Begleitet von Protesten der Mitarbeiter hat sich der neue Chef des Industriekonzerns Thyssen-Krupp, Miguel Lopez, am Freitag in Bochum den Aktionären gestellt. „Es muss möglich sein, klar auszusprechen, dass wir bei Thyssen-Krupp nicht so weitermachen können wie bisher“, hatte der Manager in seiner vorab veröffentlichten Rede für seinen Kurs geworben.
Er will mit seinem Performance-Programm Apex die einzelnen Geschäfte auf Rendite trimmen. Das Stahlgeschäft und die Marine-Sparte könnten verkauft werden. Die übrigen Bereiche, darunter die Wasserstoff-Tochter Nucera, sollen vom Boom umweltfreundlicher Produkte profitieren.
Die Arbeitnehmervertreter haben Lopez Alleingänge und mangelnde Transparenz vorgeworfen. „Mitbestimmung erhalten“ war auf Transparenten der Mitarbeiter zu lesen, die vor dem Ruhrcongress in Bochum demonstrierten.
Die IG Metall verteilte Flugblätter mit dem Titel „Was soll das, Herr Lopez?“ an die Aktionäre. Eine Karikatur zeigte, wie er mit den Kopf gegen die Wand lief. „Wir fordern eine klare Konzernstrategie unter Einbeziehung der Mitbestimmung und keine Entscheidung gegen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.“
Thyssen-Krupp habe wieder ein verlorenes Jahr hinter sich, kritisierte der Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, Ingo Speich, laut Redetext. Der Aktienkurs sei seit der letzten Hauptversammlung um 20 Prozent gesunken. „Das Vertrauen am Kapitalmarkt ist dahin, die vielfach zitierte Aufbruchsstimmung ist der Ernüchterung gewichen.“
Lopez müsse jetzt durchgreifen. „Die Zeit des Zauderns ist vorbei. Zeigen Sie neben Ihrer Entschlossenheit auch Handlungsfähigkeit.“
Lesen Sie auch, wie sich Miguel Lopez in seinen ersten Monaten als Chef von Thyssenkrupp geschlagen hat, um welche Summen es beim Verkauf der Stahlsparte in etwa geht – und wer Interesse an Thyssenkrupp Marine Systems hat.