Genehmigung in Gefahr Daimler droht wegen Kältemittel Ärger

Die EU drängt die Autobauer, ein neues, umweltschonendes Kältemittel einzusetzen. Doch dieses ist laut Daimler gefährlich. Deswegen nimmt es das alte Kältemittel. Doch das könnte nun für Ärger bei den Behörden sorgen.

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Wegen möglicher Risiken setzt Daimler weiter das alte Kältemittel ein, das allerdings stärker zur Erderwärmung beiträgt. Quelle: dpa

Hamburg Daimler drohen wegen der Weigerung zum Einsatz eines umweltfreundlicheren Kältemittels für Klimaanlagen erheblicher Ärger und hohe Kosten. Die beiden für das Erreichen der ehrgeizigen Absatzziele des Stuttgarter Autobauers wichtigen Kompaktwagen der A- und B-Klasse könnten in letzter Konsequenz sogar die technische Genehmigung des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) verlieren.

Die Flensburger Behörde betonte am Mittwoch, dass sie eine EU-Richtlinie zum Einsatz klimaschonender Kältemittel durchsetzen werde. „Wenn ein Hersteller diese nicht erfüllt, wird das Kraftfahrt-Bundesamt darauf hinwirken, dass er den genehmigungsfähigen Zustand wieder herstellt“, sagte ein Sprecher. Am Ende könne der Entzug der Typ-Genehmigung stehen.

Die A- und B-Klasse sind laut Daimler die beiden ersten deutschen Fahrzeuge, die mit dem neuen Kältemittel mit der sperrigen Bezeichnung HFO 1234yf zertifiziert wurden. Daimler will dieses – aus seiner Sicht gefährliche – Kältemittel aber nicht einsetzen, weil sich bei eigenen Crash-Tests herausgestellt hat, dass es sich bei einem Unfall im Motorraum entzünden und ein giftiges Gasgemisch freisetzen kann. Wegen der Risiken entschied Daimler daher, weiter das alte Kältemittel einzusetzen, das allerdings stärker zur Erderwärmung beiträgt.

Der Konzern sucht in Gesprächen mit den Behörden einen Kompromiss, um das alte Kältemittel mit dem Namen R123a vorübergehend weiter verwenden zu dürfen, denn zum Jahresende läuft eine wichtige Frist aus. „Wir haben beantragt, dass wir nochmal sechs Monate Frist bekommen, in denen wir eine Alternative ausarbeiten“, sagte ein Sprecher des Autokonzerns.

Damit nimmt Daimler in Kauf, in der Branche isoliert dazustehen. Auch der Weltverband der Autoingenieure SAE hatte unlängst bekräftigt, dass das neue Kältemittel auch bei schweren Unfällen sicher sei.

Die gesamte Automobilindustrie hatte sich seinerzeit für das neue Kältemittel für ab Anfang 2011 neu genehmigte Fahrzeugtypen entschieden, um die Klimavorgaben zu erfüllen. Als die beiden US-Chemiekonzerne DuPont und Honeywell die Substanz nicht in ausreichender Menge liefern konnten, wurde von der EU bis Ende 2012 ein Moratorium erlassen. Damit wurde möglich, vorerst das alte Kältemittel weiter zu verwenden.

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