Deutschlands größter Agrarhändler Schafft BayWa die Kurskorrektur?

Der neue Vorstandschef Marcus Pöllinger will nun auf Schrumpfkurs gehen. Quelle: dpa

Nach dem Boomjahr 2022 ging es für BayWa zuletzt rapide bergab. 2024 steht nun Konsolidierung an.

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Der Münchner Agrarkonzern BayWa ist 2023 angesichts steigender Zinsen auf seine Milliardenschulden in die Verlustzone gerutscht. Mit einem Sparkurs will der neue Vorstandschef Marcus Pöllinger die BayWa nun wieder auf Kurs bringen. „Wir nutzen das Jahr 2024 zur Konsolidierung. Dafür schauen wir uns aktuell jede unserer über 500 Beteiligungen an und definieren Wachstumsfelder, Optimierungsfelder sowie Geschäftsfelder, von denen sich die BayWa trennen will“, sagte Pöllinger am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz.

„Das oberste Ziel ist Profitabilität.“ Die Kosten müssten in allen Bereichen runter, auch im Baustoffhandel, wo angesichts der Flaute im Wohnungsbau im zweiten Halbjahr wohl Kurzarbeit ansteht. In diesem Jahr soll die BayWa wieder schwarze Zahlen schreiben.

Große Hoffnungen hatte der Konzern im vergangenen Jahr in den Verkauf ihres Solarhandels-Geschäfts gesetzt. Dieser sei an massiven Überkapazitäten bei Solarmodulen gescheitert und daran, dass die chinesische Konkurrenz sie zu Dumpingpreisen verkaufe. Nach einem Preisverfall von bis zu 50 Prozent rechnet die BayWa im zweiten Halbjahr 2024 mit einer Erholung des Marktes.

Dann will sie einen neuen Anlauf nehmen – allerdings für weniger Geld. Vor einem Jahr hatte Finanzvorstand Andreas Helber auf einen Erlös von 2,2 bis 2,4 Milliarden Euro gehofft. „Man wird da etwas zurückgehen müssen beim Preis“, räumte er am Donnerstag ein. Den Erlös will der Konzern zur Entschuldung nutzen, aber auch in weitere Wind- und Solarprojekte stecken. Der Solarhandel gehört zur Erneuerbare-Energien-Tochter BayWa r.e., bei der 2021 die ehemalige Credit-Suisse-Tochter EIP eingestiegen war.

Wegen Abschreibungen auf den Solarhandel und einer teilweise durch einen Zyklon zerstörten Apfelernte in Neuseeland verfehlte die BayWa 2023 mit einem Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 304 (Vorjahr: 504) Millionen Euro die angepeilte Spanne von 320 bis 370 Millionen Euro.

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Unter dem Strich stand ein Verlust von 93,4 Millionen Euro, weil die rasant steigenden Zinsen das Ergebnis belasteten. Ein Jahr zuvor hatte die BayWa noch einen Gewinn von 239,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Umsatz ging 2023 um zwölf Prozent auf 23,9 Milliarden Euro zurück.

Pöllingers Vorgänger Klaus Josef Lutz hatte den Konzern mit schuldenfinanzierten Zukäufen ausgebaut. „Die BayWa hat 15 Jahre des billigen Geldes genutzt. Das war wichtig und richtig“, sagte Pöllinger. Nun soll der Berg an Langfrist-Verbindlichkeiten von mehr als drei Milliarden Euro abgebaut werden – in diesem Jahr allein um 500 Millionen. Die Zinsbelastung soll auf 300 von 340 Millionen gesenkt werden, wobei Helber auf sinkende Leitzinsen im zweiten Halbjahr hofft. Damit dürfte wieder ein Nettogewinn zu Buche stehen – und eine Dividende, die diesmal ausfällt. Das Ebit soll sich auf 365 bis 385 Millionen Euro verbessern. Die eigentlich für 2025 angepeilten 470 bis 520 Millionen werde die BayWa aber erst ein Jahr später erreichen, räumte Pöllinger ein.

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Er hatte Ende des vergangenen Jahres einen Machtkampf mit Lutz gewonnen, der ihm als Aufsichtsratschef Verstöße gegen Verhaltensregeln vorgeworfen hatte. Lutz trat zurück, nachdem der Aufsichtsrat Pöllinger das Vertrauen ausgesprochen hatte. Auch der Abschlussbericht einer Anwaltskanzlei, die die Vorwürfe nochmals untersuchte, habe keine Verstöße zutage gefördert. „Der Aufsichtsrat betrachtet den Vorgang damit als vollumfänglich erledigt und abgeschlossen“, teilte das Gremium mit. „Wir wollen nach vorne schauen“, sagte Pöllinger dazu nur.

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