaufen zu können, ist blauäugig“, urteilt Funder.

Was bleibt an Auswegen für Kaiser's Tengelmann?

Auch Daniel Zimmer, der frühere Chef der Monopolkommission, der im Eklat um die Ministererlaubnis von seinem Posten zurücktrat, sagt: „Ein früheres Einlenken hätte viele Probleme vermieden. Tatsächlich wären die Verluste bei Tengelmann nicht in dieser Höhe aufgelaufen. Auch die Schwächung des Filialnetzes durch Kündigungen von Mitarbeitern und auslaufende Mietverträge wäre vermeidbar gewesen."

Ob sich die Zerschlagung der Kette noch abwenden lässt, wird sich nach der Aufsichtsratssitzung zeigen. Stand heute hätte Haub wohl am liebsten schon vor 15 Jahren verkauft. Damals war der Lebensmittelhandel noch nicht so stark konsolidiert, der Verkauf als Ganzes hätte bessere Chancen gehabt.

Warum Haub trotz der großen Verluste über so viele Jahre mit dem Verkauf gewartet hat, darüber lässt sich nur mutmaßen.

Die Supermarktkette Tengelmann war die Keimzelle der heutigen Tengelmann-Gruppe. „Da kann es passieren, dass man am alten Geschäft länger festhält, als ökonomisch sinnvoll“, sagt Funder. Ein teures Sentiment.

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