1. Die Mitarbeiter müssen wieder motiviert werden
Die Schaufenster einer Kaiser’s-Tengelmann-Filiale in Berlin Schöneberg sind noch zugepflastert mit bunten Zetteln. „Hallo Ihr Bosse von Rewe, Norma und Markant“, ist darauf zu lesen. „Wir wollen nicht die Opfer Eurer Machtspielchen sein.“ Nach dem Verhandlungsdurchbruch dürften die Protestzettel bald verschwinden. Ob sich die angestaute Frustration unter den 15.000 Mitarbeitern aber genauso schnell legt, ist allerdings fraglich.
Seit mehr als zwei Jahren zieht sich der Übernahmeprozess hin, strapaziert das Hin und Her die Nerven der Beschäftigten. „Wir schwanken täglich zwischen Hoffen und Bangen“, sagte Manfred Schick, Betriebsratschef der Region München/Oberbayern noch Ende vergangener Woche der WirtschaftsWoche.
„Die Kollegen machen weiter, sind aber extrem angespannt“, bestätigte auch der Berliner Betriebsratschef Volker Bohne. Die Folgen: Viele Mitarbeiter haben in den vergangenen Monaten gekündigt, bei anderen ist die Motivation am Boden. Die Übernehmer werden nun vor allem gegenüber den Mitarbeitern Überzeugungs- und Aufbauarbeit leisten müssen, um zu verhindern, dass diese nur noch „Dienst nach Vorschrift“ machen, wenn die erste Erleichterungseuphorie verflogen ist.
Die größten Lebensmittelhändler Deutschlands
Bartells-Langness
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 3,09 Milliarden Euro (Schätzung)
Globus
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 3,23 Milliarden Euro
Rossmann
Umsatz mit Lebensmitteln in Deutschland: 5,18 Milliarden Euro
dm
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 6,33 Milliarden Euro
Lekkerland
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 8,98 Milliarden Euro
Metro (Real, Cash & Carry)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 10,27 Milliarden Euro (Schätzung)
Aldi (Nord und Süd)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 22,79 Milliarden Euro (Schätzung)
Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 28,05 Milliarden Euro (Schätzung)
Rewe-Gruppe
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 28,57 Milliarden Euro (Schätzung)
Edeka (inkl. Netto)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 48,27 Milliarden Euro
Quelle: TradeDimensions / Statista
Wie ein solches Motivationsprogramm aussehen könnte, hat Rewe-Chef Alain Caparros bereits im Interview mit in der WirtschaftsWoche skizziert. Er will in den Märkten die Rewe übernimmt, die Konditionen der Ministererlaubnis erfüllen: Sicherung der Arbeitsplätze, Erhalt von Tarifbindung und Mitbestimmung, keine Privatisierung der übernommenen Märkte. Auf einer Pressekonferenz betonte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, die Arbeitsplatzabsicherung gelte für insgesamt sieben Jahre. Für die Mitarbeiter bringt das tatsächlich ein hohes Maß an Sicherheit.