Energie-Konzern im Umbruch Terium denkt über die Aufspaltung von RWE nach

Der RWE-Chef Peter Terium schließt eine Konzern-Aufspaltung nicht mehr aus, falls die Preise weiter fallen. Es locken neue Geschäfte in Nahost, Afrika und der Türkei. Nach wie vor hat ein arabischer Investor Interesse.

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Peter Terium, Vorstandsvorsitzender von RWE, sucht nach neuen Einkommensquellen. Quelle: dpa

Dubai RWE-Chef Peter Terium spielt wegen der fallenden Strom-Großhandelspreise mit der Möglichkeit einer Konzernaufspaltung. „Der Fall X ist noch nicht eingetreten, aber bei einem Strompreis von 28 Euro je Megawattstunde wird es allmählich spannend“, sagte der Manager in Dubai, ohne Einzelheiten zu nennen. „Es stellt sich die Frage, ob das Sparen reicht, um den Verfall der Strompreise zu kompensieren.“ Der Preis für eine Megawattstunde Strom hat sich seit Anfang 2012 fast halbiert und liegt derzeit bei 29,35 Euro.

RWE brechen deshalb die Einnahmen weg, der Gewinn soll in diesem Jahr weiter zurückgehen. Zudem drücken RWE Schulden von über 25 Milliarden Euro. Terium hat bereits die Kosten gesenkt und tausende Jobs abgebaut. „Immer mehr zu sparen, wird langsam schwer“, räumte er ein. Analysten erwarten eine Kürzung der Dividende. Die Ergebnisse des dritten Quartals legt der Konzern in der kommenden Woche vor.

Terium hatte nach den Ende 2014 präsentierten Abspaltungsplänen des Konkurrenten Eon eine Aufspaltung nicht ausgeschlossen, dafür aber keine Notwendigkeit gesehen. Dies könnte sich aber wohl bei einem weiteren Strompreisverfall ändern. Das Management in Essen hält es für möglich, Beteiligungen in eine Atomstiftung zur Finanzierung der AKW-Verschrottung und der Müllbeseitigung einzubringen.

Ob es in dieser Form zu einer Einigung mit der Politik kommen kann, soll eine Kommission klären. „Wir waren noch nie so nah an einer Lösung“, sagte Terium. Eon hatte nach der geplanten Verlängerung der AKW-Haftungsgesetze die Pläne für eine Auslagerung der Atomkraftwerke in eine Tochter aufgegeben.


Neue Geschäfte im Ausland und der Abschied von der alten Kohle

Um die Einbußen bei Kohle- und Gaskraftwerke in Europa auszugleichen, sucht der Konzern sein Heil in der Ferne. So plant Terium etwa neue Geschäfte im Nahen Osten, Nordafrika und der Türkei. Auch Dienstleistungen bei der Energieberatung in Dubai, Abu Dhabi oder Saudi-Arabien sowie Windkraft- und Solaranlagen in Ägpyten und der Türkei sollen den Versorger nach vorne bringen.

„Die Region wird auf Dauer ein Gewinnbringer sein“, sagt Terium. Das Geschäft müsse langsam aufgebaut und Kontakte gepflegt werden. „Wir sind jetzt dabei durchzustarten.“ Große Akquisitionen seien nicht auf der Agenda.

Bei Investoren trifft Terium mit seinem Vorgehen im Ausland auf Zustimmung. „Dass RWE verschiedene Möglichkeiten für neue Einnahmequellen ausprobiert, ist genau die richtige Strategie“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler. „Natürlich muss man aufpassen, wo man investiert. Es muss sich im Endeffekt auch lohnen.“ Es sei gut, dass RWE einen Fuß in der Tür behalte, Kontakte pflege und Investoren warm halte. „Langfristig bleibt ein Einstieg damit ja womöglich eine Option.“

In den Fokus könnte auch wieder die Kapitalbeteiligung eines Investors aus Abu Dhabi rücken: Zwar verfolge RWE wegen des stark gefallenen Aktienkurses diese Idee nicht mehr. „Ich will aber nicht ausschließen, dass es später wieder ein Thema wird“, erklärt der RWE-Chef.

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