Konjunktursorgen Europas Automarkt droht Abkühlung

Dank einiger Sonderfaktoren ist Europas Automarkt im September um 6,1 Prozent gewachsen. Analysten warnen aber vor Euphorie. Denn die düsteren Konjunkturaussichten belasteten die Branche – der Markt droht abzukühlen.

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Fabrikneue Autos mehrerer Fabrikate stehen im Hamburger Hafen: Der europäische Automarkt droht abzukühlen. Quelle: dpa

Frankfurt Dem europäischen Automarkt ist im September trotz aller Konjunktursorgen noch nicht die Puste ausgegangen. Zum Anstieg der Neuzulassungen gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,1 Prozent auf 1,27 Millionen Fahrzeuge trugen allerdings mehrere Sonderfaktoren bei, wie die Herstellerverbände ACEA und VDA am Freitag erklärten. So hatte der September einen Verkaufstag mehr als der August. In Spanien kurbelte die Abwrackprämie die Verkaufszahlen weiter an auf satte 26 Prozent, es war der achte zweistellige Anstieg in Folge. Auch Großbritannien ist eine wichtige Stütze in Europa. Dort haben das Plus von 5,6 Prozent zum Teil am Nummernschildwechsel im September gelegen, erklärte der Verband der Automobilindustrie (VDA). Der jährliche Termin, zu dem die Steuermarken aufs Nummernschild kommen, animiert die Briten zum Neuwagenkauf.

Analysten warnten deshalb vor Euphorie. Ohne den zusätzlichen Verkaufstag hätten die Neuzulassungen in Europa und den drei Efta-Staaten Schweiz, Island und Norwegen nur um 1,3 Prozent zugelegt statt um 6,1 Prozent, rechneten die Experten des Analysehauses International Strategy & Investment aus. Peter Fuß von der Unternehmensberatung EY wies auf die Quartalswachstumsraten hin: Nach 8,4 Prozent im ersten Vierteljahr hätten die Neuzulassungen im dritten Quartal nur noch um 5,1 Prozent zugelegt. „Die Erholung des Marktes verliert an Schwung“, warnte Fuß. Die düsteren Konjunkturaussichten für Europa belasteten die Autobranche. „Denn wenn das Beschäftigungswachstum in Europa stockt und die Unternehmen weniger investieren, wird sich das unmittelbar auf die Pkw-Neuzulassungen auswirken.“

In den 28 EU-Staaten ergab sich seit Januar ein Absatzplus von 6,1 Prozent auf 9,57 Millionen Fahrzeuge. Die beiden größten Einzelmärkte, Deutschland und Frankreich, erreichten einen moderaten Zuwachs. Die Neuzulassungen in Deutschland stiegen um 2,9 Prozent auf 2,28 Millionen Fahrzeuge, wobei die Nachfrage der gewerblichen Kunden großen Einfluss hat. In Frankreich lag das Plus bei 2,1 Prozent.

Profitiert von der Erholung in Europa, die jetzt abzubrechen droht, haben vor allem die französischen Hersteller, vor allem Renault mit seiner Billigwagen-Marke Dacia. Der Absatz stieg von Januar bis September um gut 15 Prozent. Nur halb so stark wuchsen die Neuzulassungen von Fahrzeugen aus dem Zwölf-Marken-Konzern Volkswagen. Die Premiumhersteller BMW und Daimler setzten 2,5 und 2,2 Prozent mehr Neuwagen ab. Unter den japanischen Herstellern konnte Nissan mit mehr als zehn Prozent viel stärker zulegen als der Weltmarktführer Toyota.

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