In Übach-Palenberg betreibt Lidl künftig nicht nur eine Eisfabrik. Die Kleinstadt an der niederländischen Grenze ist quasi zu einer Art Versorgungszentrum des Discounters geworden. Seit 2010 hat Lidl dort ein Werk für Brot- und Backwaren und eine Schokoladenfabrik gebaut.
Es begann mit Wasser
Begonnen hatte der Selbstversorger-Trip der Schwaben vor etwas mehr als zehn Jahren: mit der Übernahme der Mitteldeutschen Erfrischungsgetränke (MEG) in Weißenfels bei Leipzig. Seinerzeit kaufte sich Lidl mit dem angeschlagenen Hersteller von Mineralwasser und Erfrischungsgetränken einen wahren Branchenriesen.
Was für ein Pfund hinter der Übernahme steckte, zeigt ein Blick in die aktuellen Ranglisten: MEG ist mit Abstand der größte deutsche Hersteller von Mineralwasser, weit vor bekannten Marken wie Gerolsteiner, Hassia oder Rheinfels. Und hinter Coca-Cola ist MEG auch der größte Produzent von Cola, Limonaden und anderen alkoholfreien Durstlöschern in Deutschland. Durch die Erweiterung der MEG um weitere Produktionsstätten hat der Discountriese bei Wasser und Erfrischungsgetränken mittlerweile komplett auf Selbstversorgung umgestellt.
Die größten Discounter der Welt 2014
Dollar Tree belegt den zehnten Platz unter den weltgrößten Discountern. Das US-Unternehmen erzielte 2013 einen Umsatz von 6,2 Milliarden Euro.
Auch aus Skandinavien kommt ein Discounter, der es unter die Top Ten der weltgrößten geschafft hat: Rema 1000 gehört zum Konzern Reitangruppen. 2013 setzte das Unternehmen 6,8 Milliarden Euro um.
Der US-Discounter Family Dollar verkaufte 2013 Waren im Wert von 8,2 Milliarden Dollar und belegt damit weltweit den achten Platz unter den größten Discountern.
Auch der siebtgrößte Discounter der Welt findet sich auf der Iberischen Halbinsel: Biedronka stammt aus Portugal und wird von JMR Jerónimo Martins Retails betrieben. 2013 setzte die Kette 8,3 Milliarden Euro um. Zum Vergleich: Aldi erwirtschaftete im gleichen Zeitraum mehr als den siebenfachen Betrag.
Die sechstgrößte Discountkette der Welt stammt aus Spanien. Das Unternehmen mit dem Namen Dia (zu Deutsch „Tag“) setzte 2013 11,4 Milliarden Euro um.
Auf dem fünften Platz findet sich wieder ein deutsches Unternehmen: Der Discounter Penny, der zur Rewe-Gruppe gehört. 2013 betrug der Umsatz des Discounters laut Ranking von Planet Retail 12,1 Milliarden Euro.
Erst an vierter Stelle ist ein nicht-deutsches Unternehmen zu finden. Die US-Kette Dollar General verkaufte 2013 Waren im Wert von 13,9 Milliarden Euro.
Mit großem Abstand folgt der drittgrößte Discounter der Welt: Netto. Die Kette gehört zur Edeka-Gruppe und erzielte 2013 14,2 Milliarden Euro Umsatz.
Der Discounter Lidl, der zur Schwarz Gruppe gehört, belegt im Ranking der weltgrößten Discounter den zweiten Platz. 2013 betrug der Brutto-Außenumsatz der Supermarktkette 59 Milliarden Euro.
Aldi ist die Nummer eins im Ranking von Planet Retail (Juni 2014) im weltweiten Discounter-Markt. 2013 machte das deutsche Unternehmen einen Brutto-Außenumsatz von 61,1 Milliarden Euro.
Dieses Ziel verfolgt Lidl seitdem konsequent weiter. Wie auch fast alle anderen Handelskonzerne. So betreibt etwa die Edeka über ihre sieben Regionalgesellschaften insgesamt mehr als 32 Produktionsbetriebe für Fleisch- und Wurstwaren sowie Brot- und Backspezialitäten.
Sogar eine eigene Weinkellerei betreibt der Handelsriese mit Konzernsitz in Hamburg: die Rheinberg-Kellerei in Bingen am Rhein. Die Kellerei wurde schon 1939 der Edeka-Zentrale angegliedert. Bis heute ist Edeka laut eigenen Angaben das einzige Unternehmen im deutschen Lebensmittelhandel, das eine eigene Kellerei betreibt. Die Rheinberg-Kellerei sei mittlerweile die zweitgrößte Kellerei Deutschlands.
Dauerbrenner: Wurst und Brot
Die Rewe-Gruppe steht dem norddeutschen Wettbewerber kaum nach. Zum Kölner-Handelskonzern gehört beispielsweise die Glocken Bäckerei mit jährlich 270 Millionen Euro Gesamtumsatz, die seit mehr als einem Vierteljahrhundert Brot, Toastbrot und Baguettes für die Rewe-Läden herstellt.
Wurst- und Fleischprodukte lässt Rewe bei der konzerneigenen Metzgerei Wilhelm Brandenburg herstellen, die von Frankfurt am Main, Timmendorfer Strand, Dreieichenhain und Netphen aus bundesweit über 5 000 Rewe- und Penny-Läden beliefert. Der Umsatz der Mega-Metzgerei liegt bei knapp 700 Millionen Euro.
Händler waren schon immer auch ein wenig Hersteller. Alle machen es. Lidl ist keine Ausnahme. Doch kein anderes Handelsunternehmen geht so konsequent vor und deckt schon so viele Warengruppen durch Selbstversorgung ab wie der gelb-blaue Discounter aus Neckarsulm.
Und dennoch gibt es eine Ausnahme: Aldi. Der Discounter aus dem Ruhrgebiet stützt sich ausnahmslos auf seine eigenen Kaffeeröstereien. Bisher jedenfalls.