Deutschlands beste Mittelständler Der neue Stil der Hidden Champions

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Der Vorreiter und der gute Riecher

Die Kunden dort wollen genau wissen, mit wem sie sich für solche Milliardenprojekte einlassen. Bei Preisen für Herrenknechts Maschinen zwischen 30 und 50 Millionen Euro ist das verständlich. Schon vor 16 Jahren hat der Chef und Gründer darum einen Marketingmanager eingestellt. „Aber wir übertreiben es nicht“, sagt Herrenknecht. Ganz in der Tradition eines deutschen Mittelständlers nehme man sich stets etwas zurück. In der Firma haben sie dafür einen Vergleich: „Wir tragen den silbernen Helm, nicht den goldenen“, sagen die Mitarbeiter, das sporne an, sich weiter anzustrengen. „Vielleicht ist das altmodisch“, sagt Herrenknecht, „aber besser klein anfangen und groß aufhören, als umgekehrt.“

Der Vorreiter: Schunk

„Jens Lehmann verkörpert Dynamik, Biss, Siegeswillen und Überlegenheit“, sagt Henrik Schunk, „also genau die Werte, für die die Marke Schunk steht.“ Das Unternehmen aus Lauffen am Neckar ist Weltmarktführer für Greifsysteme und Spanntechnik, wie sie etwa bei Industrierobotern verbaut werden. Vor drei Jahren verpflichtete Schunk den früheren deutschen Fußballnationaltorhüter Jens Lehmann als Markenbotschafter. „Es gelang, unseren Kernkompetenzen, nämlich dem präzisen Greifen und dem sicheren Halten, ein Gesicht zu geben“, sagt Henrik Schunk, der das Familienunternehmen gemeinsam mit seiner Schwester Kristina I. Schunk und seinem Vater Heinz-Dieter Schunk führt.

Alles im Griff: Henrik Schunk (l.) leitet den Marktführer für Greifsysteme mit Schwester Kristina und Vater Heinz-Dieter. Quelle: Presse

Dank Lehmann gelang Schunk das Kunststück, seine nüchternen und sehr sachlichen Produkte zu emotionalisieren. Das Unternehmen mit 2300 Mitarbeitern und einem Umsatz von 325 Millionen Euro im vergangenen Jahr verfolgt diese Strategie, um im Ausland zu expandieren.

1989 gründete Schunk die ersten Niederlassungen in der Schweiz und Belgien. Es folgten die USA, Frankreich, Schweden und kürzlich auch China. Insgesamt hat das 1945 gegründete Unternehmen heute 30 Tochtergesellschaften im Ausland. In den kommenden zehn Jahren soll es zu einem der bekanntesten Global Player im Maschinenbau werden. Das jedenfalls will Geschäftsführer Henrik Schunk, der Platz elf des Markenrankings belegt und seine Mannschaft unermüdlich antreibt.

Fest steht, dass der Mittelständler vom Neckar in einem absoluten Wachstumsmarkt unterwegs ist. Der Trend zur Digitalisierung der industriellen Fertigungsprozesse dürfte Schunk in den kommenden Jahren einen kräftigen Schub geben. Die Voraussetzungen dafür schafft das Unternehmen durch intensive Forschung. Rund acht Prozent des Umsatzes fließen bei Schunk in die Entwicklung neuer Produkte und Lösungen. Das Unternehmen hält etwa 160 Großpatente, die jeweils mehrere Produkte umfassen.

von Katharina Matheis, Jürgen Salz, Thomas Glöckner

Schunk nehme in seiner Branche eine Vorreiterrolle ein, sagt Biesalski-Mitarbeiter de Crignis. Die Greifer und Haltesysteme von Schunk findet man unter anderem in den Fabriken aller europäischer Autohersteller, aber auch bei Bosch und Airbus, beim Uhrenhersteller Rolex und in der Konsumgüterindustrie.

Guter Riecher: Mennekes

Walter Mennekes zeichnet sich aus durch einen guten Riecher für neue Trends und Märkte. Schon 1995 – der Boom in China hatte noch gar nicht richtig begonnen – startete Mennekes ein Joint Venture in der Nähe von Shanghai. Sieben Jahre später eröffnete der Chef des Mittelständlers aus Kirchhundem im Sauerland eine Fabrik in Nanjing, die ausschließlich für den chinesischen Markt fertigt: Stecker und Steckverbindungen für den Einsatz in der Industrie.

Auch als sich die Elektromobilität als Zukunftsthema ankündigte, wusste Mennekes, was zu tun ist. „Stecker, das sind wir, diesen Stecker müssen wir bauen“, sagte er, als die europäische Autoindustrie nach Ladevorrichtungen für die künftigen Autos verlangte. Mennekes entwickelte einen Stecker und wurde belohnt: Im Frühjahr vergangenen Jahres erklärte das EU-Parlament den Stecker aus dem Sauerland zum europaweiten Standard.

„Ein Verständnis, sich in einem dynamischen Markt richtig und zukunftsfähig auszurichten“, bescheinigt Biesalksi-Berater de Crignis dem Unternehmen, das im Markenranking auf Platz 14 landete. Walter Mennekes’ Vater Aloys hatte das westfälische Unternehmen 1935 gegründet. Heute beschäftigt Mennekes rund 1000 Mitarbeiter, die Hälfte davon am Stammsitz, und kam 2014 auf einen Umsatz von 130 Millionen Euro.

Im Vergleich mit dem Ranking vor zwei Jahren hat das Unternehmen einen Rang verloren. Ein Grund: die vagen Aussichten beim Geschäft mit der Elektromobilität. Auch wenn die Stromer von der Regierung gefördert würden, wären sie für Mennekes erst in etwa fünf Jahren ein großes Geschäft.

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