Tarifverhandlungen GDL-Chef sieht Bahnangebot als Provokation

Empörung und Streikdrohungen gehören zum üblichen Säbelrasseln der Arbeitnehmerseite in Tarifverhandlungen. Doch bei der Bahn ist die Lage komplizierter: Dort kämpfen gleichzeitig zwei Gewerkschaften um die Macht.

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Ein Bahn-Techniker bauteinen neuen Bremsklotz aus Verbundstoff unter einem Güterzug ein. Die GDL beansprucht nicht nur für die Lokführer, sondern auch für das übrige Zugpersonal, rund 17.000 Beschäftigte, ein Verhandlungsmandat. Quelle: dpa

Dortmund Bei den Tarifverhandlungen der Bahn ist keine Annäherung in Sicht. Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, bezeichnete das Angebot des Unternehmens in den „Ruhr Nachrichten“ (Freitag) als Provokation. „Die Bahn hat bei der dritten Verhandlungsrunde den Lokomotivführern den Kampf angesagt.“ Das Unternehmen lehne es ab, „mit uns über die Verbesserung von Einkommen, Arbeitszeiten und die Reduzierung der Überstunden für Lokomotivführer zu verhandeln“, betonte er. Nach der ergebnislosen Runde am Mittwoch hatte die GDL Streiks nicht mehr ausgeschlossen.

Die Bahn wies Weselskys Äußerungen als „simples Ablenkungsmanöver“ zurück. Eine Sprecherin sagte am Freitagmorgen: „Die Deutsche Bahn hat ein erstes Angebot über insgesamt 1,9 Prozent gerade für Lokführer unterbreitet. Statt über Zusammenarbeit und Lohnverbesserungen zu verhandeln, liefert sich die GDL-Spitze lieber einen unnötigen Streit um Macht und Einfluss mit ihrer Konkurrenz-Gewerkschaft.“

Die Bahn hatte eine Übergangsregelung vorgeschlagen: Das bundeseigene Unternehmen bot den rund 20.000 Lokführern für das zweite Halbjahr eine Einmalzahlung in Höhe von 350 Euro an. Bis zur Klärung offener Organisationsfragen im DB-Konzern sollten die Tarifverhandlungen ausgesetzt werden: Nach wie vor ungeklärt sind die künftigen Spielregeln für Tarifverhandlungen zwischen Bahn, GDL und der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Umstritten ist, welche Gewerkschaft künftig für welche Berufsgruppen Tarifverträge aushandeln darf. Gemeinsame Verhandlungen waren vorerst gescheitert.

Die GDL beansprucht diesmal nicht nur für die Lokführer, sondern auch für das übrige Zugpersonal, rund 17.000 Beschäftigte, ein Verhandlungsmandat. Für sie alle fordert die Lokführergewerkschaft fünf Prozent mehr Lohn und zwei Stunden weniger Arbeitszeit pro Woche. Diese Forderungen bekräftigte Weselsky in dem Interview.

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