ArcelorMittal Weltgrößter Stahlkonzern warnt vor EU-Klimaschutzplänen

Der Deutschlandchef von ArcelorMittal sieht die Existenz der Stahlwerke bedroht. Klimaschutz und Billigimporte aus China setzten der Branche zu. Vorerst gebe es aber keine Pläne, in Deutschland Hochöfen stillzulegen.

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Das Unternehmen betreibt Stahlwerke in Duisburg, Bremen, Hamburg und Eisenhüttenstadt und beschäftigt über 9000 Mitarbeiter. Quelle: Reuters

Düsseldorf Der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal hat vor der geplanten Verschärfung der Klimaschutzauflagen in der Europäischen Union gewarnt. „Das ist für die Werke in Deutschland, aber auch in Europa ein existenzbedrohendes Szenario“, sagte der Deutschland-Chef des Unternehmens, Frank Schulz, am Donnerstag in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

Der Vorschlag der EU-Kommission würde dazu führen, dass die Stahlkocher ab 2021 deutlich weniger Verschmutzungsrechte kostenlos zugeteilt bekämen. Sie müssten diese zukaufen. „Bei uns in Deutschland wären ungefähr sechs Millionen Tonnen betroffen. Bei Zusatzkosten von durchschnittlich 20 Euro je Tonne wäre das ein Betrag von 120 Millionen Euro pro Jahr.“

Am Mittwoch hatten Tausende Stahlkocher in Brüssel gegen die Pläne sowie gegen die Billigimporte aus China demonstriert, die der Branche mit rund 90.000 Beschäftigten in Deutschland und über 300.000 in Europa zu schaffen machen. Die EU-Kommission will Verschmutzungsrechte zum Ausstoß von Kohlendioxid für den Zeitraum von 2021 bis 2030 verknappen, um so den Anreiz für eine klimafreundliche Produktion zu erhöhen.

Die Unternehmen müssten dann mehr Zertifikate kaufen, der Preis würde wohl steigen. „Es gibt Berechnungen von Experten, wonach für die Branche Zusatzkosten entstehen von zehn bis 30 Euro pro Tonne Stahl“, sagte Schulz. Der Durchschnitt der Branche habe in den vergangenen Jahren pro Tonne 35 bis 40 Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verdient.

Die Wirtschaftsvereinigung Stahl rechnet für die Hersteller in Deutschland mit Zusatzkosten von 2021 bis 2030 in einer Größenordnung von durchschnittlich einer Milliarde Euro pro Jahr. Die Belastungen wären auch für ArcelorMittal in Deutschland erheblich, betonte Schulz. „Das liegt im Bereich unserer Anlageninvestitionen und würde einen Großteil unseres operativen Gewinns (Ebitda) auffressen.“

Der Konzern investiere in die deutschen Werke 90 bis 100 Millionen Euro pro Jahr. Die Deutschland-Tochter des Stahlriesen gehört hierzulande neben Thyssenkrupp und Salzgitter zu den führenden Herstellern des Werkstoffs. Das Unternehmen betreibt Stahlwerke in Duisburg, Bremen, Hamburg und Eisenhüttenstadt und beschäftigt über 9000 Mitarbeiter. Der Umsatz lag zuletzt bei rund 5,3 Milliarden Euro.

ArcelorMittal setzt Schulz zufolge weiter auf Deutschland. Dies sei ein wichtiger Markt, die Werke seien gut ausgelastet. „Wir haben keine Pläne, in Deutschland Hochöfen stillzulegen.“ In Frankreich und Belgien hatte der Konzern in den vergangenen Jahren insgesamt vier Hochöfen stillgelegt. ArcelorMittal betreibt in Europa derzeit 20 Anlagen. Fünf weitere sind außer Betrieb. Der Konzern produziert jährlich in Europa rund 40 Millionen Tonnen Stahl. Dies ist fast soviel wie die von allen Herstellern in Deutschland hergestellten Menge.

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