Zu Zech etwa wechselten die früheren Hochtief-Solutions-Vorstände Heiner Helbig und Rainer Eichholz. Helbig ist bei Zech seit zwei Jahren Finanzvorstand, Eichholz kam vor einem Jahr in die Geschäftsführung – mit Zuständigkeit für den Immobilienbereich. Bei Hochtief hatte Eichholz unter anderem die Verantwortung für die Projektentwicklung.
Genau da verstärkt Inhaber Kurt Zech nun sein Unternehmen. Sowohl das Führungspersonal der neuen Zech-Niederlassung in Frankfurt am Main als auch das der neu gegründeten Dependance in Hamburg rekrutierte er aus der Führungsriege der Hochtief-Projektentwickler.
„Wir bekommen verstärkt Bewerbungen von Hochtieflern“, bestätigte die Zech-Group der WirtschaftsWoche bereits im November 2013. Vor fünf Jahren, als Hochtief noch unabhängig war, hatten die Bremer den Essenern bereits deren Brasilien-Geschäft Hochtief do Brasil abgekauft, das heute unter Zech 1700 Mitarbeiter hat.
Ebenso systematisch nutzt Porr das plötzliche Angebot bewährter Fachkräfte. Zu den Wienern, die in Österreich Bau-Marktführer vor Strabag sind, wechselte im Oktober nach 30 Hochtief-Jahren der Geschäftsführer der Solutions-Sparte Energie und Infrastruktur, Stephan Hebgen.
Fernández' Bilanz nach einem Jahr im Amt
Der erzielte Preis von 1,1 Milliarden Euro liegt unter den ursprünglichen Erwartungen – aber die langjährige Verkaufsankündigung ist endlich umgesetzt.
Als Fernández im November 2012 Vorstandschef wurde, lag der Hochtief-Kurs bei 35 Euro, ein Jahr danach doppelt so hoch bei knapp 70 Euro.
Bei dem Geschäft wurden 140 Millionen Euro erwartet – die französische Spie-Gruppe zahlt sogar 250 Millionen.
Insider schätzen die pauschal übernommenen und nicht abgedeckten Risiken auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.
Fernández herrscht autokratisch und hat große Teile des Schlüsselpersonals weggemobbt. Hohe Verunsicherung auf allen Ebenen.
Umstrukturierung, Personalabbau und Know-how-Verlust gefährden die Kontinuität erfolgreicher Geschäftseinheiten und erschweren laufende Projekte und Auftragsakquise.
Viele Weggefährten folgten dem 49-Jährigen, ohne dass ein Headhunter involviert war. Porr-Vorstandschef Karl-Heinz Strauss freut sich über den Zulauf: „Seit 2013 sprechen uns verstärkt hervorragende Fachkräfte an, die bei Mitbewerbern aufgrund von Umstrukturierungen gehen mussten oder dort keine Zukunft mehr für sich und ihre Qualifikationen sehen. Der Know-how-Zuwachs kam uns vor allem im Tunnel- und im U-Bahn-Bau zugute.“
Bauen ist wenig beliebt
Durch die Verstärkung kann Porr etwa den Bau der U-Bahn-Strecke Green-Line in Katar – mit fast einer Milliarde Euro der größte Auftrag der Unternehmensgeschichte – besser bewältigen. Porr forciert auch die Akquise in Deutschland. Derzeit bauen die Wiener an zwei deutschen Großaufträgen mit insgesamt einer halben Milliarde Auftragsvolumen: dem Fildertunnel, der zum künftigen unterirdischen Stuttgarter Hauptbahnhof führen wird, und dem Albaufstieg, der zur neuen Bahnstrecke Stuttgart–Ulm gehört.
Gut möglich, dass Porr-Neulinge bei Terminen mit dem Auftraggeber anderen Ex-Hochtieflern gegenübersitzen: Ein halbes Dutzend ist zur Deutschen Bahn gegangen. Die versierten Bauingenieure und Projektleiter können ja auch für Bauherren deren Vorhaben planen und managen.
Auch im Hochbau hat sich Porr verstärkt. Das schätzungsweise halbe Dutzend neuer Managementkräfte in dieser Sparte kam teils von Hochtief, teils von Bilfinger. Auch der Mannheimer MDax-Konzern baut Bau-Fachkräfte ab oder lässt sie ziehen, da er sich seit Jahren zum Industrie-, Gebäude- und Kraftwerksdienstleister wandelt. Bauen ist wegen höherer Risiken und konjunktureller Anfälligkeit an der Börse weniger beliebt – bei Bilfinger zählt es nicht mehr zum Kerngeschäft.