München Die bayerische Staatsregierung mischt sich in die neuerlichen Pläne für eine Fusion des Münchener Linde-Konzerns mit dem US-Rivalen Praxair ein. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner nimmt dabei den ohnehin geplanten Stellenabbau von Vorstandschef Wolfgang Büchele aufs Korn.
„Linde muss jetzt prüfen, ob der neue Vorschlag von Praxair die bisherigen Differenzpunkte ausräumen kann. Dazu gehört für mich insbesondere der Erhalt der bayerischen Standorte und Arbeitsplätze“, sagte die CSU-Politikerin der „Wirtschaftswoche“. Beim ersten Anlauf im Sommer war der Zusammenschluss unter anderem an Standortfragen gescheitert.
In der Folge schlug Büchele einen harten Sparkurs ein, weltweit bis zu 4000 Stellen könnten abgebaut werden. So will der im Frühjahr scheidende Manager die Rendite nach oben treiben. Das Werk in Dresden mit 500 Mitarbeitern soll geschlossen werden. Weltweit beschäftigt Linde 65.000 Menschen, davon 8000 in Deutschland.
Praxair hat mit seinem raschen zweiten Anlauf die Branche überrascht. Durch den Zusammenschluss würde im Industriegasegeschäft ein neuer Weltmarktführer mit einem Börsenwert von etwa 60 Milliarden Euro entstehen. Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle gilt als Fan der Fusion.
„Ich habe Praxair immer bewundert, das ist ein perfekt geführtes Unternehmen“, sagte Reitzle nach dem ersten Scheitern dem „Handelsblatt“. Offen ist weiterhin, wie sich die Arbeitnehmervertreter positionieren. Sowohl IG Metall als auch IG BCE, die jeweils einen Vertreter im Linde-Aufsichtsrat haben, hüllen sich weiterhin in Schweigen. Die nächste Runde der Verhandlungen über den Stellenabbau steht in der kommenden Woche an. Der Aufsichtsrat trifft sich am kommenden Mittwoch.