Aktie auf Talfahrt Warum Tesla in fünf Wochen fast 17 Milliarden Dollar an Börsenwert verlor

Tesla verliert Milliarden an Börsenwert – das sind die Gründe Quelle: Reuters

Seit Wochen geht es mit der Aktie des E-Autopioniers Tesla bergab. Ein schlechtes Rating und Produktionsprobleme sorgen die Anleger.

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Die Tesla-Aktie verbucht eine Horror-Woche. Bei knapp über 300 Dollar war der Titel am Montag gestartet, am Dienstag und Mittwoch folgten dann hintereinander zwei Tage mit immensen Verlusten. Gestern gab Tesla an der Wall Street 7,7 Prozent nach und notiert jetzt bei 257,78 Dollar. Allein seit Monatsanfang beträgt das Minus jetzt fast 25 Prozent.

Fast 17 Milliarden Dollar hat Tesla so in den vergangenen Wochen an Marktkapitalisierung eingebüßt. Ein radikaler Sturz für den früheren Börsenliebling, der eine Zeit lang der wertvollste Autohersteller der USA war. Mit einem Börsenwert von knapp 44 Milliarden Dollar steht Teslajetzt nur noch Kopf an Kopf mit Ford und hinter GM mit rund 50 Milliarden Dollar.

Anleger sorgen sich um das Model 3 des Elektroautopioniers. Die Limousine mit einem Basispreis von 35.000 Dollar soll Tesla den Durchbruch zum Massenhersteller ermöglichen. Allerdings verzögerte sich die Produktion erheblich. Die Firma lieferte nur wenige tausend Stück im Monat aus, versprochen waren 5000 Fahrzeuge pro Woche. Das Ziel will Tesla jetzt zur Jahresmitte erreichen.

Kritischer Analystenbericht von Bernstein

Unter anderem drückte am Mittwoch ein kritischer Bericht der Aktienanalysten von Bernstein auf den Tesla-Kurs. „Was die Automatisierung der Automobilproduktion angeht, ist Elon vielleicht den falschen Dingen verfallen“, urteilt Analyst Max Warburton in Anspielung auf Tesla-Chef Elon Musk. Musk ignoriere die Erkenntnisse zu schlanker Produktion, wonach nicht immer eine volle Automatisierung die schlankeste Produktionsvariante ist.

Das Ziel mehr Produktionsschritte als in herkömmlichen Autofabriken von Robotern ausführen zu lassen, führe zu Problemen. Den Berechnungen von Bernstein zufolge habe Tesla etwa das Doppelte für die Ausstattung seiner Fabrik ausgegeben, wie herkömmliche Produzenten bei denselben geplanten Stückzahlen investieren würden.

Damit nicht genug: Auch Leerverkäufer haben sich auf die Tesla-Aktie eingeschossen. Das sogenannte „Short Interest“ ist laut Daten von IHS Markit auf fast 25 Prozent gestiegen und damit auf den höchsten Wert bei der Aktie seit fast einem Jahr.

Tesla-Anleihe unter Druck

Die Produktionsprobleme hatten die Ratingagentur Moody's bereits am Dienstag veranlasst, die Kreditwürdigkeit von Tesla herabzustufen (von Note B2 auf B3). Nach dessen Analysten ist die Wahrscheinlichkeit einer „größeren, baldigen Kapitalaufnahme“ deutlich gewachsen. Der Preis der Tesla-Anleihe mit Fälligkeit im Jahr 2025 purzelte am Mittwoch ebenfalls weiter und notierte bei noch 87,71 Dollar.

Wer jetzt einsteigt in die Anleihe einsteigen würde, könnte mit dem Papier eine jährliche Rendite von 7,5 Prozent einstreichen – vorausgesetzt Tesla kann die Anleihe immer wie geplant bedienen und tilgen. Tesla hat zudem zwei Wandelanleihen begeben, die im November 2018 (320 Millionen Dollar Volumen) und im März 2019 (920 Millionen Dollar Volumen) fällig werden.

Moody's geht davon aus, dass eine baldige Kapitalerhöhung nötig sein wird, damit Tesla alle seine Verpflichtungen erfüllen kann.

Im vergangenen Jahr verbrauchte Tesla 3,4 Milliarden Dollar an freiem Cash Flow. Angesichts der Barmittel und „barmittelähnlichen Mitteln“ von 3,4 Milliarden Dollar scheint es auf den ersten Blick kein großes Problem zu sein, Tesla durch das nächste Jahr zu bringen. Allerdings weisen Analysten auf zahlreiche Bilanzierungsmethoden von Tesla hin, die den Bargeldbestand höher erscheinen lassen, als er wirklich ist.

So gehören dazu die von Kunden gezahlten Anzahlungen für das Model 3, den Roadster und den E-Lastwagen, die sich insgesamt auf 850 Millionen Dollar belaufen. Verschärfen sich die Produktionsprobleme, könnten die Interessenten die Geduld verlieren und ihr Geld zurück verlangen.

Verzögerte Zahlungen an Lieferanten

Auch verzögert Tesla die Zahlungen an Lieferanten. Die Summe an ausstehenden Rechnungen stieg von 530 Millionen Dollar 2017 auf derzeit 2,4 Milliarden Dollar. Das Vorgehen schont die Kasse, aber nur auf bestimmte Zeit. Irgendwann müssen die Lieferanten bezahlt werden, vor allem, wenn die angesichts der Produktionsprobleme die Zuversicht verlieren, künftig an ihr Geld zu kommen.

In wenigen Tagen wissen Anleger mehr. Tesla-Chef Elon Musk versprach „am Ende des ersten Quartals“ einen Anstieg der wöchentlichen Produktion auf 2500 Model 3. Das Quartal endet am kommenden Samstag.

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