Insider Eon will Gasimport mit Bundeshilfen erhöhen

Deutschland soll unabhängiger von russischen Importen werden, dafür verhandelt Eon mit neuen Partnern über mögliche Gaslieferungen. Einem Insider zufolge sollen Milliardengarantien des Bundes diese mitfinanzieren.

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Eon verhandelt mit neuen Partnern über Gaslieferungen. Der Bund soll diese durch Milliardengarantien mitfinanzieren. Quelle: dpa

Mailand/London Eon will einem Insider zufolge mit Hilfe von Milliardengarantien des Bundes mehr Gaslieferverträge schließen. Nach der Unterzeichnung eines Vertrages über die Lieferung von Flüssiggas aus Kanada verhandele der größte deutsche Energiekonzern über Projekte in Ostafrika, Südamerika und dem Mittelmeer-Raum, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.

Damit könnte auch die Abhängigkeit von russischen Gasimporten etwas verringert werden.

Deutschland bezieht rund 40 Prozent seiner Gasimporte aus Russland. Das Verhältnis zwischen beiden Ländern ist wegen der Ukraine-Krise aber gespannt. Mit den Garantien habe die Bundesregierung ein Mitspracherecht, sagte der Insider. So will Eon von 2020 an jährlich etwa fünf Millionen Tonnen Flüssiggas in Kanada kaufen. Davon sollen 1,5 Millionen Tonnen nach Deutschland geliefert werden.

Eon erklärte, mit Verträgen wie dem Goldboro-Projekt in Kanada wolle der Düsseldorfer Konzern seinen Gasbezug weltweit noch breiter aufstellen. Risiken würden verringert und Marktchancen in verschiedenen Kontinenten genutzt. Zu Details äußerte sich der Versorger nicht. Eon bezieht sein Erdgas vor allem aus Russland und Norwegen.

Der Anteil aus Russland variiert dem Unternehmen zufolge zwischen einem Drittel und knapp der Hälfte. Verflüssigtes Erdgas (liquefied natural gas, LNG) will Eon künftig auch aus Katar beziehen. Dem Insider zufolge verhandelt Eon etwa auch mit Mosambik, Israel, Peru und Kolumbien.

Bei Flüssiggas wird Erdgas stark abgekühlt und das Volumen so verkleinert, dass es mit Schiffen transportiert werden kann. Dem Insider zufolge sprach der Bund Eon für das Projekt in Kanada Garantien in Höhe von zwei Milliarden Euro zu.

Die Bundesregierung kann den Import von Rohstoffen über sogenannte Ungebundene Finanzkredite (UFK-Garantien) absichern. Deutschland hatte die UFKs vor Jahrzehnten geschaffen, um Unternehmen Darlehen für Rohstoffimporte durch die hohe Kreditwürdigkeit des Bundes zu verbilligen.

So hat Eon ein Rating von A-, das durch UFK in diesem Fall auf die Bestnote AAA der Bundesregierung steigt und dem Unternehmen so niedrigere Zinsen für das Flüssiggas-Projekt ermöglicht. Für die Kanadier bedeutet die UFK-Garantie, dass ein Zahlungsausfall nahezu ausgeschlossen ist.

Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, im vergangenen Jahr habe es zwei Anfragen zur Übernahme von UFK-Garantien für Flüssiggas-Projekte gegeben. „Dabei wurde auch die prinzipielle rohstoffpolitische Förderungswürdigkeit eines LNG-Projekts vom Bundeswirtschaftsministerium bestätigt.“

Es seien aber noch keine UFK-Garantien für LNG-Projekte erteilt worden. Dies kann erst geschehen, wenn ein Vorhaben endgültig beschlossen wird.

Dem Insider zufolge benötigt E.ON die Garantien des Bundes auch, um im Wettbewerb gegen staatlich kontrollierte Versorger wie Electricite de France zu bestehen. Die Garantien verbesserten die Erfolgsaussichten des Unternehmens.

Zudem würden die Kapitalkosten für den Konzern bei den Projekten um etwa ein bis zwei Prozent niedriger ausfallen.

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