Eigentümerwechsel bei Uralkali Neue Schachzüge im russischen Kali-Streit

Ein russischer Großaktionär überlässt „Putins Banker“ seine Anteile beim Kali-Düngemittelhersteller Uralkali. Damit wird ein neues Kali-Kartell wieder wahrscheinlicher - und die Märkte reagieren prompt.

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Kaliumsalz in den Händen eines Uralkali-Mitarbeiters. Das Unternehmen soll nun den Eigentümer wechseln. Quelle: Reuters

Moskau Ein angeblicher Eigentümerwechsel beim weltgrößten Kali-Düngemittelhersteller Uralkali hat Spekulationen auf eine Neuauflage des Kali-Kartells ausgelöst. Der russische Oligarch und Großaktionär Suleiman Kerimow werde seinen Anteil im Wert von knapp drei Milliarden Euro an den als "Putins' Banker" titulierten Investor Wladimir Kogan verkaufen, berichteten am Freitag mehrere Nachrichtenagenturen und ein prominenter russischer Anwalt.

Der Ausstieg Kerimows könnte den Streit zwischen Uralkali und der weißrussischen Belaruskali über das Ende des Kartells entschärfen. Deshalb legten die Aktien von Uralkali-Rivalen beiderseits des Atlantiks kräftig zu: Die Aktien des deutschen Anbieters K+S kletterten um knapp sechs Prozent, Potash in Toronto um drei Prozent.

Uralkali hatte das Exportkonsortium BPC mit dem weißrussischen Staatskonzern Belaruskali aufgekündigt und in der Folge einen deutlichen Fall der Kali-Preise vorhergesagt. Dies hatte den Börsenwert von Kali-Konzernen weltweit abstürzen lassen.

Bisher haben BPC und das nordamerikanischen Pendant Canpotex 70 Prozent des Kali-Düngemittelmarktes beherrscht und die Preise stets auf einem hohen Niveau gehalten. Uralkali wollte auf eigene Faust so viel Kali verkaufen wie möglich und den fallenden Preis durch steigende Absatzmengen in den Schwellenländern China, Indien und Brasilien wettmachen. Der Strategiewechsel führte zu einem Streit zwischen Russland und Weißrussland - Uralkali-Chef Wladislaw Baumgertner sitzt deswegen in Weißrussland in Haft.

Ende August nahm Weißrussland Baumgertner am Flughafen in Minsk fest und warf ihm Amtsmissbrauch vor. Schließlich ist Baumgertner auch Vorsitzender von BPC und hätte auch die Interessen des Exportkonsortiums im Blick haben müssen.

Gegen Uralkali-Großaktionär Kerimow erheben die weißrussischen Behörden ebenfalls schwere Vorwürfe. Kerimow hält 21,75 Prozent an Uralkali. Über einen Verkauf dieses Anteils kursieren seit längerem Gerüchte.

Branchenexperten vermuten, dass der Verkauf Weißrussland besänftigen soll, weil nun die Kontrolle über Uralkali näher an den Kreml rückt. Der russische Präsident Wladimir Putin hat Weißrussland in dem Konflikt bislang nicht kritisiert. Dies signalisiert Experten zufolge bereits seit längerem, dass die Position Kerimows bei Uralkali möglicherweise nicht länger haltbar ist.

Der russische Anwalt Alexander Dobrowinski erklärte am Freitag, dass Kogan den Anteil Kerimows übernimmt und bereits eine 20-prozentige Anzahlung geleistet hat. Der Deal werde innerhalb von "zwei oder drei Wochen" über die Bühne gehen und Baumgertner werde in dieser Zeit aus dem Gefängnis entlassen, schrieb Dobrowinski auf Facebook.

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