Neue Kraftwerke Unter zu viel Strom

Deutschland hat noch nie so viel erneuerbare Energie produziert wie jetzt. Doch das stoppt die Stromkonzerne nicht, neue fossile Kraftwerke ans Netz zu bringen. Das könnte ausgerechnet dem Verbraucher zugute kommen.

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EnBW hat am Montag ein neues Kraftwerk an das Stromnetz angeschlossen – trotz Überproduktion in Deutschland. Quelle: dpa

Noch nie kam so viel Strom in Deutschland aus erneuerbaren Energien. Doch das stoppt die großen Energieversorger nicht, immer neue fossile Kraftwerke ans Netz zu bringen. Am Montag startete EnBW den Betrieb eines neuen Kohlekraftwerks und schloss einen Block von 642 Megawatt an das Stromnetz an.

EnBW ist nicht der einzige Energieversorger, der in neue Kraftwerke investiert. RWE und GDF wollen bis Anfang Juli mit eigenen Werken in Hamm und Wilhelmshaven folgen. Damit steigt die Kapazität um 1,3 Prozent, wie Daten von Bloomberg zeigen. Gleichzeitig boomt die Solarbranche: Mit 24.244 Megawatt Energie aus Sonne hat Deutschland am 06. Juni einen neuen Rekord erreicht, wie die European Energy Exchange (EEX) errechnet hat. Allein mit einem Megawatt können 2000 Haushalte versorgt werden.

Deutschland ist nicht nur der größte Energiemarkt in Europa, die neuen Kraftwerke werden auch neue Kapazitäten auf einen Markt bringen, der ohnehin schon mehr als versorgt ist. Das zeigen auch die Zahlen zu Terminkontrakten in Deutschland: Der Preis nähert sich derzeit dem niedrigsten Niveau seit neun Jahren an. Im nächsten Jahr könnte diese Zahl sogar noch um weitere drei Prozent zurückgehen, wie die AVU aus Gevelsberg prognostiziert.

„Die Kapazitäten werden in Deutschland bis 2016 weiter steigen, sowohl durch Kohlekraftwerke als auch durch erneuerbare Energien“, sagt AVU-Energiehändler Danny Graefe. Ausgerechnet für den Verbraucher könnte sich das positiv auswirken: „Das treibt die Preise in der Regel nach unten“, so Graefe.

Bis 2025 will Deutschland seinen Strom zu 45 Prozent aus erneuerbaren Energien beziehen. Im ersten Quartal 2013 waren es nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft 27 Prozent. Im vergangenen Jahr sank der Stromverbrauch der Deutschen drastisch und fiel nach Angaben der AG Energiebilanzen mit 598 Terrawatt-Stunden auf den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2009.

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